Aiman al-Sawahiri sieht seine Anhänger im syrischen Bürgerkrieg in der Defensive. In einer Audiobotschaft hat der Qaida-Chef die Dschihadisten nun zur Einheit aufgerufen. "Unsere Herzen bluten wegen der Bruderkämpfe", sagte der Terrorführer.
Das Terrornetzwerk al-Qaida hat sich offiziell von der Miliz "Islamischer Staat im Irak und in Syrien" (Isis) losgesagt. "Wir haben keine Verbindungen zur Isis", teilte die Qaida-Führung in einer schriftlichen Botschaft mit, die am Montag in einschlägigen Internetforen veröffentlicht wurde. "Isis ist keine Filiale von al-Qaida", hieß es weiter.
Mit der Erklärung hat sich der seit Monaten schwelende Streit zwischen Qaida-Chef Aiman al-Sawahiri und Isis-Kommandeur Abu Bakr al-Bagdadi weiter zugespitzt. Die Isis entstand nach der US-geführten Irak-Invasion im Jahr 2003.
Nach Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien weitete die Terrorgruppe ihre Aktivitäten auch auf das Nachbarland aus. Im April 2013 verkündete Isis-Chef Bagdadi, dass seine Gruppe sich mit der Nusra-Front zusammengeschlossen habe. Qaida-Chef Sawahiri und Nusra-Anführer Abu Mohammed al-Golani lehnten diesen Schritt ab. Bagdadi weigerte sich, Sawahiri mit einem Eid die Gefolgschaft zu schwören. Erst Ende Januar hatte der Qaida-Anführer die islamistischen Milizen in Syrien zur Geschlossenheit aufgerufen - ohne Erfolg.
Al-Qaida will die Nusra-Front stärken
Zunächst verschaffte sich die Isis unter der syrischen Bevölkerung Ansehen, weil sie strikt gegen Plünderer vorging und soziale Dienste anbot. Die Akzeptanz schwand jedoch, als die Isis zunehmend Gegner und Angehörige anderer Rebellengruppen entführte und tötete. Sie kämpft nicht nur gegen Diktator Baschar al-Assad, sondern für die Errichtung eines islamischen Kalifats im Nahen Osten.
Mehrere andere Rebellengruppen haben im Januar der Isis den Kampf angesagt, darunter auch die Nusra-Front. Durch die Kämpfe der Rebellengruppen untereinander starben nach Angaben der Opposition seit Jahresbeginn mindestens 2300 Menschen.
Mit ihrer Erklärung will die Qaida-Spitze der Nusra-Front als ihrem offiziellen Ableger offenbar mehr Gewicht unter den zersplitterten Rebellengruppen in Syrien verschaffen. Zudem will al-Qaida die Kräfte der islamistischen Rebellengruppen auf den Kampf gegen Diktator Assad bündeln, anstatt sie durch Gefechte untereinander zu schwächen.