Nachdem Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime (ZMD), im Interview mit der taz (Samstag), den Begriff „Islamismus“ verwendete, erntete er viel Kritik. Mazyek wird in der taz wie folgt zitiert: „Wenn man es wirklich ernst meint damit, den Islamismus zu bekämpfen, dann braucht man die Muslime als Partner.“
Mazyek distanzierte sich später auf Facebook davon und gab an, „dass der Begriff Islamismus sich eingeschlichen“ habe. Er lehne diesen Begriff „rundherum ab“, da er sich mittlerweile zu einem „Kampfbegriff“ entwickelt habe. Außerdem verdeutlichte er, dass unter dem Begriff „Islamismus“ jeder etwas anderes verstehen könne, z. B. die „IS-Terroristen“. Rein semantisch könnten aber auch islamisch geprägte Parteien, wie die Muslimbrüder in Ägypten, unter den Begriff „Islamismus“ fallen. Es müsse einen „adäquate(n) Ersatzbegriff“ geben, der einen innermuslimischen, wissenschaftlichen Austausch mit sich ziehe.
Der Vertreter des Islamrats im Koordinationsrat der Muslime (KRM), Murat Gümüş, bewertet die Begriffsänderung ebenfalls als fällig: „In den vergangenen drei Monaten wurde in der KRM Runde vier Mal und in persönlichen Gesprächen gefühlte 20 Mal der Vorschlag unterbreitet, Begriffe wie ‚Islamismus’ etc. durch Einbindung von Wissenschaftlern und Interessierten gemeinsam zu erörtern und ein gemeinsames mögliches Vorgehen anzudenken. Bis heute stieß dieser Vorschlag auf wenig Interesse und Zustimmung. Ich wundere mich daher und bin gleichzeitig froh, dass sich nun doch einige dazu bewogen haben, das Thema so anzugehen.“
Auch der Journalist Eren Güvercin kommentierte die Diskussion auf Facebook und schlägt vor, dass der KRM ein „Glossar als Formulierungshilfe in der Berichterstattung“ erstellen soll. Manche folgten Mazyeks Aufruf, Alternativen vorzuschlagen. Unter den Vorschlägen befinden sich Begriffe wie „muslimischer Neofanatismus“ oder „muslimischer Fundamentalismus“ als Ersatz für „Islamismus“. Einig ist man sich jedoch darin, dass es nicht „islamischer Terrorismus“ oder „Islamismus“ heißen sollte, da man so den Begriff „Islam“ fälschlicherweise semantisch abrufen würde und somit eine ideologische Nähe assoziieren könnte. Das Adjektiv „muslimisch“ sei hingegen tragbar, da es eine Konzentration auf den Menschen bewirke, so Mazyek.