Um kurz vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien die Lage zu retten, ist Fifa-Präsident Blatter heute nach Jordanien gereist. Dort will er seinen Vizepräsidenten Prinz Ali Bin al-Hussein treffen. Anschließend geht es gemeinsam weiter nach Ramallah zu einem Mittagessen mit dem Chef der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmoud Abbas. Morgen ist er in Israel unter anderem mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verabredet.
Beim Fifa-Kongress am 9. und 10. Juni in São Paulo – kurz vor Eröffnung der Weltmeisterschaft – will er seinen explosiven Vorstoß unternehmen. Er habe dabei, sagte er gegenüber Journalisten, Unterstützung des Iran sowie von Qatar, Oman, Jordanien, Algerien und Tunesien und hoffe, dass sich weitere Länder anschlössen. In einer Online-Petition auf der Plattform change.de fordern seit März mehr als 12.000 Unterstützer den Ausschluss Israels aus der Fifa.
Hintergrund des neu aufgeflammten Konflikts sind regelmäßige Festnahmen von Sportlern und Trainern, die zwischen dem Westjordanland und dem Gaza-Streifen unterwegs sind. Am 31. Januar kamen nach Medienberichten ein 17 und ein 19 Jahre alter Fußballspieler vom Training im Faisal al-Husseini-Stadion im Westjordanland zurück und wurden an einem Checkpoint angehalten. Angeblich hielten die Soldaten die beiden jungen Männer für Attentäter, die eine Bombe auf sie werfen wollten, hetzten Hunde auf sie und prügelten sie. Den Spielern wurde in die Füße geschossen, zehn Kugeln auf den 19-Jährigen und zwei Kugeln auf den 17-Jährigen. Beide wurden in einem Krankenhaus in Jordanien behandelt. Offenbar ist es ausgeschlossen, dass sie jemals wieder Fußball spielen werden.
Ursprünglich hatte die Fifa gehofft, dass die Fußballverbände Israels und Palästinas in São Paulo eine gemeinsame Kooperations-Erklärung unterschreiben könnten. Im vergangenen September hatte die Fifa eine Task Force eingesetzt, zu der Vertreter beider Nationen, des Internationalen, des Europäischen und des Asiatischen Fußballverbandes gehören mit dem Ziel, die Bewegungsfreiheit von Spielern, Trainern und Funktionären zu verbessern. Beide Seiten schienen nach Fifa-Darstellung Fortschritte zu machen. Schon vor zwei Wochen hatte General Radschub allerdings der Nachrichtenagentur Reuters gesagt: „Ich glaube nicht, dass eine solche Politik ungestraft hingenommen werden sollte.“ Anzeichen für eine Besserung sehe er nicht.