Das Opferfest – Eyde-Qurban – ist der Tag der Standhaftigkeit und des Beweises der Liebe zu Gott und der Gott-Ergebenheit. Der Tag, an dem der Mensch seinem geliebten Gott gegenüber akzeptiert, dass es (außer Ihm) nichts gibt, was zählen würde – der Tag, an dem er sich selber und alles für Ihn hergibt und die Gott-Dienstbarkeit, welche aus der Gnostik und aus dem spirituellen Schauen des geliebten Gottes hervorging, sichtbar macht. Heute müssen wir auf eine Weise aus dieser Prüfung hervorgehen, dass wir die Liebe und Gott- Ergebenheit wie Abraham(a.s) und Ismael (a.s.) beweisen. Heute müssen wir die Erinnerung an die Liebe und das Selbstopfer des ehrwürdigen Abrahams und Ismaels und Hadschars auffrischen. Heute muss sich zeigen, auf welcher Stufe unsere Liebe und unser Glauben stehen und wie groß unser Verlangen ist, Gott zu erreichen; zeigen, in welchem Maße wir Gott -Dienstbarkeit und Gott- Ergebenheit erreicht haben.
Sinn des Opferns im Islam
Opfern ist im islamischen Religionsgesetz ein geläufiger Brauch. Der Zweck, den der Gesetzesgeber (Gott) im Islam für den Opferbrauch vorsieht, unterscheidet sich von den Motiven vieler anderer Religionen und anderer Völker. Im Gegensatz zu anderen Religionen und Völkern, insbesondere im Gegensatz zu den Juden, die denken, dass der Zweck der Schlachtung oder der Verbrennung die Heiligung des Opferblutes sei und der entstehende Geruch von Gott „wahrgenommen werden soll“, akzeptiert der Islam eine solche Ansicht auf keine Weise. Die Opferdarbringung gilt im Islam als erstes als Erinnerung an Gott. Durch das Zikr – die aufrichtige Nennung des Namen Gottes, an den man sich durch das Opfern wendet und dessen Nähe erreicht werden soll, wird ein klarer Trennstrich zwischen dem Glauben an den Einen Gott und der Götzenanbetung gezogen.
Im Vers 28 der Sure Hadsch (Sure 22) ist gleichzeitig von den Opfern und von der Nennung des Namen Gottes die Rede: Sie sollen in einer bestimmten Anzahl von Tagen (beim Schlachten) den Namen Gottes über jedem Stück Vieh (Kamel, Schaf usw.) aussprechen, das er ihnen beschert hat. – Esst davon und gebt den Notleidenden und Armen davon zu Essen.“
Gott braucht kein Opferfleisch. Er hat weder einen Körper noch hat er Bedürfnisse. Gott ist in jeder Hinsicht vollkommen und grenzenlos. Mit anderen Worten geht es darum, dass ihr durch Besteigen einiger Stufen der Gottesfürchtigkeit den Weg eines vervollkommneten Menschen betretet und von Tag zu Tag in größere Nähe zu Gott gelangt. Das Opfern lehrt euch die Opferbereitschaft und die Bereitschaft zum Märtyrertod auf dem Wege Gottes sowie die Unterstützung der Bedürftigen und Notleidenden.
In der vorislamischen Zeit der Unwissenheit schmierte man nach der Opferdarbringung das Blut des Tieres an die Mauern der Kaaba und man glaubte, dadurch würde das Opfer eher angenommen. Doch Gott beugte diesem abergläubischen Tun vor. Allameh Tabatabai hat dazu bei Erklärung zum Vers 37 der Sure Hadsch wie folgt geschrieben: „ Möglicherweise hegte ein naiver Mensch die falsche Vorstellung, dass Gott dieses Opfer für sich verwendet und ihm das Fleisch und Blut nützen. Deshalb hat Er (Gott) geantwortet: Nein, nichts von diesen Opfern und deren Fleisch und Blut gelangt zu Gott, denn Gott ist gepriesen und rein von jedem Bedürfnis. Nur eure Gottesfürchtigkeit gelangt zu Gott –.
Das ist in dem Sinne gemeint, dass die Gottesfürchtigen Seine Nähe suchen. Das Opfern wirkt sich spirituell auf den, der das Opfer darbringt, aus. Dieses Resultat besteht aus spirituellen Eigenschaften und Folgewirkungen und diese sind geeignet zu Gott zu gelangen, das bedeutet: diese Wirkungen vermögen zu Gott dem Höchsterhabenen aufzusteigen und den Opfernden Gott nahe zu bringen, so nahe, dass kein Schleier mehr zwischen ihm und Gott bleibt.“
Was dem Menschen bleibt, ist die Gottesfürchtigkeit und dieser Proviant (für das Jenseits) zieht die Zufriedenheit Gottes auf sich. Wenn die religiöse Handlung nicht in Begleitung von Gottesfürchtigkeit erfolgt und nicht Gott gilt, wird sie niemals angenommen werden, ebenso wenig wie die Opfer der (heidnischen) Volksstämme angenommen wurden, und sie wird den Menschen nicht Gott nahe bringen. Wenn es den Pilgern nur darum geht, dass ein Schaf geschlachtet wird und sie die verborgenen Weisheiten unbeachtet lassen, wird das erwartete hohe Ziel nicht erreicht.
Jedoch wenn sich die Islamische Umma bei der Opferschlachtung der wahren Bedeutung bewusst und wirklich davon überzeugt wird, d.h. wenn sie sich bereit findet, in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens zwecks Befolgung der göttlichen Gebote auf das Weltliche zu verzichten, dann wird sie dem Weg Abrahams, des aufrichtigen Gottesgläubigen, folgen.
Hiermit gratuliert das Weltforum für die Annäherung der Islamischen Denkschulen allen Gottesliebenden zum gesegneten Qurban- Fest, dem Tag des Höhepunktes der abrahamitischen Gott-Dienstbarkeit und Opferbereitschaft für Gott.
Ende / 134