AhlolBayt News Agency (ABNA)

source : al schia
Dienstag

27 Oktober 2015

17:51:43
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Abalfazl al-Abbas (ع) – Ein Beispiel für grenzenlose Treue und Aufopferung

Die Treue und der Mut Amir al-Mu’minins (ع) bekommen durch den Helden der Helden von Karbala eine neue Bedeutung.

Abstammung

Hadhrat Abbas (ع) war der Sohn Amir al-Mu’minins (ع). Seine Mutter hieß Fatima bint Hazam bin Khalid ibn Rabi’e ibn Amer Kalbi. Sie ist jedoch als ‚Umm al-Banin‘, die ‚Mutter der Söhne‘, eher bekannt. Der Grund, warum sie so genannt wird, verdeutlicht folgende Überlieferung: Immer wenn Amir al-Mu’minin (ع) sie mit ‚Fatima‘ ansprach, sahen sich Hassan und Hussein (ع) an, während ihre Augen tränten. Sie erinnerten sich nämlich immer wieder an ihre verstorbene Mutter Sayyeda Fatima al-Zahra (ع). Umm al-Banin (رض) konnte diesen Anblick nicht ertragen, sodass sie Imam Ali (ع) bat, sie doch anders als mit ihrem richtigen Namen zu rufen. Er nannte sie fortan nur noch Umm al-Banin.

Sie (رض) gehörte dem edlen Stamm der Banu Kilah an, die eines der nobelsten Familien der Quraisch waren. Sie waren bekannt für den Mut und die Tapferkeit ihrer Kämpfer. Einige Jahre nach dem Martyrium Sayyeda Fatimas (ع), bat Imam Ali (ع) seinen Bruder Aqil (ع), ihm eine Frau von tapferer Abstammung vorzuschlagen. Aqil kannte sich in dieser Hinsicht sehr gut aus, so dass er ihm Fatima bint Hazam vorschlug und Amir al-Mu’minin sie heiratete. Fatima bint Hazam war eine kultivierte, gelehrte und erfahrene Frau und gebar Amir al-Mu’minin (ع) vier Söhne, Abbas, Jafar, Abdullah und Uthman. All ihre Kinder erlangten das Martyrium mit Imam Hussein (ع) in Karbala. Nach seinem Martyrium wollte sie nicht mehr ‚Umm al-Banin‘, ‚Mutter der Söhne‘, genannt werden.

An dem Tag, als sie das Haus Amir al-Mu’minins (ع) betrat, stellte sie sich Hassan und Hussein  als ‚Sklavin‘ bzw. als Bedienstete vor, um für sie zu sorgen. Sie hoffte und betete, dass sie sie als Bedienstete akzeptieren würden. Hierzu wird folgendes überliefert: Bevor Umm al-Banin das Haus betrat, bat sie ihre Familie vor der Haustür zu warten. Sie wollte nämlich zunächst das Einverständnis Hassan und Husseins (ع) einholen, ob diese sie als ‚Bedienstete‘ annehmen. Sie betrat das Haus und sah Hassan und Hussein (ع) erkrankt auf dem Bett liegend und fragte sie: „Meine Herren (Sayyedai) nehmt ihr mich als Bedienstete in eurem Hause an?“ Sie antworteten: „Das Haus ist deins.“ Ihr Respekt und ihre grenzenlose Liebe zu den beiden wurde schon bald von den Brüdern erwidert. Auch nachdem sie Amir al-Mu’minin (ع) vier Söhne gebar, hatten Imam Hassan und Imam Hussein (ع) einen besonderen Platz in ihrem Herzen.

Fatima bint Hazam hatte eine bespiellose Liebe und Aufrichtigkeit zur Nachkommenschaft des Propheten (ص), sodass sie Imam Hussein (ع) sogar mehr liebte als ihre eigenen Kinder. Ein Gefühl, welches tief in ihrem Herzen verankert war. Dies war so grenzenlos, dass sie, als sie die Botschaft des Martyriums ihrer vier Kinder mitgeteilt bekam, antwortete: „Wie geht es Hussein (ع)? Berichte mir von Hussein?“ Als sie vom Martyrium Imam Husseins (ع) erfuhr, sagte sie: „Alle Arterien meines Herzens sind zerrissen. Mögen alle meine Kinder und alles was unter diesem blauen Himmel existiert für Imam Hussein (ع) geopfert sein.“

Umm al-Banin schärfte ihren Sohn daher ein, dass er sich, wenn er neben Imam Hussein (ع) setz, in der Weise wie er Taschahhud (Bekenntnis) im Gebet macht, setzen soll. Des Weiteren wird überliefert, dass sie folgendes sagte: „Mein Sohn! Wenn du Hussein rufst, dann sag: ‚Sayyedi Hussein (Mein Herr Hussein)‘, sag nicht: ‚Mein Bruder Hussein‘. Er ist der Sohn Fatimas (ع), du hast ihm zu folgen, hörst du mein Sohn!“ Ferner wird berichtet, dass wenn Imam Hussein (ع) von ihr Wasser verlangte, sie al-Abbas (ع) dazu aufforderte, Hussein (ع) Wasser zu bringen. Abbas (ع) sollte demnach das Wasser, welches er Imam Hussein (ع) brachte immer auf dem Kopf tragen.

Wahrlich, Umm al-Banin (رض) kannte die Wahrheit und die Stellung der Ahl-ul-Bayt (ع) und besonders die Stellung von Imam Hussein (ع), so dass es unverständlich gewesen wäre, wenn sie anders gehandelt hätte und dies auch ihrem Sohn verinnerlichen ließ.

Einer der mutigen und tapferen Anhänger des Propheten (s), sein Cousin und der Bruder Imam Alis (ع), Jaafar al-Tayyar (رض), trug in der Schlacht von Mutah das Banner des Islam. Bei dieser Schlacht wurde er von den Feinden umzingelt und getötet. Als man die Nachricht vom Martyrium Jaafar al-Tayyars (رض) dem Propheten (ص) übermittelte, weinte er (ص) und betete für die Seele Jaafars (رض). Gabriel kam auf dem Propheten (ص) herab, überbrachte ihm sein Beileid und sagte: „Jaafar war ein mutiger und treuer Kämpfer. Allah hat ihm ein ewiges Leben und zwei Flügel anstelle seiner beiden Arme gegeben, die während der Schlacht  abgehackt wurden.“ Imam Ali (ع) saß neben dem Propheten (ص) während dieses Ereignisses und sagte: „Bitte bete zu Allah, dass auch ich im Kampf für den Islam sterbe und so das Martyrium erlange.“ Der Prophet (ص) aber sagte: „O Ali, dein Tod wurde schon festgelegt. Du wirst in der Moschee während des Gebets sterben, aber der Allmächtige wird dir einen Sohn geben, der in der Schlacht am Tage Aschuras, sterben wird.“ Von diesem Tag an erwartete Imam Ali (ع) mit Sehnsucht die Geburt dieses Sohnes.

