Das Ereignis des vom Hizbullah-Oberhaupt Sayyid Hassan Nasrullah an Imam Chamene’i verschenkten außergewöhnlichen Rings [1] ist derart sensationell, dass es mich wundert, wie wenig darüber in der Öffentlichkeit nachgedacht und debattiert wird.
Als meine Wenigkeit erstmals von dem Bericht gehört hat, war die Verwunderung sehr groß. Ich wollte es nicht glauben. Es erschien wie ein Fake! Erst ausführliche und intensive Recherchen einiger gutherziger und junger muslimischer Herzen und die Übersetzungsarbeit anderer – Gott lohne sie alle – legte offen, dass die Nachricht zweifelsfrei authentisch ist!
Brief und Ring sind inzwischen von Imam Chamene’i einem Museum im Iran geschenkt worden. Doch woher stammt er eigentlich? Obwohl die ursprünglichen Berichte aus dem Iran stammen, haben erst die Berichte aus Deutschland zu weiteren intensiven Recherchen im Iran geführt. Inzwischen weiß ich aus einer nicht zitierbaren aber zuverlässigen Quelle, dass der Ring vor über tausend Jahren verloren gegangen sein muss. Erst vor einigen Jahren wurde der Stein (ohne Ring) in einem ausgetrockneten Brunnen gefunden. Da die Inschrift einen Namen enthielt, den gebildete Schiiten kennen, waren die Finder erstaunt. Es war der Name des ersten persönlichen Vertreters (Safir) Imam Mahdis (a.) – möge er bald erscheinen – während der kleinen Verborgenheit.
Ursprünglicher Träger des Rings war offensichtlich Abu Amr Uthman ibn Said ibn Amr al-Amri al-Asadi (gest. 280 n.H./893 n.Chr) [2]. Die Finder haben den Wert des gefundenen Steins erkannt und ihm eine neue Silberfassung geschmiedet. Vorher haben sie prüfen lassen, ob der Ring überhaupt echt sein konnte. Die Gravur ermöglichte eine sehr genaue Analyse. Das Ergebnis fiel genau in die Lebenszeit jenes Vertreters.
Danach haben sie ihn der für sie erreichbaren heiligsten Person übergeben, nämlich Sayyid Hassan Nasrullah, dem Generalsekretär der Hizbullah. Dieser wiederum entschloss sich, den Ring Imam Chamene’i zu schenken. Für ihn war klar, dass der Ring des einstmals ersten Vertreters Imam Mahdis (a.) heute in die Hand Imam Chamene’is gehört! Er sandte ihm den Ring mit einem sensationellen Brief [1]. Das war vor fast zwei Jahren! Zwei Jahre haben wir nichts davon erfahren, obwohl es einige Mitwisser gab. Zwei Jahre wurde das Ereignis geheim gehalten!
Erst in diesem Jahr hat Imam Chamene’i beschlossen, den Ring mit Brief an ein Museum im Iran zu übergeben. Am 24. April 2016 berichtete eine iranische Zeitung erstmalig darüber. Die Resonanz im Iran wie in der Welt war bisher eher bescheiden, genau so bescheiden, wie es sich Imam Chamene’i wohl gewünscht hatte. Aber das Ereignis ist kein einfaches Ereignis: Es ist das größte Gotteszeichen, welches den Anhängern der Islamischen Befreiungstheologie seit dem Sieg der Islamischen Revolution geschenkt worden ist!
Dieses Zeichen Gottes (Ayatullah) beinhaltet viele besondere Aspekte, die eine geringe Person, wie meine Wenigkeit, nicht würdig ist zu analysieren. Daher sind die folgenden Zeilen nur als Denkanstöße zu verstehen, bei dem der Leser sicherlich zu besseren und für ihn selbst geeigneteren Schlussfolgerungen kommen kann.
