Der Islamwissenschaftler Bülent Uçar fordert nach dem Vorstoß des Unions-Fraktionschefs Volker Kauder zur Moschee-Kontrolle eine sachlichere Debatte. „Es ist wissenschaftlich nicht belegt, dass Extremisten und Gewaltverherrlicher aus dem Umfeld von Moscheen stammen“, sagte der Professor und Leiter des Instituts für Islamische Theologie an der Universität. „Religiöse Extremisten und Salafisten radikalisieren sich oft durch Bücher, Internet und das Umfeld.“
Der Jurist und Islamrechtler Ҫefli Ademi weist den Radikalsierungsvorwurf gegen Moscheegemeinden ebenfalls zurück und kritisiert die Aussage Kauders als Populismus. „Das Problem sehe ich eher in einem populistischen Aktionismus, wie er zurzeit von Herrn Kauder betrieben wird. Dieser Vorstoß ist verfassungsfeindlich, weil er Moscheegemeinden und Muslime generell unter einen Pauschalverdacht stellt“, so Ademi in einem Interview.
Die große Mehrheit der Moscheen in Deutschland arbeite präventiv gegen Radikalisierung und müsse kooperativ unterstützt werden meint der Wissenschaftler. „Ich glaube ein Radikalisierungsproblem gibt es in den Mehrheitsmoscheegemeinden in Deutschland nicht. Ganz im Gegenteil. Sie leisten Graswurzelarbeit um gerade Radikalisierung vorzubeugen. Das bedeutet, dass wir eine stärkere Kooperation mit den Moscheegemeinden suchen sollten, anstatt diese wieder zu problematisieren“, fordert der Jurist.
Ҫefli Ademi ist wissenschaftlicher Mitarbeit am Zentrum für islamische Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.