Durch die Einführung des islamischen Religionsunterrichts an den nordrhein-westfälischen Schulen wird der Islam nach Auffassung von Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) „einheimischer und immer mehr zur Normalität“. Dieses Schulfach sei ein wesentlicher Schritt zu mehr „Teilhabe, Gleichberechtigung, Anerkennung und Wertschätzung“ der muslimischen Bevölkerung, erklärte sie am Samstag bei einer Tagung des Zentralrats der Marokkaner in Düsseldorf.
Die rot-grüne Landesregierung, so die Ministerin, habe sich vor drei Jahren zur Einführung des islamischen Bekenntnisunterrichts in deutscher Sprache entschieden, um bei der Integration „nicht bei Lippenbekenntnissen stehen zu bleiben“. Dies sei ein Beitrag zur Entfaltung des Islam in einer offenen Gesellschaft. Islamischer Religionsunterricht sei mehr als eine bloße Ergänzung des Fächerkanons oder ein Zugeständnis an gesellschaftliche Erwartungen. Hierbei gehe es um die Ausübung eines Grundrechts.
„Entweder gibt es Religionsunterricht für alle oder für niemanden“, sagte Löhrmann. Neben den freiheitlich-demokratischen Grundrechten sei die Religionsfreiheit in der Landesverfassung fest verankert. Deshalb werde an den NRW-Schulen Religionsunterricht inzwischen für sieben verschiedene Bekenntnisse erteilt. Neben dem katholischen, evangelischen, orthodoxen, syrisch-orthodoxen und jüdischen Glauben zähle dazu die Unterweisung in den Islam. Zudem gebe es einen Modellversuch für Schüler mit alevitischem Bekenntnis.
Islamischer Religionsunterricht auch in der Oberstufe
Künftig sollen auch Oberstufenschüler in Nordrhein-Westfalen islamischen Religionsunterricht erhalten. Dazu werde derzeit vom Beirat für den islamischen Religionsunterricht (IRU) ein Lehrplan erarbeitet.
Von den 2,5 Millionen Schülern in NRW sind laut Löhrmann 350.000 muslimischen Glaubens. Derzeit erhielten 13.700 Schüler islamischen Bekenntnisunterricht. 2012/2013 war das Fach an 33 Grundschulen gestartet worden. Im laufenden Schuljahr steht es an 99 Grundschulen und 77 weiterführenden Schulen auf dem Stundenplan. Dies seien „vergleichsweise kleine Zahlen“, räumte die Ministerin ein. Aber es gehe Schritt für Schritt nach vorne.
Die Auseinandersetzung mit theologischen und philosophischen Bekenntnissen, so die Schulministerin weiter, gehöre in die Mitte der Gesellschaft. „Und was in der Gesellschaft stattfindet, sollte auch in der Schule stattfinden.“ Für sie bedürfe es keiner Diskussion mehr, dass der Islam zu Deutschland und zu Nordrhein-Westfalen gehöre. Schließlich seien 1,5 Millionen Bürger an Rhein und Ruhr muslimischen Glaubens. Damit sei der Islam eine wichtige gesellschaftliche Größe und eine prägende Kraft im Land. Aktuellen Umfragen zufolge bezeichneten sich mehr als 90 Prozent der Muslime als gläubig oder sehr gläubig. Überdurchschnittlich viele von ihnen besuchten in Nordrhein-Westfalen Gottesdienste und religiöse Veranstaltungen. Jede Religion, die die Werte unserer Verfassung achte, könne hier ausgeübt werden und gehöre zu diesem Land.
Ende / 134