Der frühere deutsche Botschafter in Teheran, Paul von Maltzahn, ist der Überzeugung, dass viele einseitige Schritte denkbar wären, um das enorme Misstrauen zwischen Iran und dem Westen zu beseitigen.
Da in den USA ein Abbau der Sanktionen vielfach der Zustimmung des Kongresses bedürfe, seien in diesem Punkt nun erst einmal die Europäer gefragt, sagte von Maltzahn, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, der Nachrichtenagentur AFP.
Derzeit bestehe zwischen beiden Seiten ein enormes Misstrauen. „Da sind wir beim alten Spiel, dass jede Seite sagt, die andere Seite müsse zuerst Zeichen setzen. Die Frage ist, wie man dieses Dilemma überwindet.“ Es wären viele einseitige Schritte denkbar, sowohl vom Westen wie vom Iran. Diese müssten zunächst „nicht an die große Glocke“ gehängt werden, sagte der Ex-Botschafter. Gerade bei den Handels- und Finanzsanktionen bestehe Spielraum. Von „smart sanctions“ könne nicht die Rede sein. Vielmehr seien sie breit angelegt und hätten sich als nicht zielgerichtet erwiesen.
Er sieht im Amtsantritt des neuen iranischen Präsidenten Hassan Rohani eine Chance, die nicht vergeben werden sollte.
Von Maltzahn war in seiner Zeit als deutscher Botschafter von Juli 2002 bis August 2006 an den Verhandlungen um das iranische Atomprogramm beteiligt. Dabei lernte er Rohani kennen, der damals als Vorsitzender des Nationalen Sicherheitsrats die Atomgespräche für die iranische Seite leitete. „Rohani behält immer die Interessen Irans immer im Auge. Er ist flexibel, ist intelligent, kann schnell denken und schwafelt nicht“, sagte der Ex-Botschafter über Rohani, der Mitte Juni zum Nachfolger von Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad gewählt wurde.
Es gelte, das Vertrauen wieder herzustellen, sagte von Maltzahn. Dabei genieße Rohani einen Vorschuss bei den Europäern: Als Atomunterhändler willigte er im Oktober 2003 in die Aussetzung der Urananreicherung ein und ließ unangekündigte Kontrollen in den Atomanlagen zu, um den Verdacht auszuräumen, dass sie militärischen Zwecken dienten. Die Gegenleistung sei damals ein Problem gewesen. „Die Iraner haben zwei Jahre die Anreicherung ausgesetzt und tatsächlich außer Versprechen sehr wenig dafür erhalten“, sagte von Maltzahn.