In einer E-Mail an die Parteimitglieder hat die Vorsitzende der rechtspopulistischen AfD unlängst geschrieben, dass "provokante Aussagen" unerlässlich seien, "um sich medial Gehör zu verschaffen". Habe man erst die Aufmerksamkeit, könne man korrigieren, so Frauke Petry.
Nun hat die AfD-Chefin der "Welt am Sonntag" ein Interview gegeben und darin den Umgang des beliebten Fußballers Mesut Özil mit seiner Religion kritisiert. Zugleich bekräftigte sie noch einmal ihre Ansicht, dass der Islam verfassungswidrig sei.
Özil hatte auf seiner Facebook-Seite ein Foto veröffentlicht, das ihn vor der Kaaba in Mekka zeigt. Die Pilgerreise gehöre zwar zu den religiösen Pflichten eines Muslims, so Petry. "Ob man sie aller Welt präsentieren muss, steht dahin", zitiert die Zeitung die Parteivorsitzende. "Man könnte Özil fragen, ob er mit diesem Bekenntnis auch eine politische Aussage treffen wollte", fügte sie demnach hinzu. Vergleichbare Äußerungen der Parteivorsitzenden über die Religionsausübung christlicher Nationalspieler sind nicht bekannt.
Auch auf Özils Privatleben geht Petry in dem "WamS"-Interview ein: Sie vermute, dass der Nationalspieler "nicht nach den Regeln der Scharia" lebe. "Die Frauen, mit denen er sich öffentlich zeigt, tragen jedenfalls kein Kopftuch."
Sogar Özils Verhalten auf dem Fußballplatz kritisiert Petry in dem Interview. "Es ist schade, dass Mesut Özil als Identifikationsfigur für so viele Kinder und Jugendliche die Nationalhymne nicht mitsingt", wird sie zitiert. Özil ist jedoch nicht der einzige Nationalspieler, der darauf verzichtet - auch christliche oder konfessionslose Mannschaftskollegen schweigen, während die Hymne gespielt wird. Zudem hat das Mitsingen der Hymne in der Bundesrepublik keine Tradition. Bei der Weltmeisterschaft 1974 sang beispielsweise kein deutscher Nationalspieler mit.
source : dpa
Sonntag
5 Juni 2016
15:01:01
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Die AfD hat sich einen Anti-Islam-Kurs ins Programm geschrieben. Was das bedeutet, zeigt sich nun am Beispiel des Fußballers Mesut Özil.