Das Schächtungsverbot in Polen ruft harsche Kritik hervor.
Mit dem parlamentarischen Verbot der muslimischen Halal- und jüdischen Koscherschlachtungen, können Muslime und Juden in Polen ihren religiösen Speisevorschriften nicht mehr folgen.
Mufti Tomasz Miskiewicz vom Verband der Muslime in Polen kritisierte in einer Stellungnahme am Montag die Einschränkungen für gläubige Muslime, die nach religiösen Speisevorschriften leben wollen. «Das macht es unmöglich, das wichtigste muslimische Fest zu begehen», sagte Miskiewicz mit Blick auf das Opferfest am Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan. Niemals in der 600-jährigen Geschichte der Muslime in Polen sei es zu so einer Einschränkung des religiösen Lebens gekommen.
Außer Einwanderern und Studenten aus arabischen Staaten sind die meisten der polnischen Muslime Tataren, die seit Jahrhunderten in Nordostpolen ansässig sind.
Vertreter der jüdischen Gemeinde in Polen hatten ebenfalls den Parlamentsbeschluss als heuchlerisch und diskriminierend gegenüber den jüdischen und muslimischen Minderheiten bezeichnet. Auch der Jüdische Weltkongress bezeichnete die Entscheidung als «Schlag ins Gesicht» für die Minderheiten.
Beim Schächten werden Tiere mit einem einzigen Halsschnitt getötet. Man lässt sie dann ausbluten, da der Verzehr von Blut im Judentum und im Islam untersagt ist. Polen produziert koscheres und Halal-Fleisch nicht nur für die muslimischen und jüdischen Gemeinden im Land, sondern auch für den Export.
Nach polnischen Regierungsangaben wurde mit der im Islam und Judentum vorgeschriebenen Schlachtmethode zuletzt Fleisch im Wert von 300 Millionen Euro produziert. Wirtschaftsminister Janusz Piechocinski befürchtet, dass nach dem Schächtungsverbot nun Entschädigungsklagen der Fleischindustrie drohen.