Diese Prophezeiung wurde im Jahr 8 nach der Auswanderung ausgesprochen. Zur der Zeit waren Imam Hassan und Imam Hussein fünf und vier Jahre alt. Es war die Geburt eines Sohnes, der nicht nur den Banner des Islam in Karbala, wie sein Onkel in Mutah halten wird, sondern mit denselben gesegneten Händen Wasser tragen, um den Durst der Kinder Husseins etwas stillen zu können.

Geburt

Hadhrat Abbas wurde am 4. Schaaban (7. Rajab) 26 Jahre nach der Auswanderung in Medina geboren. Als Imam Ali (ع) von der Geburt erfuhr, warf er sich zum Dank nieder. Die erste Person, die Abbas sah, war Imam Hussein (ع), welcher auch den Adhan und die Iqama in die Ohren des Säuglings sprach. Am siebten Tag nach seiner Geburt wurde die Aqeeqa organisiert und Imam Ali (ع) nannte das Kind Abbas. Des Weiteren wird überliefert, dass Imam Ali (ع) das kleine Kind oft in die Arme hielt und seine Hände küsste. Als ihn Umm al-Banin (رض) darauf ansprach, antwortete er: „Diese Hände werden für die Gerechtigkeit abgehackt werden.“ Auch Umm al-Banin (رض) nahm diese Gewohnheit von Amir al-Mu’minin (ع) an und küsste die Hände des kleinen Jungen. Als Abbas ca. fünf Jahre alt wurde, sprach er seine Mutter darauf an und sagte: „O Mutter, ich sehe, dass du meine Hände küsst, ich muss doch deine Hände küssen, meine liebe Mutter.“ Sie sagte: „O mein Sohn, ich sah deinen Vater Amir al-Mu’minin (ع) dies regelmäßig tun und er sagte mir, dass diese Hände für Gerechtigkeit abgehackt werden.“ 

Kindheit und Jugend

Es war das Begehren des Imam Ali (ع), dass sein Sohn Abbas dieselben ehrwürdigen Taten verwirklicht, wie er selbst, und die Lehren des Islam einhalten würde, ohne Furcht vor Leben und Tod. Es war ebenso sein Wunsch, dass Abbas ein treuer Gefährte Imam Hussein (ع) und der Bannerhalter in Karbala wird.

Hadhrat Ali, welcher selbst ‚Der Löwe Gottes‘ und ‚Das Tor des Wissens‘ genannt wurde, erzog Abbas auf dieser Basis, bis dieser 14 Jahre alt wurde. Die nächsten 10 Jahre verbrachte er unter den achtsamen Augen Imam Hassans (ع) und die letzten zehn Jahre seines Lebens mit Imam Hussein (ع). Es ist also nicht verwunderlich, dass Abbas eine Perfektion und Vollkommenheit in so vielen Bereichen des Lebens erlangte. Seine Tapferkeit, Kühnheit, seine furchtlose Erscheinung und die Art seines Kampfes erbte er von Imam Ali (ع), dies bewies er in mehreren Schlachten wie Jamal, Siffin und Nahrawan. Imam Hassan (ع) lehrte ihm Standhaftigkeit und Geduld. Seine grenzenlose Treue und Selbstopferung waren das Ergebnis der Gefährtschaft von Imam Hussein (ع) und Sayyeda Zaynab (ع). Er war physisch, mental, geistig und moralisch vollkommen entwickelt und ausgeprägt. Er war auch ein erfahrener und fähiger Gelehrter.

In dieser Umgebung wuchs er auf. Das Licht der Prophetenschaft und des Imamats umgaben ihn. Die Treue und Aufopferung waren seine Gefährten, die er niemals verließ und die sich von ihm niemals trennten. Er half den Armen und Bedürftigen, er erfüllte seine Pflichten gegenüber seinen Mitmenschen hinsichtlich der Grundsätze des Islam. Er war rein in seinen Gedanken, Taten und Worten. Er lebte strikt nach den islamischen Prinzipien und gemäß des Koran und der Sunna des Propheten (ص).

Wie Imam Ali (ع) schon vom Propheten (ص) gelehrt und „trainiert“ wurde, so wurde auch Hadhrat Abbas (ع) von Imam Ali (ع) gelehrt und ‚trainiert‘. Imam Ali (ع) kannte die Geheimnisse des Lebens und des Todes, und Hadhrat  Abbas (ع) verinnerlichte den wahren Geist des Islam. Eine Person, die von Imam Ali (ع) erzogen, gelehrt und „trainiert“ wurde, würde niemals von den Verführungen dieser Welt getäuscht werden, oder sich vom Tod ängstigen. Hadhrat Abbas (ع) bestätigte dies durch seine Taten.

Hadhrat Abbas (ع) heiratete Lubaba, die Tochter von Ubaydallah ibn Abbas ibn Abdul-Muttalib und hatte 2 Söhne, Fadl und Muhammad. Einige Quellen berichten, dass Lubaba an der Tragödie von Karbala anwesend gewesen war und ihre beiden Söhne dort das Martyrium erlangten.

Am Todesbett von Imam Ali ibn Abi Talib (ع)

Kein Opfer soll zu teuer für Imam Hussein (ع) sein…

Als Amir al-Mu’minin (ع) tödlich verwundet wurde, verlangte er nach seinen nahen Familienmitgliedern. Er vertraute alles seinem ältesten Sohn Imam Hassan (ع) an, außer Hadhrat Abbas (ع). Dann hörte er Abbas mit seinen 12 Jahren schluchzen. Imam Ali (ع) bat ihn näher zu kommen, nahm seine Hand und legte sie in die Hand seines zweiten Sohnes, Imam Hussein (ع) und sagte: „Hussein, dieses Kind vertraue ich dir an. Er wird mich am Tag der größten Opferung vertreten und er wird dich und deine Liebsten mit seinem eigenen Leben verteidigen.“

Zu Abbas (ع) sagte er: „Abbas, mein Sohn, ich weiß, dass du Hussein (ع) grenzenlos liebst. Du bist zu jung, um es mitzuteilen, doch wenn dieser Tag (Tag der größten Opferung) anbricht, so betrachte kein Opfer als zu teuer/groß, um damit  Hussein und seine Kinder, zu verteidigen.“

Dies war im Jahre 656 n. Chr. Das Ereignis der ‚größten Opferung‘ wurde in der Schlacht von Karbala (680 n. Chr.) zur Realität, als Imam Hussein (ع) gegen die Armee Yazids (لعن) antrat. Es war der Kampf des Guten gegen das Böse, Gerechtigkeit gegen Tyrannei, falsch gegen richtig. Die Schlacht von Karbala markiert in der Geschichte des Islam ein sehr signifikantes Ereignis und ist das Beispiel für größte Opferung, Mut und die Hingabe für die gerechte Sache.

