Vertreter von Religionen, Hochschule und Konfessionslosen haben sich für „Räume der Stille“ an Universitäten ausgesprochen. Um Konflikte bei diesem Thema zu vermeiden, brauche es jedoch einen konstruktiven Austausch zwischen Hochschule und Studierendenschaft, klare Nutzungsregeln sowie die gegenseitige Rücksichtnahme aller Raumnutzer, hieß es bei einer Podiumsdiskussion am Dienstagabend in der Kölner Zentralmoschee auf Einladung der Türkisch Islamischen Union (DITIB).
In den vergangenen Monaten war es unter anderem an der Universität Essen, der Technischen Universität Berlin (TU) und der TU Dortmund zu Konflikten rund um „Räume der Stille“ und deren Schließung gekommen. An der Uni Köln wird zum Wintersemester ein solcher Ort im ehemaligen Studierendensekretariat im Untergeschoss des Hauptgebäudes eröffnet.
Der Sprecher der Universität Köln, Patrick Honecker, zeigte sich zuversichtlich, dass der geplante „Raum der Stille“ von den Studierenden gut angenommen werde und durch aktive Kommunikation mit allen Beteiligten Konflikte vermeidbar seien. Der Leiter des Instituts für Katholische Theologie an der Universität Paderborn, Klaus von Stosch, berichtete vom dortigen „Raum der Stille“. Östliche Meditationstechniken, „Power-Napping“ und muslimisches Gebet kämen dort gleichermaßen vor, und dies friedlich nebeneinander. „Christliche Gruppierungen, die regelmäßig gemeinsam beten, kommen, um zu zeigen: wir beten auch noch!“, so der Professor.
Die Präsidentin des Rates muslimischer Studierender und Akademiker (RAMSA), Hatice Durmaz, verwies auf die Notwendigkeit eines Raumes, den muslimische Studierende gemeinsam mit Andersgläubigen oder auch atheistischen Kommilitonen nutzen könnten. „Das muslimische Gebet ist hierbei kein Protest, sondern ein spirituelles Bedürfnis“, so die Kölner Historikerin. Besonders wichtig sei dabei die Mitarbeit muslimischer Studentengruppen. Diese müssten gegen jegliche Tendenzen von Fundamentalismus vorgehen. Wenn solche Räume an Universitäten geschlossen würden, hätten „diejenigen gewonnen, die den Raum missbraucht haben“, betonte Durmaz.
Auch der Präsident des Humanistischen Verbandes Nordrhein-Westfalen, Erwin Kress, sprach sich für «Räume der Stille» aus. „Man kann Religionen nicht beiseiteschieben.“ Er forderte, nach der teils erregten Debatte der vergangenen Monate nun die „Kirche im Dorf zu lassen“.