AhlolBayt News Agency (ABNA)

source : IRIB
Mittwoch

23 Oktober 2013

20:30:00
475225

Deutschland

Scholl-Latour kritisiert Geringschätzung der Religion in Europa

Der Nahostexperte und Journalist Peter Scholl-Latour (89) hält das Desinteresse des Westens an der Lage der Christen in muslimischen Ländern für skandalös.

Ein Grund dafür sei die allgemeine Geringschätzung der Religion in Europa, sagte Scholl-Latour am Dienstagabend bei einer Tagung der Katholischen Akademie in Bayern mit dem Internationalen Katholischen Missionswerk missio München. In islamisch geprägten Ländern finde seit Jahren eine zunehmend stärkere Rückbesinnung auf Religion statt, analysierte der Orientkenner. Der Islam habe die früher im arabischen Raum verbreiteten Ideologien Sozialismus und Nationalismus abgelöst. Der im Westen heute übliche respektlose Umgang mit Religion werde im islamischen Kulturkreis dagegen als Schwäche ausgelegt und erschwere den Dialog. Den westlichen Geheimdiensten attestierte der Journalist, der auch Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft ist, im Zusammenhang mit den Umbrüchen im arabischen Raum ein «absurdes Versagen». Die Dienste hätten «aufs falsche Pferd gesetzt» und dabei indirekt Gruppen unterstützt, die dem Terrornetzwerk Al Kaida nahestünden. Dies habe dazu geführt, dass inzwischen im ganzen Vorderen Orient radikale Gruppen gut ausgerüstet demokratische Bewegungen und religiöse Minderheiten bekämpften, nicht nur Christen, sondern auch Aleviten. Scholl-Latour, der fließend arabisch spricht und selbst noch regelmäßig in den Vorderen Orient reist, bezeichnete den Zustrom islamistischer ausländischer Kämpfer in die verschiedenen Krisengebiete als besorgniserregend. In Syrien kämpften auch zum Islam konvertierte Europäer oder Islamisten aus Tschetschenien, die eigene Kampferfahrung mitbrächten.