In der Schlacht von Karbala war Hadhrat Abbas (ع) stellvertretender Truppenführer von Imam Hussein (ع). Er bekämpfte die Armee des Bösen, des Yazid (لعن) mit unglaublicher Tapferkeit und Mut, erinnernd an die letzten Worte seines Vaters. Die Geschichte von Abalfazl al-Abbas (ع) in Karbala, in der er sein Leben ließ, um Wasser für die Kinder Imam Husseins (ع) zu besorgen, ist die schmerzvollste und signifikanteste in der islamischen Geschichte.

Das Leben des Hadhrat Abbas (ع) ist ein Beispiel unerschütterlicher Loyalität und Treue für einen Bruder. Es ist auch die Geschichte eines Kämpfers, der sein Leben für den Islam ließ, welches in der Sicht Hadhrat Abbas (ع) eine gerechte Sache darstellte.

Imam Alis (ع) Begehren war es zu sichern, dass Abalfazl al-Abbas (ع) die Religion des Islam predigte und der Familie des Propheten (ص) diente. Hadhrat Abbas sah seine erste Schlacht, als er erst 11 Jahre alt war. Dies war die Schlacht von Siffin.

Einmal erschien er getarnt, verhüllt und gepanzert auf dem Schlachtfeld. Als Ibn-e-Shasa, ein  mutiger und bekannter syrischer Kämpfer, diese maskierte Person sah, fragte er einen von seinen sieben Söhnen, ihn (Abbas) zu töten. Als der erste seiner Söhne zum Kampf antrat, wurde dieser niedergeschlagen. Das gleiche Schicksal erwartete auch die übrigen seiner Söhne, die gegen diesen maskierten Kämpfer zu kämpfen versuchten. Schließlich trat Ibn-e-Shasa selbst an, um diese maskierte Person niederzuschlagen, doch die Art und Weise wie dieser vom maskierten Kämpfer geschlagen wurde, ließ die Menschen ungläubig, starrend blicken. Sie meinten, dass dieser maskierte Kämpfer mit Sicherheit Hadhrat Ali (ع) sein müsste, wobei sich niemand traute dieser Person näher zu kommen. Als Abalfazl al-Abbas (ع) jedoch die Maske von seinem Gesicht entfernte, waren die Menschen sehr überrascht und sogar verblüfft, anstelle des vermuteten Imam Alis (ع) seinen Sohn al-Abbas (ع), welcher die Tapferkeit seines Vaters erbte, zu sehen.

Das Wasser wird zu Blut

Eine Überlieferung und Prophezeiung

Hadhrat Abbas‘ Hingabe, Respekt und Liebe zu Imam Hussein (ع) waren so groß und tief, dass er fast schon den Boden, auf welchem Imam Hussein (ع) ging, ehrte. Ferner wird berichtet, dass al-Abbas (ع) den Staub von den Füßen Aba Abdillahs (ع) auf seine Augenbrauen streute. Er nahm es jedem übel, der in seiner (Abbas‘) Präsenz, Imam Hussein (ع) diente.

Des Weiteren wird erzählt, dass einmal Imam Hussein (ع) in der Moschee in der Gegenwart von Imam Ali (ع) Durst verspürte und einen Bediensteten um Wasser bat. Doch Hadhrat Abbas (ع) stand plötzlich auf und lief so schnell er konnte, so dass er den Bediensteten einholte und Wasser besorgte. In seiner Eile, den Durst Imam Husseins (ع) so schnell wie möglich zu stillen, verschüttete er Wasser auf seine Kleidung. Hadhrat Ali (ع), der dies beobachtete, führte seine Rede nicht fort und weinte. Als ihn die Gläubigen auf seine Tränen ansprachen, erinnerte er sich an die prophetischen Worte, welche 20 Jahre danach Realität wurden: „Abbas, der heute seine Kleidung mit Wasser feuchtete, um den Durst seines Bruders Husseins zu stillen, wird eines Tages seinen Körper mit Blut überströmen, um den Durst der Kinder Imam Husseins zu stillen.“ 

Das Leben ist nicht wertvoller als Hussein (ع)

Verführungen in Karbala

Abbas wich während seines Lebens niemals von der Seite seines Bruders Imam Hussein (ع), so auch als sie Medina verließen. Er wurde von allen Familienmitgliedern des Imams (ع) sehr geliebt und respektiert. Er war so hingebungsvoll und treu zu Imam Hussein (ع), dass er, als Shimr ibn Ziljoshan (لعن), der zweite stellvertretende Truppenführer Yazids Armee, vor dem Zelt Imam Hussein (ع) stand und rief: „Wo sind meine Neffen, Abbas, Abdullah, Jaafar und Uthman?“ Hadhrat Abbas (ع) wollte nicht antworten, doch er tat es schließlich nachdem Imam Hussein (ع) ihn aufforderte: „Antworte ihm! Denn auch wenn er korrupt (und uns feindlich gesinnt) ist, so ist er dennoch dein Verwandter.“ Abbas fragte Shimr (لعن), was er denn wolle und Shimr (لعن) antwortete: „O meine Neffen, ich habe extra Ubaydullah, um ein sicheres Leben für euch gebeten. Wieso wollt ihr euch mit Hussein töten lassen? Wieso schließt ihr euch nicht den Truppen des mächtigen Yazids an?“ Abbas schaute verachtend und antwortete scharf: „Möge Allahs Zorn über dich und deinen Vorschlag kommen, O Feind Allahs! Wie kannst du es wagen, uns solch einen Vorschlag zu machen? Niemals werden wir unseren Herrn Hussein verlassen und die irreführenden und korrupten Truppen Yazids unterstützen.“  Shimr kehrte verärgert um.

