Im Jahre 114 nach der Hidschra und dem Mondkalender wurde der edle Nachkomme des Propheten, Imam Mohamad Baqer (aleihe salam) zum Märtyrer.
Das war am 7. Zihadscheh der dieses Jahr dem 18. Dezember entspricht. Wir kondolieren allen Freunden des Prophetenhauses und möchten unseren Sonderbeitrag mit einer Begebenheit aus seinem Leben beginnen.
Zu jener Zeit gab es im ganzen islamischen Reich niemanden, der sich mit Imam Baqer und seinem Wissen hätte messen können und so viele Wissensdurstige um sich herum zu versammeln vermochte. Jeder konnte an dem Untericht des Imams in Medina teilnehmen. Es gab einen Mann, der aus Schaam, Damaskus kam. Manchmal gesellte er sich zu denen, die gekommen waren um aus dem Wissen Imam Baqers zu schöpfen. Aber er war seit eh und je ein Gegner der Nachkommen des Propheten. Das gab er offen bekannt.
Er meldete sich zu Wort und sagte zu Imam Baqer:
„Ich mag die Familie des Propheten nicht. Aber ich komme in deine Lehrsitzungen weil du ein guter Redner bist und die verschiedenen Wissenschaften beherrschst.Ich bin aber nicht dein Anhänger."
Der Imam lächelte nur und sagte: „Nichts bleibt Gott verborgen."
Dieser Mann aus Damaskus verhielt sich des öfteren unhöflich und beleidigend gegenüber Imam Baqer. Es verging eine Zeit und er wurde schwer krank. Keine Arznei schlug an und er lag geschwächt auf dem Krankenlager. Da hatte er einen Traum. Als er aufwachte rief er seine Familie und erzählte: „Ich sah im Traum wie die Seele meinen Körper verlassen wollte und mein Tod herangerückt war, aber da sah ich plötzlich Mohammd Ibn Ali (Imam Baqer), der für mich Fürbitte einlegte. Gott erhörte sein Gebet und ich kehrte ins Leben zurück."
Nachdem der Mann aus Scham seinen Traum erzählt hatte, bat er die anderen, sie sollten Imam Baqer holen. Die anderen aber fragten erstaunt: „Bist du denn nicht gegen ihn?"
Da sagte er: „Ja ich war sein Feind. Aber er hat nie über mein schlechtes Verhalten gezürnt und mit großer Geduld meine Anwesenheit in seinen Lehrsitzungen ertragen. Er ist so großmütig und milde, dass ich ihn im Schlaf für mich habe beten sehen."
Als Imam Baqer erfahren hatte, dass dieser Mann krank war, machte er sich gleich nach dem Morgengebet auf den Weg zu seinem Haus. Beim Eintreten grüßte er und rief ihn beim Namen. Er kam heran und half dem Kranken sich auf seinem Lager aufzurichten. Dann sagte er seinen Angehörigen, welches Heilmittel sie vorbereiten sollten und der Imam selber gab ihm die Arznei. Bald war er, wie Imam Baqer vorausgesagt hatte, wieder gesund. Als er wieder auf den Beinen war, machte er sich auf den Weg zum Imam und bat ihn um Verzeihung für sein schlechtes Benehmen. Er sagte bewegt: „Ich bekenne, dass du der Beweis Gottes für die Menschen bist. Wer statt mit dir mit anderen ein Bündnis schließt, wird Schaden davontragen."
Mohamamd Ibn Abdul Fataah, ein Gelehrter der Hannafiden, beschreibt Imam Mohammad Baqer (aleihe salam) wie folgt:
„Mohammad Ibne Ali, wurde Baqer genannt. Das Wort Baqer bedeutet ‚Spalter der Erde zur Aufdeckung von Schätzen und Verborgenem'. Mohammad Ibne Ali wurde deshalb Baqer genannt, weil er die Wissenschaften aufspaltete und die versteckten Schätze des Wissens und der Erkenntnis offenlegte. Dies ist ein klarer Punkt, der nicht zu verbergen ist."
In Medina bildete Imam Baqer Gelehrte heran und in den 19 Jahren, in der er die Gemeinde der Gläubigen anführte, lehrte er in den verschiedenen Fächern der Wissenschaften und des islamischen Wissens. Muslime und Nicht-Muslime kamen zu seinem Lehrkreis in Medina. Seine wichtigste Strategie lautete: „Stärkung der Kultur- und Überzeugungsgrundlagen der Bevölkerung", denn jede positive Veränderung in der Gesellschaft muss sich auf eine geistige und kulturelle Enwicklung stützen. Imam Baqer hat mehrere tausend Anweisungen und weise Worte über das Religionsrecht, Überzeugungsgrundlagen und alle Bereiche der Gesellschaft hinterlassen.
Über die Rolle von Führern und Herrschern für das Wohl der Völker hat Imam Baqer gesagt: „Jedes Volk welches sich der Herrschaft von ungerechten, Gott missfallenden Führern beugt, wird Strafe erfahren, selbst wenn der Einzelne Gutes tut und gottesfürchtig ist, und jedes Volk, welches sich der Herrschaft von gerechten, Gott wohlgefälligen Führern ergibt, wird Vergebung und Huld erfahren, auch wenn der einzelne sich teilweise fehlverhält."
Aus diesem Wort Imam Baqers geht hervor, welche Schlüsselrolle die Führenden für das Wohl bzw. das Verderben einer Gesellschaft innehaben.
In den letzten 11 Jahren seines Lebens, erlebte Imam Baqer noch die Herrschaft des Hescham Ibn Abdulmalek. Dieser Ommayidenkalif war ein unterdrückerischer Mensch. Er machte allen das Leben schwer. Die Beliebtheit und Position Imam Baqers missfiel ihm sehr und er versuchte seinen Einfluss einzudämmen. Aber der Imam gab trotz der herrschenden Unfreiheit nicht auf, die anderen über das Unrecht und die abwegige Haltung der Ommayyiden aufzuklären.
Die Versorgung der Bedürftigen war ständiges Anliegen des Imams. Er versuchte ihnen ihr Ansehen in der Gesellschaft zurückzugeben. Imam Baqer hatte ein durchschnittliches Leben. Aber er half allen und einige seiner Anhänger berichten, dass er sie immer beschenkt hat, wenn sie ihn besuchten und sagte: „Ich habe das schon im Voraus für euch vorbereitet."
Imam Mohammad Baqer tadelte diejenigen, die zu sehr nach dem Weltlichen strebten. Er spornte umgekehrt die anderen, die sich um den Lebenunterhalt bemühten, an, und es heisst, dass er selber neben seiner kulturellen und wissenschaftlichen Tätigkeit den Acker bestellte und dies als Form des Gott-Dienens bezeichnet hat.
Über diejenigen, die gierig nach dem Weltlichen streben hat er gesagt: „Wer nach dem weltlichen giert, ist wie eine Seidenraupe. Je dicker sie den Cocon um sich herum spinnt, desto schwieriger wird es für sie, wieder herauszukommen."
Imam Baqer hatte weitgehend die anti-religiöse Pollitik der Ommayyiden aufgedeckt. Hischam Ebne Abdulmalek wollte sich dafür rächen. Schließlich ließ er den Imam vergiften und so kam es dass Imam Baqer zum Märtyrer wurde. Wir kondolieren erneut zum Jahrestag seines Märtyrertodes.
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