Ideologischer Hintergrund
In Saudi – Arabien ist nicht der (sunnitische) Islam Staatsreligion, sondern der Wahabismus. Bei diesem handelt es sich um eine viele Hundert Jahre nach der Entstehung des Islams mit Hilfe der Briten erfundene Ideologie, die ein sehr primitives Bild von Gott und der Welt enthält. Die islamische Geschichte wird verfälscht, die Auslegung des Qur’an erfolgt nicht nur oberflächlich, sondern auch falsch, Biographien historischer Personen werden ebenfalls verfälscht. Der Wahabismus ist geprägt von Zwang, Hass, Erklärung aller anderen für Ungläubig, und sehr vielen Verboten. Es ist eine Ideologie fern jeglicher Logik.
Im Iran ist der Islam schiitischer Prägung elementarer Bestandteil der Verfassung. Er basiert auf Vernunft und Spiritualität. Das Schiitentum ist eine natürliche und logische Ausprägung des Islams.
Staatssystem
Saudi – Arabien heißt eigentlich “Königreich Saudi-Arabien”. Es herrscht dort eine absolutistische Erbmonarchie. Die Herrscherfamlie ist Saud, ein Beduinenstamm, nach der auch das Land benannt wurde. Eigentlich heißt das Land Arabische Halbinsel (Al Hijaz).
Iran ist eine Islamische Republik (siehe iranische Verfassung). Staatsoberhaupt ist der 12. Imam der Muslime, Imam Muhammad ibn al Hassan, auch als Imam al Mahdi und Erlöser bekannt. Er wird vertreten durch den Statthalter der Rechtsgelehrten (Waly-ul-Faqih), in persona durch Imam Chamenei. Da es eine Islamische Republik ist, gibt es auch einen Präsidenten, der direkt vom Volk gewählt wird.
Religiöse Legitimation
Das System der Monarchie ist im Islam verboten. Dies ist Konsens unter den Muslimen. Somit kann das in Saudi-Arabien herrschende System keinerlei religiöse Legitimation vorweisen.
Das System, das im Iran praktiziert wird (Wilayat-ul-Faqih), ist ein System, das dem islamischen Ideal sehr nahe kommt . Es ist eine Vorbereitung auf die Regierung des 12. Imams, möge er bald zurückkehren. Das System wird legitimiert durch verschiedene Qur’anverse, Überlieferungen des Propheten und der Ahl-ul-Bait, und vor allem auch durch Logik.
Legitmation durch Volkswillen
Die saudische Herrschaft ist den Menschen auf der arabischen Halbinsel mit Gewalt aufgezwungen worden. Die dortige Bevölkerung erhielt bei Entstehung dieses Staates nicht die Möglichkeit zur Abstimmung hierüber. Die herrschenden Könige sind außerdem nicht durch immer wiederkehrende Wahlen legitimiert. Ein Parlament gibt es nicht.
Im Iran durfte das Volk nach der Islamischen Revolution im Jahr 1979, welche einer der größten Volksbewegungen des 20. Jahrhunderts war, in drei von einander unabhängigen Referenden zunächst das Gremium wählen, das die Verfassung ausarbeiten sollte, es durfte über das gewünschte System abstimmen, und es durfte über den erarbeiteten Verfassungsentwurf abstimmen. Auf nationaler Ebene finden regelmäßig Parlaments – und Präsidentschaftswahlen statt. Der Waly-ul-Faqih muss ebenfalls in regelmäßigen Abständen vom sog. Expertenrat bestätigt werden.
Rechtschaffenheit und Bescheidenheit der Führung
Alle Welt weiß, dass die saudischen Herrscher heuchlerische, korrupte und verbrecherische Tyrannen sind, die keine Gelegenheit auslassen, das dem Volk zustehende Staatsvermögen in westlichen Casinos, Hotels usw. zu verprassen.
Und alle Welt kennt auch die Gottesehrfürchtigkeit, die Reinheit und die Bescheidenheit eines Imam Chamenei, auch wenn der Westen diese verschweigt oder hilflos versucht ihn in ein zwielichtiges Milieu zu rücken. Hier kann man einiges über die Bescheidenheit dieser historischen Persönlichkeit nachlesen.
Rechtssystem/Judikative
Saudi-Arabien gibt vor, dass dort die Scharia herrsche. Da aber bereits das Staatssystem keine religiöse Legitmation inne hat, ist auch das Rechtssystem, insbesondere die Rechtsprechung, nicht religiös legitimiert, ganz abgesehen davon, dass es offenkundig keine faire Gerichtsbarkeit gibt und die Scharia fern jeder Barmherzigkeit und verfälschend ausgelegt wird.