Da die Truppen Yazids sich vor der Tapferkeit und Kampfbereitschaft von Abalfazl al-Abbas (ع) fürchteten, versuchten sie es ein zweites Mal, ihn zu ihnen zu locken. Jareer ibn Abdullah war ein Angestellter Ubaydullah Ibn Ziyads, der Gouverneur Kufas, und hatte einen hohen Einfluss auf ihn. Umm al-Banin, die Mutter Abbas‘, war eine Cousine von Jareer, der völlig davon überzeugt davon war, dass Hussein und seine Gefährten kaltblütig massakriert werden. Er hatte eine innere tiefe Abneigung, dass seine vier Neffen mit Hussein massakriert würden. Er appellierte an ibn Zyad das Leben seiner vier Neffen zu verschonen. Ibn Zyad war damit einverstanden. Jareer schrieb umgehend an Abbas, dass er und seine Brüder die Gefährtschaft Husseins aufgeben und zu ibn Zyad über gehen sollten und somit ihr Leben schützen, da es eine kritische und lebensgefährliche Situation für sie sei. Diesen Brief übermittelte er durch eine Person namens Irfan. Dieser überbrachte den Brief an Abbas (ع), welcher beim Lesen des Briefes kaum seinen Zorn unterdrücken konnte. Er zerriss den Brief und sagte zu Irfan: „Geh und teile meinem Onkel Jareer ibn Abdulllah mit, dass wir niemals Hussein im Stich lassen und erst recht nicht Zuflucht bei Ubaydullah suchen werden. Wir suchen allein bei dem Allmächtigen Zuflucht und sind bereit unser Leben für unseren geliebten Imam Hussein und den Islam zu opfern!“ Als Irfan Jareer die Worte Abbas mitteilte, war er sehr enttäuscht, denn er war davon überzeugt, dass Abbas dieses Angebot annehmen würde.

Doch Jareer hatte vergessen, dass er dies jemandem anbot, der Hussein und den Islam mehr liebte als sich selbst und sich um diese mehr sorgte als um sein eigenes Leben. Er hatte vergessen, dass Abbas der Sohn von Imam Ali (ع) war, der mal sagte: „O du Gelbes (Gold) und O du Weißes (Silber)! Trüge jemanden anderes!”, während er als Kalif über das Vermögen des islamischen Reiches verfügte.

„Ich werde dich repräsentieren, Schwester“

Umm Kulthum opfert Abbas für Hussein 

Am Vorabend Aschuras, als Abalfazl al-Abbas (ع) sein Schwert schleifend in seinem Zelt saß, kam seine Schwester Umm Kulthum (ع) mit Tränen in den Augen zu ihm und sagte: „Ich kann kein Opfer für meinen lieben Bruder Hussein (ع) bringen, der von den Feinden umzingelt ist. Zaynab hat zwei Söhne, die sie opfern wird; Qassim wird seinen Vater Imam Hassan (ع) repräsentieren; Umm Laylah wird ihren Sohn Ali al-Akbar (ع) zum Kampf schicken, sogar Rabab wird ihren kleinen Sohn Ali al-Asghar (ع) opfern. Aber ich habe keine Söhne und als Frau ist mir der Kampf nicht erlaubt. Die Menschen werden diese Frauen in Erinnerung behalten und sie preisen, ich hab jedoch niemanden, den ich für Hussein (ع) opfern kann.“ Abbas tröstete sie und sagte: „Mach dir keine Sorgen meine liebe Schwester, du hast mich wie eine Mutter aufgezogen und hast dich um mich gesorgt. Ich werde mich an deiner Stelle opfern.“ Weinend nahm Umm Kulthum (ع) ihren Bruder Abbas zu Imam Hussein (ع) und sagte: „Lass meinen Bruder Abbas in meinem Namen für dich kämpfen und sich für dich und den Islam, opfern.“

Nach großer Überzeugungsarbeit erlaubte Imam Hussein (ع) Wasser für die kleinen durstigen Kinder zu holen. Hadhrat Abbas (ع) machte sich mit einem Ledersack und dem Banner auf dem Weg.

Der Kampf um den Fluss zu erreichen

„O Allah, gewähre mir Leben, um meine Mission erfüllen zu können”

Die hochragende Gestalt des Abbas‘ und sein Ruf als bekannter und tapferer Kämpfer in ganz Arabien machte auch bei den Truppen Yazids seinen Umlauf. Als dieser ‚unerschrockener Löwe‘ am Kampfplatz erschien, versuchten die Feinde mit allen Mitteln ihn daran zu hindern den Fluss zu erreichen. Hadhrat Abbas (ع) stand furchtlos und mutig vor den Feinden und sprach: „Wir sind selbst die Schwerter des Stammes Haschim und sind schärfer als die schärfste Schneide, bereit euer Blut zu vergießen. O ihr Söhne der Gegner der Wahrheit! Wenn unser Großvater, der heilige Prophet (ص), noch am Leben gewesen wäre und gesehen hätte was für ein Leid seine Nachkommenschaft zu ertragen hat, so wäre er gewiss beschämt wegen eurer Taten. Tod durch den Schwert ist ruhmvoll, wenn die Frucht das Paradies sein wird. Verflucht sei diese Welt und ihre trügerischen Verführungen. Ihr werdet in der Hölle schmoren!”

Als die Feinde diese Worte hörten, griffen sie ihn von allen Seiten an. Abbas, der unerschrockene Löwe, begann seinen Kampf mit einem löwenartigen Brüllen. Er schlug jeden nieder, der in seine Nähe kam. In den Truppen von Omar ibn Saad (لعن) war eine Person namens Murid ibn Sudaif. Als er sah wie Abbas die besten seiner Kämpfer mit Leichtigkeit niederschlug, wurde er wütend und schrie: „Es ist eine Schande, dass nur ein Haschemit einen derartig großen Schaden anrichtet. Er ist allein und wir sind ihm zahlenmäßig überlegen. Seht euch die Zahl unserer Kämpfer an. Wenn jeder von uns nur eine handvoll Staub auf ihn werfen würde, so würde er ersticken. Ihr seid alle Feiglinge. Ich werde gegen Abbas kämpfen und ihn in Null-Komma-Nix Sekunden töten.” Dann lief er mit einer langen Lanze in seiner Hand zu Abbas. Auch Hadhrat Abbas (ع) bewegte sich von seinem Platz, um seine Stärke und Geschicklichkeit auszutesten. Murid ibn Sudaif prahlte mit seiner Ritterlichkeit, Männlichkeit und seinem Mut und war von der Unterlegenheit Abbas überzeugt. Er sagte verachtend und gering schätzend: „Abbas kehre um und kämpfe nicht. Wenn du mit mir kämpfst, so wirst du bestraft. Ich sorge mich um dich, da du noch so jung und anfällig bist. Geh und leb ein zufriedenes und glückliches Leben. Denk daran, dass diese Soldaten mit denen du bisher gekämpft hast, nicht die notwendigen zerschmetternden Schläge und Kampfarten beherrschen. Du sollst wissen, dass du für mich kein Problem darstellst, es wäre kein Kampf mit dir fertig zu werden. Ein Wort ist für den Weisen genug. Kehre um, wenn du dein Leben retten willst!“

