Der Monat, an dem die Muslime angehalten sind, in einer dezidierten Form, das Fasten zu begehen, ist mehr als bloß auf dieses und jenes Verzicht zu üben. Dieser neunte Monat im arabischen Mondkalender ist ein religiöser Topos. Vor allem mit der Herabsendung des Korans, jene erste Rührung der Offenbarung, die sich im Monat Ramadan ereignete, avanciert dieser Monat zu einer besonderen Vergegenwärtigung.
Ramadan ist ein Monat wie kein anderer, aber genau das soll er sein, ein Monat wie ein anderer. Der Monat dürfte sich nicht als Ausnahme im Jahr verstehen, sondern das ganze Jahr begleiten, im ganzen Leben gegenwärtig sein. Wenn die Fastenden im Monat Ramadan von einer einzigen Frage getragen wären, welche wäre sie? Fragen sind stets Wege, sie sind Aufgaben, Orientierungen, Erhellungen. Die Frage ist: Was hält mich in Wahrheit am Leben? Brot und Wasser sind es nicht, auch nicht alles Genussvolle, wonach wir sonst trachten. Nach welchem Glück, nach welchem Gut trachten wir zumeist im Leben? Worin besteht unsere Glückseligkeit? Was sind die Genüsse, die uns hier beflügeln, wonach wir streben? Was ist wert? Was hat Wert?