Im Iran gibt es ein islamisch-religiös legitimiertes und transparentes Justizsystem, auch wenn der Westen gerne anderes behauptet. Vor allem waltet dort im Allgemeinen Fairness und Barmherzigkeit. Näheres zum iranischen Justizsystem kann hier nachgelesen werden.
Politische Beziehungen zum Ausland
Saudi-Arabien pflegt zum Ausland vor allem Beziehungen auf wirtschaftlicher Ebene. Politisch, kulturell oder wissenschaftlich hat das Land für Interessenten aus dem Ausland kaum Nennenswertes zu bieten, zumal die Saudis alles in ihrer Kraft liegende tun, um die islamische Geschichte des Landes zu vernichten. Historische Stätten werden seit Jahrzehnten nach und nach zerstört. Zum Westen besteht eine heikle Wechselbeziehung bei der Saudi-Arabien letztlich den Kürzeren zieht, da von Anfang an mit den USA, Großbritannien und Irael keine Augenhöhe bestand. Saudi-Arabien sieht im Übrigen in Israel keinen Feind der Muslime.
Iran hat politische, wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Beziehungen auf allen Kontinenten und zu etlichen Ländern in der Welt, auf Augenhöhe versteht sich. Zu den USA bestehen seit der Islamischen Revolution nur notwendige Kontakte auf diplomatischer Ebene, z.B. bei den Atomverhandlungen. Israel wird klar und deutlich als Feind des Islams und der Muslime gesehen und auch dementsprechend behandelt.
Menschenrechte/Meinungsfreiheit
Saudi-Arabien gibt wie so viele andere Länder der Welt vor Menschenrechte zu respektieren und zu schützen. Das Menschenrecht Meinungsfreiheit genießen saudische Bürger nicht. Die Ermordung eines Sheikh Nimr am vergangenen Wochenende zeigt dies sehr deutlich, zumal es sich keines Verbrechens schuldig gemacht hat, außer dass er offen seine Meinung über das saudische Regime äußerte.
Im Iran kann jeder im Rahmen des Gesetzes die Regierung und sogar das System kritisieren und hinterfragen, ohne hierfür von den Sicherheitsbehörden belangt zu werden. Ein gutes Beispiel hierfür sind die “Schirazis”, welche aus Qom heraus keine Gelegenheit auslassen das herrschende System zu hinterfragen und zu versuchen die Führung zu diskreditieren.
Beziehungen zu Nachbarn
Saudi-Arabien sieht seine arabischen Nachbarn nicht als Partner sondern als hörige Diener. Es behandelt seine Nachbarn nicht auf Augenhöhe. Stellt sich ein benachbartes Volk den Saudis in den Weg, wird es angegriffen, z.B. Jemen, oder die Saudis unterstützen die tyrannische Regierung eines Nachbarlandes bei der Niederschlagung von legitimen Protesten, z.B. Bahrain.
Der Iran hat gute Beziehungen zu all seinen Nachbarn, die er als gleichwertige Partner betrachtet.
Rechte von Minderheiten
Religiöse Minderheiten genießen in Saudi-Arabien keinen besonderen Schutz. Sie sind der Willkür des Staates ausgeliefert, zumal Wahabiten alle Nicht-Wahabiten als Ungläubige ansehen, auch sunnitische Muslime. Mit Letzteren arrangiert man sich aber mehr oder minder auf offizieller Ebene, da diese den Wahabiten nicht gefährlich werden. Juden oder Christen gibt es in Saudi-Arabien nur sehr wenige, eigene Gebetsstätten haben sie offenbar nicht.
Im Iran sind Christen, Juden und Zaorastier als religiöse Gemeinschaften verfassungsrechtlich geschützt. Sie haben ihre eigenen Gebetsstätten. Sie sind im Parlament vertreten. Andere religiöse Minderheiten können im Iran ebenfalls frei leben, auch wenn sie nicht sonderlich in der Verfassung erwähnt werden, z.B. die Bahai, solange sie sich natürlich an die Gesetze halten und nicht verfassungsfeindlich oder strafrechtlich relevant agieren.
Stellung der Frau
In Saudi-Arabien sind Frauen in der Öffentlichkeit praktisch nicht vertreten. Sie genießen auch keinen besonderen Schutz. Sie werden als Eigentum des Mannes betrachtet.
Im Iran ist die Frau verfassungsrechtlich geschützt und genießt Gleichberechtigung als Frau, auch wenn diese in bestimmten Bereichen aufgrund von Sittlichkeit eingeschränkt wird, was aber selbstverständlich auf islamisches Recht zurückzuführen ist. Frauen sind im öffentlichen Leben im Iran überall präsent, an den Unis vor allem in naturwissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen Fächern sogar in weitaus größerer Anzahl als Männer.
