Die Bundesregierung rechnet mit einem sehr langen deutschen Einsatz beim Krieg gegen den "Islamischen Staat" (IS). Deshalb plant die Bundeswehr nach Informationen von SPIEGEL ONLINE einen festen Standort auf der türkischen Luftwaffen-Basis Incirlik.
Laut internen Planungspapieren sollen in Incirlik für rund 65 Millionen Euro ein eigener Flugbereich, Unterkünfte nur für deutsche Soldaten und ein voll ausgerüsteter Gefechtsstand gebaut werden. Zudem verhandelt die Bundeswehr mit Ankara über ein langfristiges Stationierungsabkommen für deutsche Soldaten.
In Incirlik, einer der größten türkischen Militärbasen im Süden des Landes, sind seit mehreren Monaten deutsche "Tornado"-Jets stationiert. Mit ihren hochauflösenden "Recce"-Kameras helfen sie durch Überflüge des Krisengebiets in Syrien und dem Irak bei der Aufklärung für die internationale Anti-IS-Koalition, die jeden Tag Luftangriffe auf Stellungen der Terrormiliz fliegt. Derzeit sind rund 200 deutsche Soldaten in der Türkei stationiert. Die "Tornados" fliegen fast jeden Tag Aufklärungsmissionen über Syrien.
In den kommenden sechs Monaten soll für rund zehn Millionen Euro eine eigene Flugbetriebsfläche für die "Tornados" und die Airbus-Tankflugzeuge angelegt werden, weil die Jets bisher keinen eigenen Standort haben.
Zusätzlich plant das Ministerium für 15 Millionen Euro feste Unterkünfte für 400 Soldaten. Größter Posten ist der Bau eines voll ausgerüsteten Gefechtsstands für 34 Millionen Euro. Von dort können die "Tornados" und die Tankflugzeuge gesteuert werden.
Die Bundeswehr will außerdem noch eine Betreuungseinrichtung mit einem Café und Freizeitaktivitäten für die in der Türkei stationierten Soldaten errichten. In den Planungspapieren ist dieser Neubau mit 4,5 Millionen Euro veranschlagt. Die meisten Projekte sollen im Sommer 2017 fertig werden.
Bisher hatte sich die Bundeswehr in Incirlik nur provisorisch eingerichtet, als Nato-Partner war die Türkei für die Versorgung der Gäste zuständig. In den Vorlagen des Ministeriums allerdings ist jetzt von einem dauerhaften Einsatz der Bundeswehr die Rede, deswegen seien die Investitionen dringend nötig.
Da die Türkei nur vorher überprüfte türkische Firmen auf der riesigen Luftwaffen-Basis zulässt, muss die Bundeswehr von diesen in den nächsten
Wochen Angebote einholen. Trotzdem könnten die Bauarbeiten bald beginnen. Das Budget für die eigenen Stand- und Betriebsflächen für die Kampfjets ist bereits vom Finanzressort genehmigt. Außerdem verhandelt die Bundeswehr über einen Vertrag für die Stationierung.
Die Planungen erinnern an eine andere Mission der Bundeswehr, die sich zum Endlos-Einsatz entwickelte: Die Truppe errichtete zu Beginn der Mission in Afghanistan 2002 eine Art vorgeschobene Luftwaffenbasis in Termez im Nachbarland Usbekistan. Von dort aus wurden Soldaten und Material ins Krisengebiet am Hindukusch geflogen. Inzwischen wurde die Basis aufgegeben.
Aus den Reihen der Opposition werden mehr Informationen über die Planungen gefordert. "Dafür, dass der Anti-IS-Einsatz der Bundeswehr so plötzlich kam, scheint sich Ministerin von der Leyen ziemlich lange in Incirlik einrichten zu wollen", sagte der grüne Haushaltspolitiker Tobias Lindner. Er forderte umgehend Auskunft, welche Baumaßnahmen im Einzelnen geplant sind.