Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) ist am Freitag überraschend zu einem viertägigen Besuch in Afghanistan eingetroffen. Steinmeier landete am Freitag in der westafghanischen Stadt Herat, wie das Auswärtige Amt in Berlin mitteilte. Dort besuchte er Projekte zum Wiederaufbau und der kulturellen deutsch-afghanischen Zusammenarbeit. Die Bundesregierung will 2008 insgesamt 140 Millionen Euro für den Wiederaufbau am Hindukusch zur Verfügung stellen. In den kommenden Tagen stehen auch politische Gespräche über die Sicherheitslage in Afghanistan auf Steinmeiers Programm.
Zum Auftakt seiner Reise übergab der Außenminister die von Deutschland mit rund 6,7 Millionen Euro geförderte Trinkwasserversorgung in Herat in afghanische Hände. Sie soll künftig rund eine halbe Million Menschen in der Stadt im Westen Afghanistans mit Trinkwasser versorgen, wie das AA mitteilte. Außerdem informierte sich Steinmeier in Herat über die Restaurierung der historischen Altstadt, die ebenfalls von der Bundesregierung unterstützt wird. Neben Gesprächen mit örtlichen Vertretern aus Politik und Zivilgesellschaft stand auch eine Diskussion mit Studierenden der Universität Herat auf dem Programm.
Die nicht angekündigte Reise ist der dritte Besuch des Außenministers in Afghanistan. Nach Ministeriumsangaben handelt es sich um den längsten Aufenthalt eines Mitglieds der Bundesregierung in dem Land am Hindukusch. Steinmeier wolle sich während seiner Reise alle Aspekte des deutschen Afghanistan-Engagements anschauen, hieß es weiter.
Steinmeier reiste rund sechs Wochen nach der internationalen Afghanistan-Konferenz in Paris an den Hindukusch. Dort hatte die internationale Gemeinschaft Afghanistan Hilfszusagen von umgerechnet rund 13 Milliarden Euro für den Wiederaufbau gemacht. In einer Zwischenbilanz ihrer bisherigen Arbeit beschlossen die Staaten jedoch auch, künftig die Eigenverantwortung der Afghanen mehr zu fördern und kritisierten die schlechte Sicherheitslage im Land.
Deutschland ist nach Angaben des AA der viertgrößte Geberstaat Afghanistans. Im Norden des Landes sind derzeit 3500 deutsche Soldaten im Rahmen der NATO-geführten Internationalen Schutztruppe (ISAF) stationiert. Seit dem 1. Juli stellt Deutschland auch die rund 200 Mann starke Schnelle Eingreiftruppe, die Anschläge verhindern und kritische Situationen beruhigen soll. Deutschland führt zudem die EU-Polizeimission in Afghanistan (EUPOL).
Der Aufstand der 2001 von der Macht vertriebenen Taliban lässt Afghanistan nicht zur Ruhe kommen. Ein dänischer ISAF-Soldat wurde bei einer Explosion getötet, als er mit seinem Panzer über einen Sprengsatz fuhr, wie Militärvertreter am Freitag mitteilten. Die ISAF-Soldaten hatten sich demnach zuvor einen Kampf mit Aufständischen in der südlichen Unruheprovinz Helmand geliefert. Drei weitere Soldaten wurden nach Militärangaben verletzt.
Bei einem Luftangriff internationaler Truppen in der südwestlichen Provinz Ghasni wurden in der Nacht zum Freitag 40 mutmaßliche Taliban-Kämpfer getötet, wie ein Sprecher der Provinzregierung sagte. Afghanische Regierungstruppen und NATO-Einheiten kämpfen in dem 200 Kilometer südwestlich von Kabul gelegenen Agiristan seit Tagen gegen Rebellen, die den Bezirk am Montag erobert hatten.
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