Israels Geständnis, 1988 den PLO-Vize Abu Dschihad umgebracht zu haben, wirft ein Schlaglicht auf Jerusalems Politik der gezielten Tötungen. Sie wird seit den fünfziger Jahren betrieben. Auch deutsche Raketenforscher im Dienste Ägyptens gerieten einst ins Visier der Israelis.
Im offiziellen Sprachgebrauch klingt es ganz harmlos: "sikul memukad", auf Deutsch "gezielte Prävention". Doch dahinter verbirgt sich eine mörderische Strategie. "Gezielte Prävention" nennt die israelische Armee die Politik der gezielten Tötung von Feinden des jüdischen Staats. Die Regierung rechtfertigt das Vorgehen damit, dass es die Sicherheit des Landes stärke und Feinde abschrecke.
Die Strategie geriet besonders mit Ausbruch der zweiten Intifada im Jahre 2000 in den Fokus. Zwischen 2001 und 2004 brachten Israelis Dutzende hochrangige Führer der palästinensischen Organisationen Fatah, Hamas und PFLP um. Im März 2004 tötete die Armee den fast blinden, an den Rollstuhl gefesselten Hamas-Führer Ahmed Jassin durch drei Raketen in Gaza-Stadt. Einen Monat später ereilte seinen Nachfolger Abd al-Asis al-Rantissi das gleiche Schicksal. Bei diesen Angriffen wurden Dutzende Unbeteiligte getötet oder verwundet.
Bei Attacken von Drohnen, Hubschraubern oder Kampfjets bleiben keine Zweifel, dass Israel dahintersteckt. Doch bei Geheimdienstoperationen und Angriffen aus dem Hinterhalt lässt Jerusalem Freund und Feind meist um Unklaren. Oder die Militärzensur des Landes gibt erst nach vielen Jahren Dokumente frei, die Israels Täterschaft belegen - so gerade geschehen beim Fall des 1988 in Tunis getöteten PLO-Vizes Abu Dschihad. Hier gestand Israel erst am Donnerstag ein, dass ein Elitekommando den Stellvertreter Jassir Arafats umbrachte.