Zuerst einmal steht die Frage im Raum, warum Allah einen solch spirituell bedeutsamen Ring vor über tausend Jahren verschwinden lässt, um ihn ausgerechnet in unserer Zeit wieder auftauchen zu lassen. Es ist davon auszugehen, dass kaum ein Nichtanhänger Imam Chamene’is von diesem Ereignis beeindruckt wird, selbst wenn er den Stein persönlich gefunden hätte. Jene Schwätzer, die nach einen „Beweis“ für die Statthalterschaft Imam Chamene’is rufen, würden keinen Beweis der Erde akzeptieren! Genau so ist davon auszugehen, dass jeder, der Imam Chamene’i liebt, jetzt in seiner Liebe bestärkt wird. Es ist wie bei den vielen Prophetengeschichten im Heiligen Qur’an, in denen die Propheten und ihre Anhänger zwar keine Zweifel hegen, aber dennoch von Gott bestärkt werden durch wundersame Zeichen, wie dem Abendmahltisch. Ist das eines der Gründe für diesen Fund? Sollen die wenigen Anhänger Imam Chamene’is sich weltweit enger denn je zuvor zusammenschließen und spirituelle vorbereiten? Wenn ich schreibe „wenige“, dann meine ich damit nur weniger als ungeduldige Menschen wie ich es sich wünschen würden, denn Imam Chamene’i hat schließlich mehr treue und zuverlässige Anhänger weltweit, als sie jemals ein wahrhaftiges schiitisches Oberhaupt in der Geschichte des Islam gehabt hat.
Warum hat Sayyid Hassan Nasrullah die Geschenkübergabe nicht veröffentlicht, nicht die ganze Welt darüber informiert? Warum er schwieg, schreibt er in seinem Brief selbst: „Ich, der ich meine Seele und mein Leben meinem Herrn und Gebieter, seiner Eminenz Imam Chamene’i, opfern würde, wenn ich könnte, und der ich dies bestimmt mit Zufriedenheit und Dankbarkeit täte, schenke dem Vertreter des Imams (a.) in diesem Zeitalter das, was möglicherweise wirklich Stempel und Gravur des Botschafters des Imams (a.) ist. Dabei hoffe ich auf die Annahme und um Du’a [Bittgebet].“ Wer seinen Imam so liebt, kommt ihm bei solch einer wichtigen Angelegenheit nicht zuvor. Sayyid Hassan weiß um die Bedeutung dieses Geschenks und überlässt es seinem Imam, ob es veröffentlicht werden soll oder nicht.
Doch warum trägt Imam Chamene’i den Ring nicht an seiner Hand? Die Antwort darauf ist mehr als klar. Imam Chamene’i maßt sich selbst niemals an, der „offizielle“ Vertreter Imam Mahdis (a.) zu sein. Niemals würde er von sich heraus solch eine Symbolik veröffentlichen. Und würde Imam Mahdi (a.) ihm die Erlaubnis geben, was sollte er dann sagen, wenn er nach dem Grund des Tragens des Rings gefragt wird?
Bleibt also die aller spannendste Frage: Warum veröffentlicht Imam Chamene’i die Angelegenheit jetzt, im Monat Radschab 1437? Und warum veröffentlicht er es in der Form, dass er Ring und Brief einem Museum übergibt? Welche Symbolik steckt dahinter? Würde er solch eine Angelegenheit einem Museum übergeben, wenn sie unbedeutend wäre? Wenn der Ring des Vertreters ins Museum kommt, gibt es dann keinen Vertreter mehr? Ist die Zeit der Vertreter vorbei, sozusagen „nur fürs Museum“? Hat der letzte Vertreter den Ring einem Museum geschenkt, weil er weiß, dass die Zeit der Statthalterschaft vorbei ist? Wenige Monate nach Erhalt des Briefes und des Rings formulierte Imam Chamene’i seinen ersten Brief an die Jugend im Westen [3]: „Dieser bewusst vorausgeplante Konflikt zwischen dem Islam und Euch, jungen Menschen, ist nicht angenehm, aber er kann Eurem wissbegierigen und suchenden Geist neue Denkanstöße geben. Durch Bemühung um eine Antwort auf diese Fragen tut sich vor Euch eine wertvolle Gelegenheit zur Entdeckung neuer Wahrheiten auf.“ War das ein Weckruf angesichts der Tatsache, dass die Zeit drängt? Der zweite Brief, wiederum an die Jugend im Westen, sollte schon bald folgen [4]. Beide Briefe sind geschrieben worden nach dem Ringereignis. Und alle Aussagen Sayyid Nasrullahs der letzten eineinhalb Jahre müssten im Lichte dieses Ereignisses neu bewertet werden.
Normalerweise würde man annehmen, dass diese Ring-Nachricht wie eine Bombe in der schiitischen Welt einschlägt. Aber nichts dergleichen geschieht; keine Sondersendungen in den Fernsehsendern in keinem Land, nicht einmal in der Islamischen Republik Iran, keine Diskussionsrunden und Kommentare, nicht einmal die Zeitungen bringen es. Was ist da los? Sollen wir verstehen, dass die Zeichen – wenn sie denn kommen – nicht die Wirkung haben werden, wie es sich manche denken? Diese Zeichen dienen nicht denjenigen, die bis heute – trotz Hunderter von Zeichen – nicht gelernt haben zu erkennen, wer die Heiligkeit unserer Zeit ist. Aber diejenigen, die die es erkannt haben, oder zumindest erahnen, können durch solch ein Zeichen in ihren Herzen bestärkt werden. Wacht auf! Werdet aufmerksamer als je zuvor! Überseht die Zeichen nicht! Steht auf und ein für die Wahrheit! Verlasst die Dinge, die Euch und anderen nichts nützen!
