In Deutschland droht nach Einschätzung des früheren Bundespräsidenten Christian Wulff (2010-2012) eine Spaltung der Gesellschaft. Angesichts der aktuellen Entwicklungen registriere er
eine extreme Verunsicherung in der Bevölkerung, wie er sie seit vielen Jahren nicht erlebt habe, sagte Wulff am Samstag in Köln bei einem Podiumsgespräch vor jungen Muslimen und Christen. Als Gründe nannte er den Terror von Sydney bis Ottawa, die Völkerwanderung, die Flüchtlingsströme» sowie Kriege und das Auseinanderbrechen alter Freundschaften zwischen Nationen wie Deutschland und Russland.
Das Hauptproblem sieht der 55-Jährige allerdings im falschen Umgang mit der Globalisierung. „Wenn wir die Probleme nicht in der Welt lösen, werden sie zu unserem Problem“, sagte Wulff. Sie klopften dann „an unsere Tür“. Der Altbundespräsident äußerte sich bei einer Veranstaltung in der Kölner Zentralmoschee der Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) zum Thema
„Zusammenleben gestalten! Erfahrungen christlich-islamischer Verständigung unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen“. Ausgerichtet wurde die Diskussion in Kooperation mit dem DITIB-Bundesverband und der Eugen-Biser-Stiftung.
„Wir müssen dafür kämpfen, dass Religionen nicht zum Zankapfel werden, sondern zur Brücke der Verständigung“, rief Wulff die jungen Muslime und Christen auf. Zu Dialog und Verständigung gebe es keine Alternative, damit Menschen verschiedener Nationalitäten, Kulturen und Religionen zusammenleben können, waren sich Wulff und die weiteren Diskussionsteilnehmer einig. Dabei wurde auch deutlich, dass sowohl die jungen Christen als auch die jungen Muslime seltener Probleme im Umgang miteinander haben als vielmehr mit nichtreligiösen Menschen. Von Unverständnis bis zu massiver Kritik und Vorwürfen, Extremist zu sein, reichten die Schwierigkeiten und Erfahrungen, wenn das Thema Religion und Glaube angesprochen werde