Zu Beginn seines zweiten Besuchstages in Deutschland kam er am Freitagmorgen in Berlin mit 15 Mitgliedern von Verbänden, Mitarbeitern von Hilfsorganisationen und Islam-Lehrern zusammen. Im Mittelpunkt des Gesprächs in der Botschaft des Vatikans stand das Verhältnis zwischen Christentum und Islam.
"Die Anwesenheit zahlreicher muslimischer Familien ist seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zunehmend ein Merkmal dieses Landes geworden", sagte Benedikt XVI. "Viele Muslime messen der religiösen Dimension des Lebens große Bedeutung bei", was "zuweilen als Provokation aufgefasst" werde, sagte der Papst. Auch in einer pluralistischen Gesellschaft sei die Religionszugehörigkeit aber von Bedeutung, sagte der Papst: "Die katholische Kirche setzt sich entschieden dafür ein, dass der öffentlichen Dimension der Religionszugehörigkeit eine angemessene Anerkennung zuteilwird."
Dabei rief er zur Achtung des Grundgesetzes auf als "Grundlage des menschlichen Zusammenlebens". Der gegenseitige Respekt sei nur mit der Beachtung einiger unveräußerlicher Rechte möglich, sagte der Papst. Es müsse beständig daran gearbeitet werden, sich gegenseitig besser kennenzulernen und zu verstehen, so Benedikt XVI.
Vor einem Jahr hatte der deutsche Bundespräsident Christian Wulff gesagt, der Islam gehöre inzwischen auch zu Deutschland, und dafür neben Zustimmung auch Kritik geerntet.
Zu dem Treffen in der Vatikanischen Botschaft waren unter anderem der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, sowie Mitglieder der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) eingeladen. In Deutschland leben 3,8 bis 4,3 Millionen Muslime, 45 Prozent sind deutsche Staatsbürger. Etwa zwei Drittel haben in der Türkei ihre Wurzeln.