Nach Ansicht des Freiburger Ökonomen und Terrorismusforschers Tim Krieger haben die Attentate von Paris wenig mit Religion zu tun. Er sieht eher einen Angriff sozialer Verlierer auf eine elitäre Gesellschaft, deren Integrationspolitik gescheitert sei, sagte Krieger der „Badischen Zeitung“ (Freitag).
Als besonders gefährlich bewertet der Wissenschaftler Parallelwelten in manchen Vororten, über die selbst die Polizei keine Kontrolle habe: „Dort wohnen Tausende, die keine Chance sehen, je in die Gesellschaft integriert zu werden.“ Viele würden kleinkriminell und anfällig für islamistische Ideen.: „Diese Leute glauben, sie hätten nichts zu verlieren. Terrorgruppen wie der IS machen ein scheinbar verlockendes Angebot, vom Verlierer zu jemandem zu werden, über dessen Taten alle Welt spricht.“
In Frankreich und Belgien gelinge es so gut wie gar nicht, den unteren Teil der Gesellschaft am Wohlstand teilhaben zu lassen. Ein Grund dafür, so Krieger, sei eine Diskriminierung von Zuwanderern mit Wurzeln in islamischen Ländern.
Deutschland müsse in Anbetracht der vielen Flüchtlinge die Hürden für den Einstieg in den Arbeitsmarkt niedrig halten oder sogar senken, mahnte der Ökonom: „Wir sollten auch sehr sorgfältig darauf achten, dass mit Hinblick auf den Städtebau keine Ghettoisierung beginnt.“