Abbas, der unerschrockene ‚Löwe‘ und der Mond der Kinder (Bani) Haschims, hörte den Worten Marid ibn Sudaif bis zum Ende aufmerksam zu. Als er mit seiner Rede zu Ende war, sagte Abbas (ع) kühn: „O du Feind Allahs! Es ist ziemlich unmöglich für mich deinen Bedingungen zu zustimmen. Du kannst mich nicht ruinieren, doch wirst du dich selbst vernichten. Diejenigen, die für Allah sterben, werden ewig leben, und diejenigen, die gegen Allah kämpfen, werden auf ewig vernichtet. Gesegnet seien die, die ihr Leben für die Zufriedenheit Allahs opfern. Sei dir sicher, dass du niemals Erfolg haben wirst mich zu verführen und fehlzuleiten. Du bist dir meiner Verwandtschaft mit dem Propheten (ص) bewusst. Ein Sohn Alis, der ‚Löwe Allahs‘, zieht sich weder zurück noch ‚zittert‘ er. Niemals ergibt er sich den bösen Mächten. Er wird sich niemals vor dem Feind fürchten, sei dieser Feind noch so stark und mächtig. Denk daran, dass das Geheimnis eines Mannes in seinem unerschütterlichen Glauben an Gott liegt. Er sollte immer Gott dankbar sein, in welchen Umständen er sich auch immer befinden mag; die Wege Allahs sind unergründlich. Egal, was Er (der Erhabene) tut, es ist das Beste. Ich bin nicht im Geringsten mit meinem Schicksal unzufrieden. Ich bin vollkommen zufrieden mit dem ‚Vorrat‘, was mir bestimmt wurde. Ich kann niemals über den Verlust dieser weltlichen Welt weinen und vom Tod zu flüchten zu versuchen. Ganz im Gegenteil, ich heiße den Tod willkommen, wenn dieser auf dem Wege Allahs zu mir kommt. Ich werde mich dem Tod zufrieden, glücklich und fröhlich ergeben, denn das Paradies ist ein besserer (ewiger) Wohnsitz als diese Welt. Es ist es nicht wert in dieser Welt zu leben. Glücklich ist derjenige, der für den Islam stirbt.“

Marid bin Sudaif war außer Fassung nach dieser ’schneidenden‘ Antwort. Er hätte nie mit einer solchen kühnen Antwort von einer Person, die von den Truppen des mächtigen und starken Yazids umzingelt war, gerechnet. Er war enttäuscht, dass seine Worte nicht den erhofften Effekt erzielten. Er stieß auf taube Ohren. Marid ibn Sudaif war wie vom Schlag getroffen, vom Wagemut und der außergewöhnlichen Ritterlichkeit Abbas‘ (ع), der sich in solch einer lebensbedrohlichen und sehr gefährlichen Situation befand. Hinzukommt, dass Abbas (ع) Marid ibn Sudaif so ruhig, würdevoll, gelassen und unerschrocken begegnete. Marid erkannte den Ernst der Situation und attackierte im Nu Abbas mit seiner Lanze. Doch ‚der unerschrockene Löwe‘ war nicht abgelenkt und stand fest auf dem Boden. Er wehrte den Angriff mit der Lanze so hart ab, dass Marid ibn Sudaif, der zuvor mit seiner Überheblichkeit und Siegessicherheit prahlte, vom Sattel fiel. Abbas konnte die Lanze des Marid ibn Sudaif erfolgreich an sich reißen und verwundete das Pferd seines Gegners so stark, dass Marid es nicht mehr verwenden konnte. Shimr ibn Dhuljawshan (لعن) verfolgte diese Szene zwischen Hadhrat Abbas und Marid ibn Sudaif. Wenn Marid nicht unverzügliche Unterstützung erhielt, so würde dieser in eine gefährliche Situation geraten. Shimr (لعن) sorgte dafür, dass Marid ein neues Pferd erhielt, was jedoch fehlschlug, denn der Tod erreichte den Sklaven, der das Pferd besorgen sollte eher, als dass das Pferd Marid erreichen sollte. Abbas attackierte Marid ibn Sudaif mit seiner eigenen (Marid) Lanze, sodass als Marid dies sah, er rief: „Abbas wird mich mit meiner eigenen Lanze töten.“ Shimr (لعن) und weitere Soldaten der Truppen Yazids (لعن) eilten nun zur Hilfe, doch Abbas verhinderte dies. Als Marid dies beobachtete und verwundet wurde, bat er Abbas, dass er doch sein Leben verschonen möge. Außerdem wäre er (Marid) bereit, Abbas als Sklave zu dienen. Doch Abbas kümmerte sich nicht weiter um das ‚Angebot‘ von Marid und stach ihn mit der Lanze in das Ohr, sodass es aus dem anderen wieder hinauskam. Marid starb in einem wirklich schlechten Zustand. Abbas (ع) attackierte die restlichen Soldaten der Truppen Yazids, einige wurden getötet und andere flohen vor dem ‚unerschrockenen Löwen‘ Banu Haschims.

Abbas erreichte dann so den Fluss Euphrat und füllte seinen Ledersack mit Wasser. Er bat Allah ihm noch Leben zu gewähren, um seine Mission erfüllen zu können, doch es sollte nicht so sein. Seine einzige Sorge war es, Wasser so schnell wie möglich für die durstenden Kinder Husseins zu besorgen. Es wird berichtet, dass Abbas einen Schluck Wasser trinken wollte, welches er in seinen Händen hielt, doch er erinnerte sich an seinen durstenden Bruder Hussein, an seine durstenden Kinder und warf das Wasser von sich mit seinen poetischen Worten:

Ya Nafsu min ba3d il-Husseini huni
Wa ba3dahu la kunti an takuni
Hadh-al-Hussein shaarib-ul-Manuni
Wa tashrabina barid-al-ma3ini
Hayhaat/wallah ma hadha fi3alu Dini
Wa la fi3alu sadiq-ul-Yaqini

Sinngemäße Bedeutung: Abbas (ع) zwingt und ‚verbilligt‘ seine Seele, welche sich durstend nach Wasser sehnt und erhöht Hussein (ع) über seine eigenen Bedürfnissen bzw. über seine eigene Seele. Ferner fragt er sich selbst, wie er denn trinken könne, während sein Bruder und Imam durstend im Sande Karbala stand.

