"Rückführung" in die Türkei, "Umsiedlung" in die EU - der Flüchtlingspakt zwischen Brüssel und Ankara ist kompliziert. Und viele Probleme noch ungelöst.
Die Abschiebung von Flüchtlingen aus Griechenland in die Türkei hat begonnen. Augenzeugen beobachteten am Montag in der Früh, dass zwei Schiffe mit 131 Migranten die griechische Insel Lesbos verlassen hätten. Bis zuletzt hatte Unklarheit darüber geherrscht, ob die Abschiebung wie geplant anlaufen kann, da auf Lesbos kaum Vorbereitungen dafür zu erkennen waren.
Die EU hat mit der Türkei vereinbart, alle seit dem 20. März in Griechenland gestrandeten Flüchtlinge, die dort kein Asyl beantragen, in die Türkei zurückzuschicken. Im Gegenzug will die EU für jeden abgeschobenen Syrer einen syrischen Flüchtling aus der Türkei aufnehmen. Wie viele Menschen in die Türkei zurückgebracht werden sollen und von wo aus dies geschehen soll, blieb unklar.
Es ist ein komplizierter Tauschhandel, der da am Montag startet. Alle Flüchtlinge, die seit dem 20. März auf den griechischen Inseln eingetroffen sind, sollen in die Türkei zurückgeschickt werden. Für jeden abgeschobenen Syrer will die EU einen Syrer aus der Türkei legal aufnehmen - bis zu 72 000 insgesamt. Damit will man Schleusern das Handwerk legen und den Flüchtlingszuzug drosseln. Soweit die Theorie, festgelegt im Flüchtlingspakt, den die EU vor einem Monat mit der Türkei vereinbart hat. Doch in der Praxis sind noch viele Fragen offen.
Zweieinhalb Wochen nach dem Flüchtlingspakt der EU mit der Regierung in Ankara sind die ersten Migranten von Griechenland aus in die Türkei zurückgebracht worden. Nach Angaben der griechischen Polizei verlief die Rückführung der rund 200 Personen am Montag reibungslos.
Im "Hotspot" auf Lesbos begannen am Montag Flüchtlinge massenhaft Asylanträge zu stellen, um ihre Abschiebung hinauszuzögern. Von nun an gelte es, Asylanträge zu bearbeiten, bevor weitere Migranten in die Türkei zurückgeschickt werden könnten, sagte die Chefin der für Migration zuständigen Abteilung der griechischen Polizei, Zacharoula Tsirigoti.
Aus Kreisen der europäischen Grenzschutzagentur Frontex auf Lesbos hieß es, wegen der Antragsflut sei es nun umso wichtiger, dass zügig Asylexperten aus anderen europäischen Ländern nach Griechenland entsandt würden.
Der Flüchtlingszustrom nach Griechenland hält unterdessen weiter an. Innerhalb von 24 Stunden hätten 339 neue Asylsuchende vom türkischen Festland auf griechische Ägäisinseln übergesetzt, teilte der griechische Stab für die Flüchtlingskrise am Montag mit. Am Sonntag kamen demnach 514 Menschen an. Am Samstag waren es 566, am Freitag 339 und am Donnerstag 377 Migranten.