Das Ringereignis ist aus meiner Sicht eines der bedeutsamsten Ereignisse der Geschichte des Islam der letzten Jahrhunderte. Diejenigen, die Imam Chamene’i ohnehin lieben, werden ihn jetzt noch mehr lieben. Die Schiiten aber, die ihn bis heute nicht akzeptieren wollten, werden ihn jetzt anfangen zu hassen. Sunnitische Geschwister erhalten die neuerliche Chance, über die Ereignisse von damals und heute nachzudenken. Warum mussten überhaupt alle zwölf Imame sich mehr oder weniger verstecken? Nichtmuslime erhalten die Chance darüber nachzudenken, welche Nachrichten ihnen aufgetischt werden und welche nicht. Es ist geradezu ein sensationelles Kartell der „Meinungsmache“, welche diese Nachricht völlig ignoriert. Es würde mich nicht wundern, wenn einige Juden dieses Zeichen in ihren Büchern stehen hätten und schon bald eine Gruppe von ihnen sich öffentlich zu Imam Chamene’i bekennt.
Die Zeichen der Zeit verdichten sich von Tag zu Tag. Die Anhänger des Imam Sayyid Ali in der Islamischen Republik Iran sind zweifelsohne die Vorreiter der Befreiungstheologie dieser Welt, dessen Flaggenträger Imam Chamene’i ist. Viele Libanesen sind die Anhänger des Malik al-Aschtar unserer Zeit. Aber warum sollte nicht eine Handvoll deutscher Muslime zusammen mit anderen gerechtigkeitsliebenden aufrichtigen Bürgern auch einen Miniflügel dieser befreiungstheologischen Bewegung bilden können? Der zweite jemals gedruckte Heilige Qur’an ist schließlich in Hamburg gedruckt worden, der Stadt, in der heute der Vertreter Imam Chamene’is in Europa sitzt.
Was also bedeutet dieses Zeichen für uns konkret, außer dass es uns riesige Freude bereitet? Wir müssen mit allen unseren Möglichkeiten versuchen, die Schweigsamkeit zu durchbrechen und dem Licht einen Weg in die Dunkelheit bahnen. Mehr als je zuvor müssen wir solche Nachrichten, aber vor allem auch die Briefe Imam Chamene’is, verbreiten. Es gibt einigen aufrichtige Menschen in dieser Gesellschaft, die noch nicht die Gelegenheit hatten, die Liebe Gottes in dem Maß zu empfinden, dass sie daraus die Liebe zum Propheten und den Ahl-ul-Bait entwickeln könnten. Wir tragen alle eine enorme Verantwortung, die durch die Hingabe im Gebet und den aufrichtigen Dienst durch Taten umgesetzt werden kann – inschallah. Diese Taten müssen lichterfüllt sein. Je näher die Zeit der Befreiung kommt, desto heftiger werden die Angriffe der Anbeter des Goldenen Kalbes auf den Islam werden, wie wir es heutzutage tagtäglich auch in Deutschland spüren. Seien wir dankbar für das alles, denn Dankbarkeit ist der Schlüssel dieser Befreiungstheologie. Die Zeit der Anbeter des Goldenen Kalbes unter der Führung des Samiri neigt sich dem Ende zu [5]. Moses (a.) ist noch auf dem Berg und wird bald zurückkommen. Aber bis er kommt, müssen wir seinen Bruder Aaron (a.) erkennen und unterstützen! Die Anhänger des Goldenen Kalbes beten eine Leiche an, die nie gelebt hat – ein Spiegelbild ihres eigenen Lebens. Sie wollen die Erde verschlingen und bekommen den Hals nicht voll mit Gold, obwohl sie daran ersticken. Aber die von ihnen verbreiteten vielen Dunkelheiten sind machtlos gegenüber dem einen Licht. „Gott leitet zu Seinem Licht, wen er will. Und Gott schlägt Gleichnisse für die Menschen auf, und Gott ist bezüglich jedem (noch so kleinen) Etwas allwissend.“ [6]