In beiden Ländern gilt zwar ein Schleiergebot. Aber vergleicht man die Praxis dieses Gebots, so sieht man, dass der Iran diesbezüglich deutlich offener ist.
Bildung und Wissenschaft
In Sachen Bildung und Wissenschaft, auch im islamischen Bereich, ist von Saudi-Arabien nichts nennenswertes bekannt. Die Saudis unterhalten religiöse Hochschulen im In- und Ausland, in denen der Wahabismus gelehrt wird.
Der Iran ist weltweit eines der fortschrittlichsten Länder im Bereich von Bildung und Wissenschaft. Ein großer Teil des Staatesetats wird hierfür aufgewendet. Im Iran gibt es eine hohe Akademiker-Rate. Vor allem in den Naturwissenschaften und im technischen Bereich liegt der Iran weltweit auf den vordersten Rängen. Im religiös-wissenschaftlichen Bereich gibt es im Iran in allen großen Städten bekannte religiöse Hochschulen, eine der bekanntesten, größten und wertvollsten ist die religiöse Hawzah in der heiligen Stadt Qom.
Unterstützung von Palästina
Saudi-Arabien unterstützt Palästina faktisch nicht. Israel wird nicht als feindliches Besatzerregime betrachtet, sondern als Partner mit dem man sich arrangieren kann und sollte.
Der Iran ist seit der Islamischen Revolution einer der größten Unterstützer der Palästinenser. Sie unterstützen die Palästinenser finanziell, politisch, logistisch, medial und moralisch. Palästina findet nahezu in jeder Ansprache oder Botschaft Imam Chamenei’s einen wichtigen Platz. Dass die Palästinenser mehrheitlich sunnitisch sind, und der Iran schiitisch geprägt ist, ist für die Iraner kein Hindernis, im Gegenteil, die revolutionäre im Iran herrschende Ideologie unterteilt die Menschen nicht in bestimmte Muslime oder Nichtmuslime, sondern vielmehr in Unterdrücker und Unterdrückte. Und Unterdrückte werden weltweit mit den erfordlichen und gegebenen Mitteln unterstützt, und sei es nur medial oder moralisch.
Unterstützung anderer Unterdrückter
Saudi-Arabien ist Teil der weltweit imperialistischen Front des Westens. Es steht auf Seiten der Unterdrücker, auch in Syrien.
Iran steht an vorderster Front gegen den weltweit agierenden Imperialismus auf Seiten aller Unterdrückten.
Unterstützung von Terrorismus
Saudi-Arabien unterstützt ganz offen den IS und andere im Irak, in Syrien, in Pakistan oder anderen Ländern wütende terroristische Gruppen und Organisationen. Hierzu und zur diesbezüglichen Kooperation mit westlichen und arabischen Staaten kann man wichtige Aspekte vor allem im zweiten Brief Imam Chamenei’s an die Jugend im Westen nachlesen.
Der Iran unterstützt auf Wunsch der Begünstigten Widerstandsorganisationen und Bewegungen vor allem im Nahen Osten, explizit im Libanon und in Palästina. Teile des Westens, die USA, Israel und einige arabische Regime, darunter auch Saudi-Arabien stellen diese Unterstützung, vor allem in Syrien, als Terror-Unterstützung und als Unterstützung des Kampfes der Schiiten gegen Sunniten dar. Aber sowohl der Vorwurf der Terrorunterstützung geht fehl, als auch der Vorwurf des Kampfes gegen Sunniten. Zum angeblichen Schia-Sunnah-Konflikt haben wir bereits vor zwei Tagen Stellung genommen.
Humanitäre Hilfe
Saudi-Arabien nimmt keinerlei Flüchtlinge als Flüchtlinge auf. Sie beschäftigen Ausländer, z. B. aus Pakistan, lediglich als billige Arbeitskräfte für Arbeiten, die Saudis selbst nicht ausführen, da es ihrer Vorstellung von ihrer eigenen Stellung in der Menschheit widerspricht.
Iran hat gemessen an der eigenen Bevölkerungszahl mit die meisten Flüchtlinge im Nahen Osten aufgenommen, insbesondere aus Afghanistan.
Es gäbe noch viele weitere Aspekte an denen man große Unterschiede zwischen den beiden Staaten und Ländern festmachen kann. Diese Liste soll nur beispielhaft zeigen, dass Saudi-Arabien und Iran nicht dasselbe in Grün, sondern so unterschiedlich sind wie Tag und Nacht nur sein könnten.
Euer Ali
Quelle : unserislam.wordpress.com