AhlolBayt News Agency (ABNA)

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Dienstag

24 November 2015

10:31:58
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Kurden verkünden Befreiung von Sinjar aus Händen des IS

Sinjar - Irakisch-kurdische Truppen haben die Stadt Sinjar nach eigenen Angaben aus den Händen der Jihadistenorganisation „Islamischer Staat“ (IS) zurückerobert.

Sinjar - Irakisch-kurdische Truppen haben die Stadt Sinjar nach eigenen Angaben aus den Händen der Jihadistenorganisation „Islamischer Staat“ (IS) zurückerobert. Sinjar sei „befreit“, sagte der Präsident des autonomen Gebiets Kurdistan im Nordirak, Massoud Barzani, am Freitag bei einer Pressekonferenz nahe der Stadt.

US-Außenminister John Kerry sagte etwa zur gleichen Zeit am Freitag, dass er „absolut überzeugt“ davon sei, dass Sinjar innerhalb weniger Tage zurückerobert werden würde. Seinen Informationen nach verschanzten sich noch einige IS-Kämpfer in der Stadt.

In der Früh waren kurdische Peshmerga-Kämpfer in das im Sommer vergangenen Jahres von IS-Extremisten eroberte Sinjar einmarschiert. Am Donnerstag war es bereits gelungen, eine wichtige Versorgungsroute der Jihadisten ins benachbarte Syrien zu kappen. Anschließend wurden Anti-IS-Kämpfer rund um die Stadt postiert, um den Einmarsch vorzubereiten. Die Großoffensive wurde durch Luftangriffe der internationalen Koalition im Kampf gegen die radikalsunnitische IS-Organisation unterstützt.

Bei seinem Vormarsch im kurdischen Norden des Iraks hatten die IS-Extremisten die in der Region lebende religiöse Minderheit der Yeziden (Jesiden) im vergangenen Jahr mit besonderer Härte verfolgt: Tausende Männer wurden getötet, Frauen und Kinder entführt und versklavt. Die Vereinten Nationen (UNO) werteten die Angriffe als versuchten Völkermord. Die IS-Anhänger hatten Sinjar im August vergangenen Jahres erobert und tausende Yeziden zur Flucht in das Sinjar-Gebirge getrieben, wo sie ohne Nahrung festsaßen.

Der Sicherheitsrat der Region Kurdistan-Irak berichtete, dass die „Operation Free Sinjar“ (#FreeSinjar), unter der Aufsicht von Präsident Masoud Barzani und unterstützt von der Internationalen Koalition, um ungefähr 15:00 Uhr am 13. November 2015 mit dem erfolgreichen Eindringen der Peshmerga-Kräfte in die Stadt Sinjar beendet wurde.

Die „Operation Free Sinjar“ erreichte ihre Hauptziele: Die Abriegelung von Sinjar-Stadt, die Unterbrechung der Autobahn 47 von Ost- und West-Sinjar und die Errichtung einer Pufferzone.

Im Zuge der zweitägigen Aktion wurden 28 Dörfer vom Islamischen Staat im Irak und der Levante (ISIL) befreit; über 300 Terroristen wurden gemeinsam von Peshmerga und Kampfflugzeugen der Koalition getötet und mehr als 200 Quadratkilometer wurden befreit und zur Region Kurdistan zurückgeführt.

Die Peshmerga-Einheiten haben nun Verteidigungspositionen in vier Haupt-Kreuzungen, welche Verbindungen zu Sinjar erstellen, errichtet. Dies inkludiert Ba’aj-Sinjar, Bulayj-Sinjar und Shababit. Damit wird die Bewegungsfreiheit von ISIL sowie deren Fähigkeit, Truppen und Lieferungen zwischen dem Irak und Syrien zu transportieren, stark eingeschränkt.

Anti-IED (Unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtung; englisch: Improvised Explosive Device) Teams werden weiterhin die schwer verminten Territorien räumen, während Peshmerga-Truppen Verteidigungsstellungen errichten.

Über 40 lokale, regionale und internationale Medien – Zeitungen, Fernsehen und Internet – wurden eingeladen und in die Peshmerga-Einheiten integriert, um eine ausführliche Berichterstattung über diese Militäraktion zu ermöglichen.

Es folgt die Stellungnahme des Premierministers der Region Kurdistan-Irak, Nechirvan Barzani, zur Befreiung Sinjars im Wortlaut:

Im Namen der Regionalregierung Kurdistans freut es mich, mich dem Volk Kurdistans und der freien Welt anzuschließen und Masoud Barzani, dem Präsidenten der Region Kurdistan, oberster Befehlshaber der Peshmerga-Truppen und Leiter der militärischen Aktion zur Befreiung Sinjars, sowie allen mutigen Peshmerga zu gratulieren, Sinjar erfolgreich befreit zu haben.

Ich möchte außerdem dem kurdischen Volk im Allgemeinen und den jesidischen Kurden im Speziellen, dem Mir der Jesiden, Baba Sheikh und den Mitgliedern des spirituellen Rates der Jesiden, zur Befreiung Sinjars gratulieren. Mein tiefstes Beileid gilt allen gefallenen Peshmerga und ich wünsche den Verwundeten eine rasche Genesung.

Ich möchte meine höchste Wertschätzung für die Regierung und die Bevölkerung der Vereinigten Staaten für ihre wichtige Unterstützung, welche sie den Peshmerga während der Befreiungsaktion von Sinjar zukommen ließen, ausdrücken. Wir, als das Volk der Region Kurdistan, sind ebenso dankbar für die Hilfe aller anderen Mitglieder der Anti-ISIS Koalition, sowie für die Unterstützung unserer Nachbarstaaten und unserer Freunde in der internationalen Gemeinschaft, welche sich im Kampf gegen die ISIS-Terroristen und für die Aufrechterhaltung der Stabilität und der friedlichen Koexistenz in Kurdistan eingesetzt haben.

Die Befreiung Sinjars ist äußerst wichtig für die Bevölkerung Kurdistans und für die zivilisierte Welt. Die ISIS-Terroristen haben schlimmste Verbrechen überall in Syrien und dem Irak begangen, aber die barbarischsten und schlimmsten Verbrechen wurden in Sinjar verübt. ISIS beging ein erneutes Anfal gegen Kurden in Sinjar. Hunderte jesidische Frauen und Mädchen wurden entführt. Auch wenn es uns möglich war, eine große Zahl an jesidischen Frauen und Mädchen zu retten, so bleiben trotzdem noch immer unzählige Unschuldige in der Gefangenschaft von ISIS. Ich möchte wiederholen, dass wir nicht ruhen werden, bis wir alle Frauen und Mädchen von ISIS befreit haben – die Schmerzen der Massenmorde in Sinjar werden wir nie vergessen. Die Regionalregierung Kurdistans wird sich auch weiterhin bemühen, dass die Verbrechen gegen jesidische Kurden als Völkermord international anerkannt werden.

Barbarische Attacken der ISIS-Terroristen gegen Sinjar haben Zerstörung massiven Ausmaßes verursacht. Wie ich bei meinem Besuch des Schreines von Sheikh Scharaffadin versprochen habe: Wiederaufbau und Entwicklung des Sinjar-Gebietes sowie das Erbringen von öffentlichen Diensten sind unsere höchste Priorität. Wir bitten die internationale Gemeinschaft, uns beim Wiederaufbau Sinjars zu helfen.

Es freut mich, die höchst geschätzte Bevölkerung Sinjars informieren zu können, dass wir alle rechtlichen und administrativen Schritte unternehmen, um die Forderung, Sinjar zu einer vollwertigen Provinz aufzuwerten, zu unterstützen.