AhlolBayt News Agency (ABNA)

source : spiegel
Mittwoch

4 Mai 2016

06:02:51
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Die AfD und der Islam: Das Muslim-Problem

Von Deportationen will man bei der AfD vorerst absehen. "Wir meinen nicht, alle Muslime auszuweisen", sagt Beatrix von Storch. Aber das kann sich ändern: Am Ende jeder Reinheitsutopie steht das Lager.

Wohin will die AfD? Sie will zurück, darauf kann sich die Kommentarrepublik einigen. Nur die Frage, wie weit zurück sie will, ist offen.

In der "Zeit" konnte man vor ein paar Wochen lesen, der typische AfD-Anhänger sehne sich nach den Achtzigerjahren - das sei das Jahrzehnt, in dem er am liebsten leben würde. Auf SPIEGEL ONLINE stand, ein Blick in das Programm sei wie eine Zeitreise in die Sechziger. Die "Frankfurter Allgemeine" bestimmt in ihrem neuen Wochenmagazin die Fünfzigerjahre als ideellen Fluchtpunkt.

Auf dem Cover präsentierte das Blatt die AfD-Familie als Neuauflage der Familie Trapp: die Kinder in Tracht, die Wangen so rosig, als würden sie den ganzen Tag mit Sanddornsaft gefüttert; die Mutter mit frischgestärkter Schürze und Schokokuchen in der Hand; der Vater als fescher Naturbursche, das Jagdgewehr über der Schulter, den Dackel zu Füßen.

Das war als Warnung gemeint. Ich habe allerdings Zweifel, ob die Warnung verfängt. Der unbedingte Fortschrittsglaube ist in Deutschland weniger verbreitet, als man unter Kommentatoren meint. Viele Menschen blicken mit einem Gefühl der Sehnsucht nach hinten, unabhängig von der politischen Zugehörigkeit.

Nostalgie ist kein Vergehen

Was die Vergangenheitsfixierung angeht, kann es zum Beispiel keine Generation mit den in die Jahre gekommenen Achtundsechzigern aufnehmen, die bis heute davon überzeugt sind, dass erst mit ihnen das Land wahrhaft demokratisiert wurde. Die Idealgesellschaft der Grünen liegt noch weiter zurück, irgendwo in einer mythischen Zeit, als Mensch und Natur im Einklang waren, die Flüsse sauber und die Luft kristallklar, und man alles, was man zum Leben brauchte, aus regionalen Manufakturen bezog statt aus anonymen Großbetrieben.

Das Problem mit der AfD ist nicht die Rückwärtsgewandtheit. Nostalgie ist kein Vergehen. Es ist der reformerische Ansatz, der uns zu denken geben sollte. Man täuscht sich, wenn man glaubt, diese Partei habe keine Vorstellung von der Zukunft. Auch die AfD denkt nach vorne, auch sie will den Menschen in eine bessere Welt führen. Darin gleicht sie der revolutionären Vorgängerbewegung der Achtundsechziger, die zu überwinden sie sich vorgenommen hat.

Noch ist nur schemenhaft zu erkennen, wie diese Zukunft aussehen soll, aber in jedem Fall ist sie exklusiv. Der Muslim hat in ihr schon mal keinen Platz. Dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre, ist die zentrale Botschaft, die vom Parteitag in Stuttgart ausgeht. Von hier leitet sich von nun alles Weitere ab.

Die führenden Leute bei der AfD verweisen darauf, sie meinten die Religion, nicht die Gläubigen. Da der Islam aber insgesamt als politische Ideologie verstanden wird, steht jeder unter Verdacht, der sich zu dieser Religion bekennt. In Deutschland sind das etwa fünf Millionen Menschen. Das ist eine gewaltige Zahl, die die Kühnheit des Unterfangens unterstreicht.