Währenddessen formierten sich die Truppen neu. Sie griffen erneut an, als Abbas den Ledersack über die Schulter gehangen hatte und aufbrechen wollte. Die Soldaten attackierten ihn von hinten, sodass einer seinen rechten und ein anderer seinen Linken Arm abhackte. Auch hier bewies er seine Treue. Man hackte seinen rechten Arm, in dem er das Banner hielt, ab und Abbas nahm das Banner in seine Linke. Sayyeda Zaynab (ع) verfolgte den Stand des Banners von ihrem Zelt aus und erkannte, dass ihr Bruder nicht mit Wasser kommen wird, sondern sie durch ein Martyrium, geprägt von Treue und Aufopferung, verlassen wird.

Er schwor die Treue nicht nur dem Banner des Islam, sondern auch demjenigen, der ihm diesen Banner gab, sodass er mit allen Mitteln versuchte den Banner hochzuhalten. Abbas opferte sich damit das Wort Allahs, das höchste auf der Erde blieb, und niemals sich der Tyrannei ergab.

Nicht nur seine beiden Arme wurden abgehackt, sondern es traf ihn auch ein Pfeil direkt ins Auge. Er war der einzige in Karbala, der derartiges durchstehen musste.  Er war der einzige, der ‚blind‘ gegen seinen Feind kämpfte, weshalb sein Martyrium ein sehr schmerzvolles, jedoch außergewöhnliches Beispiel für wahre Aufopferung und Kampfbereitschaft darstellt.

Als Einziger kämpfte er ohne seinen Feind sehen zu können, doch weder das Abhacken seiner beiden Arme, noch der Pfeil in seinem Auge hinderten ihn daran weiterzukämpfen und jeden Atemzug für den Islam zu opfern, und jede Kraft, die er noch besaß aus Treue seinem Bruder zu widmen. Auch hier galt seine einzige Sorge, Wasser für Sukaina (ع) zu besorgen, die ihn darum bat und für ihre Geschwistern, die durstend auf ihren Onkel Abbas warteten.

Auf diese Weise konnten sie ihn überwältigen, hinterlistig, mit einem Angriff von hinten und feige mit zahlreichen Soldaten, die ihn von allen Seiten umzingelten. Er lag neben dem Euphrat im Sande Karbalas, Abbas der Mond der Kinder Haschims und der Sohn des ‚Löwen Gottes‘.

Der Mond im Sande Karbalas

Erinnerungen an ein Leben voll Treue und Aufopferung

Es wird gesagt, dass ein Mensch kurz vor seinem Ableben die wichtigsten Stationen seines Lebens noch einmal durchlebt. Wahrlich, Abbas sah, wie er Hussein immer treu zur Seite stand; wie er ihm mit grenzenloser Hingabe und Liebe diente und niemals von seiner Seite wich. Er verstand nun die von seinem Vater zitierten prophetischen Worte in der Moschee. Ja freilich, sein Körper war mit Blut bedeckt, nach einem Kampf um Wasser für die durstenden Kinder Husseins zu holen.

„Am Tag der großen Opferung…”, Abbas erinnerte sich an die letzten Worte seines Vaters am Todesbett. Er realisierte nun die Bedeutung dieser Worte und war zufrieden, dass er der Forderung seines Vaters nachgekommen war. Abbas hatte tatsächlich alles was zu opfern war für Hussein (ع) an Aschura geopfert. Doch eine Szene machte ihn nun traurig. „O Durst, O Durst…“, die Kinder Husseins, die aufgrund fehlenden Wassers zu Leiden hatten, die das Wasser des Euphrats sahen, davon aber nicht trinken durften. Er sah Sukaina (ع) vor sich, wie sie ihren Onkel mit einem leeren Ledersack um einwenig Wasser bat. Es erfüllte ihn mit Schmerz, dass er seinem Bruder auf diese Weise nicht dienen konnte. Er erinnerte sich an die Szene mit seinem Pferd am Fluss. Wie hätte er trinken können, wo doch Sukaina (ع) und die Kinder Hussein nach Wasser riefen. Auch das Pferd hatte in die Richtung seines ‚Herrn‘ Hussein geschaut, als ob es sagen wollte: „Auch ich bin mir dessen bewusst, dass solange mein ‚Herr‘ und seine Kinder ohne Wasser blieben, unser Durst ebenfalls nicht gestillt wird.“

„Mein Herr (Hussein) komm zu mir…”

Ableben eines Helden, treuen Gefährten und hingebungsvollen Bruder 

Sein Schmerz wurde immer stärker, wobei ihn noch ein Wunsch quälte. Er wusste, dass dies seine letzten Minuten waren. Er wünschte sich so sehr seinen Bruder und Imam Hussein (ع) zu sehen. Er hörte Schritte, die näher kamen und sagte: „Ich bitte dich bei dem, den du anbetest, lass mich nur noch eine Weile (leben), bis der Sohn meines Vaters zu mir kommt.“ Doch er hörte eine ihn bekannte Stimme, die nicht vor hatte ihn zu töten. „Abbas, Abbas mein Bruder, was haben sie dir angetan?”, fragte Hussein (ع) halb schluchzend und dämpfend. Er spürte wie sein ‚Herr‘ und Imam neben ihn kniete und seinen Kopf auf seinen Schoß legte. Er spürte die liebevolle Hand seines Imam. „Du bist schließlich doch zu mir gekommen, mein ‚Herr‘. Ich dachte, es ist mir nicht mehr gewährt einen letzten Blick auf dein heiliges Gesicht werfen zu können. Gepriesen sei Allah! Du bist hier.“

Hussein brach in Tränen aus. Es war für ihn Herz zerbrechend seinen Bruder, dessen Name mit Treue und Aufopferung in Verbindung verewigt würde, so zusehen und zu hören. Er sagte: „Bruder Abalfazl, nun ist mein Rückgrat gebrochen, jetzt habe ich keine Kraft mehr, nun wird sich mein Feind freuen.“

Es wird berichtet, dass Abbas (ع) vor seinem Tod noch folgendes flüsterte: „Mein ‚Herr‘, ich habe noch einige letzte Wünsche, die ich gerne äußern würde. Als ich geboren wurde, war es dein Gesicht, welches ich als erstes erblickte. Es war nun auch mein letzter Wunsch dein Gesicht vor meinem Ableben noch erblicken zu dürfen. In dem einen Auge ist der Pfeil und das andere ist mit Blut verdeckt. Ich bitte dich das Blut von meinem Auge einwenig zu entfernen, sodass mir noch dieser Wunsch gewährt wird, dich vor meinem Tod sehen zu dürfen. Mein zweiter Wille ist, dass du mich bitte nicht zurück zum Zelt trägst, sondern hier liegen lässt. Ich schäme mich vor deiner Tochter Sukaina (ع), da ich ihre Bitte nicht erfüllen konnte, Wasser zu besorgen. Ich kann es nicht ertragen ihr zu begegnen, auch wenn ich tot bin. Außerdem weiß ich, dass dein Rücken schon von heute Morgen durch das Tragen der Märtyrer zu den Zelten an belastet ist. Das Tragen meines Körpers würde dein Rückgrat brechen. Mein dritter Wunsch ist es, dass Sukaina (ع) mich nicht in diesem Zustand zu sehen bekommt. Ich weiß, wie sehr sie mich liebt und wie hingebungsvoll sie mir gegenüber ist. Der Anblick meines toten Körper, würde sie umbringen.“

