AhlolBayt News Agency (ABNA)

source : iQ
Montag

2 Mai 2016

06:41:30
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Gebetsraumkonflikt: Jetzt reden wir!

„Menschen im Guten zusammenbringen“

Negative Schlagzeilen über drei muslimische Gebetsräume an deutschen Universitäten dominierten die Nachrichten. Doch wie sieht es mit anderen muslimischen Hochschulgruppen aus? IslamiQ lässt sie selbst zu Wort kommen. Heute: die Muslimische Hochschulgemeinde Düsseldorf (MHG).

IslamiQ: Aus wie vielen Mitgliedern besteht Ihre muslimische Hochschulgruppe und seit wann besteht sie?

IslamiQ: Gibt es einen muslimischen Gebetsraum an Ihrer Universität? Wenn ja, gab es je Probleme? Wenn nein, ist ein Gebetsraum geplant?

MHG: Die Heinrich Heine Universität verfügt über einen konfessionsübergreifenden „Raum der Stille und des Gebets“. Dieser wurde auf Anfrage von Studierenden in Zusammenarbeit mit dem AStA, der christlichen Hochschulgemeinden, anderen Konfessionsgruppen und dem Rektorat initiativ im Jahr 2010 eröffnet. Seither wird er unter Berücksichtigung der Raumordnung und mit gegenseitigem Respekt täglich zur Meditation, zum Gebet und zur stillen Besinnung genutzt.

Festessen auf dem Campusgelände für Flüchtlinge (Eid al-atha), Teammitglieder bei der Essensausgabe. September 2015

Festessen auf dem Campusgelände für Flüchtlinge (Eid al-atha), Teammitglieder bei der Essensausgabe. September 2015 © MHG

IslamiQ: Wie ist die Beziehung der muslimischen Hochschulgruppe zu den anderen Hochschulgruppen und nicht-muslimischen Studierenden? Gibt es auch gemeinsame Organisationen?

MHG: Die MHG Düsseldorf steht im stetigen Austausch und pflegt den Kontakt zu anderen Hochschulgruppen an der Heinrich Heine Universität, wie beispielsweise mit der KHG (katholische Hochschulgemeinde) oder ESG (Evangelische Studierenden Gemeinde). Es werden regelmäßig Veranstaltungen in Kooperation mit diesen Hochschulgruppen, aber auch mit dem AStA, geplant und angeboten. Darüber hinaus sind sämtliche Veranstaltungen und wöchentliche Vorstandssitzungen während des Semesters Studierenden aller Glaubensrichtungen und Überzeugungen offen und werden von diesen auch in Anspruch genommen.

Die MHG versteht sich als integrativer Teil dieser Universität, und zeichnet sich durch Transparenz in ihrer Arbeit u.a. gegenüber dem Rektorat, dem AStA und den außeruniversitären Institutionen, wie mit der Stadt, sowie dem Land NRW aus. Sie möchte durch ihr Wirken ihren Beitrag zur Förderung des Dialoges und des Selbstverständnisses einer respektvollen Studierendenschaft auf dem Campus leisten, etwaigen Vorbehalten oder Vorurteilen entgegenwirken und die internationale Ausrichtung an der Heinrich Heine Universität positiv fördern. Die MHG Düsseldorf ist zusätzlich im regen Austausch mit bundesweiten und regionalen muslimischen Hochschulgruppen und ist Mitglied des Dachverbandes Rat muslimischer Studierender und Akademiker (RAMSA).

Abschlussfoto „Comedy Klatscher“, April 2016, über 600 Studierende nahmen an der Veranstaltung teil.

Abschlussfoto „Comedy Klatscher“, April 2016, über 600 Studierende nahmen an der Veranstaltung teil. 

IslamiQ: Warum ist es wichtig, dass es muslimische Hochschulgruppen und/oder einen muslimischen Gebetsraum gibt?

MHG: Die Existenz muslimischer Hochschulgruppen ist eine organisierte Instanz und Reflektion eines nicht zu unterschätzenden Anteils der Studierendenschaft. Sie zeichnet sich durch eine interne dynamische und inklusive Struktur aus und kann als Austauschpartner, Beratungsinstanz und Repräsentant eben dieser Studierenden dienen. Die Hochschulgruppen fungieren als Sprachrohr für die Bedürfnisse und Anregungen muslimischer Studierenden und umgekehrt als Ansprechpartner für unterschiedliche Verwaltungsebenen der Universität. Sie tragen dazu bei, inneruniversitäre Freizeitangebot durch Veranstaltungen ganz unterschiedlicher Art zu erweitern und zu bereichern. Ebenso sensibilisieren MHGen das Verständnis der Studierenden für die Relevanz ehrenamtlicher Arbeit.

Die MHG Düsseldorf leistet beispielsweise regelmäßig Bedürftigen, der Kinderkrebsklinik oder für andere karitative Zwecke finanzielle Hilfestellung (durch beispielsweise Spendenaktionen, Kuchenständen o.ä.), oder ermöglicht durch unterschiedliche Projekte den Studierenden den Zugang zur Flüchtlingshilfe. Die Eröffnung von Gebetsräumen oder Räumen der Stille, wie sie an der Heinrich Heine Universität existiert, fördert das Gefühl des respektvollen Miteinanders und der Wertschätzung der persönlichen Glaubensauslebung bei gegenseitiger Rücksichtnahme und stellen einen nicht zu unterschätzenden Stellenwert für den Studienalltag dar, indem sie einen geschützten Raum für die Ausübung eines Pflichtbedürfnisses bieten.

Auf der Facebook-Seite der MHG können Interessierte aktuelle Nachrichten verfolgen und sich aktiv in die Arbeit der Hochschulgruppe einbinden.

IslamiQ: Hatten die aktuellen Debatten um die muslimischen Gebetsräume einen Einfluss auf Ihr universitäres Miteinander?

MHG: Nein, hatten sie nicht. Die Muslimische Hochschulgemeinde setzt sich entschieden dafür ein, nicht wegen einem oder zwei Negativbeispielen zahlreiche positive Entwicklungen auf dem Campus überschatten zu lassen. Stattdessen möchte die MHG weiterhin die Zusammenarbeit mit der Universitätsleitung und Studierendenvertretung intensivieren.

IslamiQ: Was macht Ihre Hochschulgruppe aus?

MHG: Die MHG Düsseldorf zeichnet sich durch ein hochengagiertes internationales Team aus, welches auch außeruniversitär stark lokal und regional vernetzt ist. So leitet die muslimische Hochschulgemeinde Düsseldorf ein ehrenamtliches Projekt „Dolmetscher für geflüchtete Menschen“ mit über 100 ehrenamtlichen Helfern/Helferinnen, ist Partner eines weiteren Projektes zur medizinischen Betreuung von Flüchtlingen und ist noch dazu Mitglied beim „Kreis der Düsseldorfer Muslime“ (KDDM). Letzteres stellt einen multinationalen Zusammenschluss der muslimischen Gemeinden und Vereine in Düsseldorf dar. Die MHG Düsseldorf möchte durch dieses erweiterte Wirkspektrum auch über die Campusgrenzen hinaus ihrer Verantwortung für ein friedliches Zusammenleben, als Mehrwert für die gesamte Gesellschaft nachkommen und ihren Anspruch, ein nützlicher und selbstverständlicher Teil dieser Gesellschaft zu sein, unterstreichen. Ziel ist es dabei stets, Gutes zu bewirken und Menschen im Guten zusammen zu bringen.