Unversöhnlich stehen die Regierungstruppen, die von den USA und den Saudis unterstützt werden, den schiitischen Huthi, Anhängern des gestürzten Präsidenten Ali Abdullah Salih, gegenüber. Diese werden von den Iranern unterstützt. Was als eskalierender Streit um die Regierungsmacht in Sanaa begonnen hatte, wurde dadurch zum internationalen Konflikt, dass sich die USA mit Drohnen-Angriffen einmischten, dem System des Tötens durch Mausklick. Die bald darauf eingerichtete Seeblockade, welche die Huthis buchstäblich aushungern sollte, und zwar Kämpfer wie Zivilisten, bedeutete eine weitere Steigerung der Feinseligkeiten. Jetzt rollen also die Panzer.
Nicht überraschen kann, dass in den westlichen Mainstream-Medien von der neuen Phase des Krieges nichts zu sehen und zu hören ist. Doch im Internet kursieren reichlich Videos, sodass der Angriff gerichtsfest dokumentiert werden kann. Nach Augenzeugenberichten sollen allein in zwei Tagen an die 100 saudische Panzer und gepanzerte Fahrzeuge den saudisch-jemenitischen Grenzposten Wadia im Norden des Landes überquert haben. Dafür gibt sogar das jemenitische Militär gegenüber der Nachrichtenagentur AFP Zeugenschaft ab: „Dutzende Panzer, bewaffnete Fahrzeuge, Militärtransporter und hunderte von Saudi-Arabien ausgebildete jemenitische Soldaten kamen über Nacht in den Jemen.“
Eine andere Militärquelle führte an, dass es sich um Lieferungen für den „Volkswiderstand und die National-Armee“ handle, Truppen, die ankamen, seien zunächst zu Anfang des Jahres geflohen, nur um jetzt zurückzukehren und für den im saudischen Exil lebenden Präsidenten Abed Rabbo Mansour Hadi zu kämpfen. Noch vor dem Panzer-Überfall sollen rund 2800 Soldaten hauptsächlich aus den Emiraten in den Jemen einmarschiert sein, um die Regierungs-Kräfte zu unterstützen. Dazu kommen saudische Spezialeinheiten, Geheimdienstler und logistisches Personal.
Für Riad entwickelt sich der Jemen-Krieg mehr und mehr zu einem finanziellen Problem. Für den größten Erdölexporteur der Welt bedeutet der niedrige Preis für Petroleum erhebliche Einbußen. Vor diesem Hintergrund sollen neue Staatsanleihen in einer Höhe von 27 Milliarden US-Dollar aufgelegt werden.
Die USA, die hinter dem Jemen-Krieg ebenso stecken wie hinter dem niedrigen Ölpreis, bestätigten unterdessen ein 5,4 Milliarden US-Dollar schweres Rüstungsabkommen mit Saudi-Arabien. In dessen Rahmen kaufen die Saudis in den USA 600 „Patriot“-Flugabwehr-Raketen, welche die USA gerne entbehren, weil sie längst nicht mehr dem modernen Standard entsprechen. Außerdem scheint den Saudis im Jemen-Krieg die Munition knapp zu werden, weshalb auch davon eine entsprechende Menge auf der US-Einkaufsliste steht. So ist auch schon klar, wie die 27-Milliarden-Dollar-Staatsanleihe verwendet werden wird.
Erst im Juni dieses Jahres hatte Riad eine Kommunalanleihe von vier Milliarden Dollar platziert. Diese Häufung ist ungewöhnlich, das letzte Placement einer Anleihe davor geschah im Jahr 2007. Seither scheint sich die Wirklichkeit auch in den gold-plattierten Palästen der Wahabiten bemerkbar zu machen.
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