„Mein Bruder, mein Bruder!!!“

Mit zwei Flügeln emporgehoben

Es wird berichtet, dass Hussein (ع) Abbas liebevoll umarmte und küsste, auch Abbas wollte seinen Imam und Bruder umarmen. Doch wie sollte er? Wurden doch seine gesegneten Hände abgehackt, weil er Wasser für die Kinder Husseins holen wollte. Es blieb ein unerfüllter sehnsüchtiger Wunsch Abbas‘ seinen Bruder, den er so sehr liebte zum Abschied noch umarmen zu können.

Hussein (ع) versicherte ihm, dass er all seine Willensäußerungen erfüllen wird und fügte hinzu: „Abbas, auch ich habe einen Wunsch, der gerne erfüllt werden möchte. Seit unserer Kindheit hast du mich immer ‚Mein Herr‘ (Mawlay) genannt. Nenne mich doch einmal ‚Mein Bruder‘.“ Das Blut wurde von seinem Auge entfernt, der eine Bruder schaute den anderen mit einem langen liebevollen Blick an. Abbas wurde gehört dies geflüstert zu haben: „Mein Bruder, mein Bruder!“, und mit diesen Worten stieg seine Seele zu ihrem Schöpfer. Hussein fühlte sich ohnmächtig neben dem toten Körper seines geliebten Bruders und weinte.

Der Fluss des Euphrats wurde dunkel wie der Winter und ein Murmeln des fließenden Wassers kam auf, als würde es gegen den Tod des durstenden Wasser-Überbringers protestieren, den geliebten ‚Mond der Kinder Haschims‘. Der Held der Helden Karbalas wurde wie sein Onkel Jaafar al-Tayyar ibn Abi Talib (رض) mit zwei Flügeln in das Paradies emporgehoben…

Hadhrat Abbas (ع) erlangte sein Martyrium im Alter von ca. 35 Jahre, am 10. des Muharram, im Jahre 61 nach der Auswanderung (680 n. Chr.).

„Wieso besuchst du nicht meinen Sohn al-Abbas?“

Sein Mausoleum und die Wunder, die dort schon stattfanden

Es ist nun schon ca. 1400 Jahren her, als die Tragödie in Karbala geschah, und immer noch gedenkt man dieses Ereignis und die Märtyrer werden gepriesen und geehrt. Zehntausende von gläubigen Muslimen besuchen sein Grab und bitten ihn um Fürsprache. Mehrere Wunder fanden schon an diesem Grabe statt, die die Heiligkeit und Stellung dieser Persönlichkeit akzentuieren und immer wieder aufs Neue bestätigen. Viele wünschen sich in der Nähe von Abalfazl al-Abbas (ع) begraben zu werden. Ferner sieht man wie so oft Bahren, welche mehrere Male um das Mausoleum getragen werden, bevor die Leichen bestattet werden.

Eine Geschichte, die einerseits die Stellung Abbas (ع) bei Sayyeda Fatima (ع) hervorhebt und andererseits seinen Rang bei Allah, den Erhabenen präsentiert, ist die Geschichte eines Mannes, der Sayyeda Fatima (ع) im Traum sah und in der ein gelähmter Mann geheilt wird. Diese Geschichte kann von der Übersetzerin weder verifiziert noch widerlegt werden, sie soll lediglich als Einblick dienen:

„Ein Anhänger der Schiah sah in seinem Traum Sayyeda Fatima (ع) etwas traurig bzw. unzufrieden. Er fragte sie, wieso sie unzufrieden sei. Zahra (ع) sagte ihm: „Wieso besuchst du nicht meinen Sohn al-Abbas (ع), wenn du Hussein (ع) besuchst? Besuche meinen Sohn al-Abbas (ع).“ Nach einigen Tagen ward ihm zuteil, das Grab des Abalfazl al-Abbas (ع) zu besuchen. Er sah die Menschen dort weinen und ‚Latem‘ machen, also auf ihre Brust schlagen. Es war ein ‚Ma2tam‘, so genannte Trauerfeier für al-Abbas (ع). Er ging zu einem Mann, der neben den Maqam (Schrein),  in der Nähe des Grabes saß und weder weinte, noch sich auf die Brust schlug. Der Mann fragte ihn, wieso er nicht aufstand und zum Grab al-Abbas (ع) ging. Dieser antwortete, dass er schon seit 30 Jahren gelähmt sei. Während sie ihr Gespräch fortführten, kam ein junger Mann, mit einem leuchtenden Gesicht, wie der Mond am Nachthimmel. Dieser junge Mann fragte den gelähmten Mann: „Wieso stehst du nicht auf und schlägst für Abalfazl al-Abbas (ع) auf deine Brust?” Er antwortete: „Alle Menschen wissen, dass ich schon seit 30 Jahren gelähmt bin, wie soll ich denn aufstehen?“ „Ich sage dir, stehe auf und schlage auf deine Brust für Abalfazl al-Abbas (ع)!”, forderte dieser junge Mann. „Wer bist du, dass du mir befiehlst?”, antwortete der Mann mit Tränen in den Augen. „Ich bin al-Abbas, al-Abbas!”, rief dieser junge Mann, der Abalfazl al-Abbas (ع) war. Plötzlich stand der Mann auf und rief: „Al-Abbas hat mich geheilt, al-Abbas hat mich geheilt!!!”, während er mit seinen Händen auf seine Brust schlug.“ (Quelle: www.ibeneljnoub.com)

