Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime, Aiman Mazyek, hat die Morde an einer Polizistin in Heilbronn sowie an neun ausländischen Ladenbesitzern als Terrorismus bezeichnet. “Für mich ist das ein klassischer Fall von home grown terrorists – und zwar über Jahre hinweg”, sagte er der “Mitteldeutschen Zeitung” (Samstag-Ausgabe) und fügte hinzu: “Wir dürfen Islam- und Fremdenfeindlichkeit nicht bagatellisieren in unserem Land. Das ist kein Angriff auf eine bestimmte Gruppe, sondern auf die Grundfesten unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft. Wir müssen den Hass und die Zwietracht, die der rechte Terror sät, als Demokraten entschlossener als bisher zurück weisen.” Mazyek betonte: “Das ist nicht der erste Fall dieser Art. Wir haben erst unlängst in Dresden einen rechtsextremistisch motivierten Mordanschlag erlebt.” 2009 war eine 32-jährige Ägypterin in einem Dresdener Gerichtssaal aus rassistischen Motiven von einem Russlanddeutschen ermordet worden. „Da fragen wir uns, warum diese Maßnahmen beim Rechtsterrorismus versagt haben.“
Gegen die inhaftierte Z. wird inzwischen wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sowie Mordverdachts ermittelt
Heimtückische Mord-Serie auf Türken auf das Konto von Rechtsterroristen – auch Polizei spricht von TerrorzelleDie heimtückische Mord-Serie beginnt am 9. September 2000 und wird Muster für mindestens neun weitere Morde. Es ist heller Tag, an einer großen Kreuzung bei Nürnberg verkauft Enver Simsek Blumen aus seinem Transporter heraus. Dann taucht der Mann mit der Ceska 83 auf. Er hat der tschechischen Pistole einen Schalldämpfer aufgesetzt und trägt die Waffe in einer Plastiktüte, richtet sie auf Simsek richten ihn hin. Weitere Menschen sterben: Abdurrahim Özüdogru, Süleyman Tasköprü, Habil Kilic, Yunus Turgut, Ismail Yasar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubasik und Halit Yozgat. Acht Türken, ein Grieche. Erst Anfang November 2011 wurde ein türkischer Imbissbudenbesitzer im sächsischen Döbeln von Unbekannten erschossen. Die Tatwaffe wurde im Fluss Mulde gefunden. Der Mörder tötete am helllichten Tag, wie um ein Zeichen zu setzen. Ein Profikiller hätte das Risiko so klein wie möglich gehalten, die Nacht gewählt. Jetzt: Nach Erkenntnissen der deutschen Sicherheitsbehörden sind die rechtsextremen mutmaßlichen Mörder einer Heilbronner Polizistin auch für die bislang rätselhaften sogenannten "Döner-Morde" verantwortlich, bei denen in den Jahren 2000 bis 2006 acht Türken und ein Grieche ermordet worden waren. Die Generalbundesanwaltschaft teilte mit, dass die Pistole, mit der die Opfer erschossen worden waren, im Umfeld des Trios gefunden wurde, das auch des Mordes an der Polizistin verdächtigt wird. "Es liegen zureichende tatsächliche Anhaltspunkte dafür vor, dass die Mordtaten einer rechtsextremistischen Gruppierung zuzurechnen sind", teilte die Generalbundesanwaltschaft mit und übernahm zugleich die Ermittlungen in beiden Fällen. Nach Erkenntnissen der Strafverfolgungsbehörden hatten die beiden in Eisenach in einem Wohnmobil tot aufgefundenen Männer wie auch deren inzwischen verhaftete Gefährtin Beate Z. bereits vor zehn Jahren Verbindungen zu rechtsextremistischen Kreisen. So habe man bei der Durchsuchung der in die Luft gesprengten Zwickauer Wohnung von Z. auch Beweismaterial gefunden, das auf eine rechtsextremistische Motivation der Mordtaten hindeute. Gegen die inhaftierte Z. wird inzwischen wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sowie Mordverdachts ermittelt. Der Pistolenfund weckte jetzt Spekulationen über die Existenz einer bislang in Deutschland unbekannten rechtsextremen Terror-Gruppe. Der Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Bernhard Witthaut, erklärte, wenn sich die Hinweise bewahrheiten sollten, "hätte in Deutschland erstmals eine rechtsextremistische Terrorzelle eine entsetzliche Blutspur hinterlassen."