Nach den Anschlägen von Paris sieht der Theologe Hansjörg Schmid kein Versagen des Dialogs mit Muslimen. Jetzt umso mehr sei es wichtig, einem möglichst breiten Spektrum von muslimischen Gruppen Gesprächsangebote zu machen, sagte Schmid, Co-Leiter des Schweizer Zentrums für Islam und Gesellschaft an der Universität Freiburg, am Montag.
„Isolation ist immer gefährlich“, warnte Schmid. So seien Imame in der Regel für den Umgang mit sich radikalisierenden Jugendlichen nicht psychologisch geschult. Muslimische Geistliche brauchten Unterstützung und „von Vertrauen getragene Netzwerke“. Es dürfe nicht geschehen, „dass geschwiegen wird, weil die Betroffenen nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen“.
Jeder Ausschluss islamischer Gruppen produziere neue Abgrenzung und fördere eine „Selbststigmatisierung“, sagte Schmid, der auch katholischer Theologe ist und das Islam-Zentrum gemeinsam mit dem muslimischen Theologen Serdar Kurnaz leitet. Demgegenüber könne ein Dialog mit mit verschiedenen islamischen Gruppen auch eine innere Meinungsvielfalt freilegen und zur Öffnung beitragen.
Nach Vorgängen wie denen in Paris befürchteten Muslime, dass noch weniger zwischen Islam und „Islamismus“ differenziert werde, so Schmid. Dabei führe an einer gewissenhaften Unterscheidung kein Weg vorbei. „Es wäre kontraproduktiv, die gutwilligen Kräfte zu verunglimpfen“, sagte Schmid.