Der Banner und seine Signifikanz

„Es kommt sein (des Banners) Eigentümer…“

Der Banner war in den Schlachten, an denen die Muslime unter der Führung des Propheten (ص) und der Imame (ع) kämpften, von besonderer Signifikanz. Durch das Hochhalten des Banners schöpften die Kämpfer Mut und Kampf- und Opferbereitschaft. Der Bannerhalter war im wahrsten Sinne des Wortes das Rückgrat der Armee. Deswegen konnte nicht jeder Beliebige diese wichtige Aufgabe übernehmen. Es wird vom Propheten (ص) berichtet, dass mehrere Muslime ihn bei einer seiner Schlachten baten, die Aufgabe des Bannerhalters zu übernehmen. Er lehnte dies ab und sagte: „Sein Eigentümer wird kommen!“ Dies war Imam Ali ibn Abi Talib (ع), wer hätte es auch anders sein können, war doch der Imam bekannt für seine Tapferkeit, Mut und Opferbereitschaft. Er wurde nicht ohne Grund ‚Der Löwe Allahs‘ genannt. Es ist also kein Zufall und auch keine verwandtschaftliche beliebige Bevorzugung, dass Abalfazl al-Abbas (ع) als Bannerhalter an Aschura fungierte. Aufgrund seines außergewöhnlichen Mutes, seiner Tapferkeit, Opferbereitschaft und Treue, die er von seinem Vater erbte, wurde er Bannerhalter in der Truppe von Imam Hussein (ع), der sich übrigens wie sein Großvater verhielt, als einige seiner Gefährten nach der Position des Bannerhalters baten. Die Treue Amir al-Mu’minins (ع) zum Propheten Muhammad (ص) zum Islam und seinem Banner, wurden durch die Treue Abbas‘ (ع) zu seinem Bruder Hussein (ع), dem Islam und seinem Banner neu verkörpert und repräsentiert. Daher stellt das Martyrium und die Biografie des Abalfazl al-Abbas (ع) eine besondere Bedeutung, besonders während des Gedenkens der Tragödie in Karbala, dar.

Während den Muharram-‚Sitzungen‘ (Majalis), für gewöhnlich am 8. des Monats, wird meistens das Martyrium des Abalfazl al-Abbas (ع) vorgetragen. Wenn die Banner (des Propheten (ص) und der Imame (ع) ) hervor getragen werden, wird man neben dem ‚Latem‘ (mit der Hand auf die Brust und oder Kopf schlagen), auch einen Ledersack bemerken. Dieser wird in Erinnerung an Abalfazl al-Abbas (ع) jedes Jahr hervor getragen, um sein außergewöhnliches Martyrium und seine spezielle Aufopferung, um für die Kinder Husseins (ع) Wasser zu besorgen, zu gedenken. Als al-Abbas (ع) von seinem Pferd nach einem tödlichen Schlag zu Boden fiel, verbanden sich das Banner des Islam und der Ledersack und trennten sich von da an nicht mehr.

Abbas, eine außergewöhnliche Persönlichkeit

Der Mond der Kinder Haschims

Abalfazl al-Abbas (ع) war eine überragende und bedeutende Persönlichkeit. Sein unerschütterlicher Mut, Selbstbewusstsein und grenzenlose Treue haben ihn viele Titel beschert. Er wurde ‚Qamar Banu Haschim‘ (Mond der Kinder Haschims) aufgrund seiner ungewöhnlich schönen Erscheinung genannt. Seine bewundernswerte Ritterlichkeit machte ihn zum ‚Sayyed al-Furssan‘ (Der Beste der Reiter); seine Eigenschaft Menschen zu führen gab ihm den Beinamen ‚Ra2s al-Schuj3an‘ (Die Spitze der Mutigen); und die Art und Weise, wie er sein Martyrium erlangte schenkte ihm den Beinamen ‚2afdhal al-Schuhadaa‘ (der Beste der Märtyrer); und ‚Saqqa‘, weil er sein Leben opferte, um den Durst der Kinder Husseins, während der Tragödie von Karbala, zu stillen. Er wurde auch ‚Bab al7awa2idsch‘ (‚Tor der Bedürfnisse‘) genannt, an den sich die Menschen damals wie heute wenden, wenn sie irgendwelche Bedürfnisse haben, da er alle Bedürfnisse des Imam Husseins (ع) von klein auf erfüllte und sich auch gegenüber seinen Mitmenschen nicht anders verhielt. Ferner verkörperte er tatsächlich und in vollem Umfang seinen Namen ‚Abbas‘, welcher ‚Löwe‘ bedeutet.

Grüße an den „Mond der Kinder Haschims“

AS SALAMU 3ALAYKA YA-BNA AMIR AL-MUMINEEN
Gegrüßt seiest du, o Sohn des Herrschers der Gläubigen,

AS SALAMU 3ALAYKA AYYUH-AL-3ABD AL-SALE7,
Gegrüßt seiest du, du rechtschaffener Diener Allahs

AL-MOTEE3U LIL-LAHEE WA LEE-RASOOLEEHI,
der Allah und seinem Gesandten gehorsam ist!

ASCH-HADOO 2ANNAKA QAD JAHADTA WA NASA7TA,
Ich bezeuge, dass du auf dem Wege Allahs gekämpft und ermahnt hast,

WA SABARTA 7ATTA 2ATAKA AL-YAQEEN,
und standhaft warst, bis du die Gewissheit (Martyrium) erlangt hast!

LA-3AN-ALLAHU-AL-DHALEMEENA LAKUM,
Möge Allah diejenigen verfluchen, die euch tyrannisiert haben,

MIN-AL 2AWALEENA WAL-AKHEEREN,
die Ersten und Letzten von ihnen,

WA-AL 7AQAHUM BI DAR AL-DSCHA7EEM
und mögen sie ihr Ende im lodernden Höllenfeuer finden

Gedicht: „Ya Abbas“

Ya Abbas,
auf deiner Stirn stand geschrieben
“an Husseins Seite werd ich siegen”
niemals werd ich mich biegen
und immer für den Islam kriegen

Ya Abbas,
du hast die schönste Schahadaa erlangt
was anderes hast du auch nicht verlangt
wertvoller als deine Seele und Leben
war es Husseins Kinder Wasser zu geben

Ya Abbas,
wie schön ist doch dieser Dienst den du erwiest`
dadurch deine Hingebung und Liebe bewiest´
Hast durstend das Wasser von dir gewiesen
und bist dadurch deinem Bruder treu geblieben

Ya Abbas,
mit göttlichen Flügeln wurdest du erhoben
zum Reich der Märtyrer geflogen
Hast durch deine Biografie Helden erzogen
und Kämpfer zur Aufopferung bewogen

Ya Abbas,
Generationen hast du wahre Treue gelehrt
und des reinen Wassers wahren Wert
Wirst ewig in unserer Seele wohnen
und tief in den Herzen thronen

Ya Abbas,
werden wir stolz und sicher sagen
und nicht wimmernd reuend klagen:
“Warum waren wir nicht an deinem Aschuraa?”
Dies ist die Zeit der Opferung und jederorts nun Karbala!

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Der Text weicht durch einige Ergänzungen und geringen Kürzungen vom Original ab
Quellen: ezsoftech.com,
Ergänzungen: Aschura-Vorlesungen des Gelehrten Schaykh Abdul-Hameed al-Muhajer (möge Allah ihn bewahren)