Die THS-Grundschule nimmt damit an einem Modellprojekt des Kultusministeriums Baden-Württemberg teil. "Der Stadt entstehen keine Kosten", beruhigte OB Rolf Geinert die Bürgervertreter. Vielleicht sei diese Maßnahme für den einen oder anderen nur schwer verständlich, so das Stadtoberhaupt, "doch macht diese Maßnahme sehr viel Sinn".
Der Religionsunterricht für Angehörige des islamischen Glaubens an der Grundschule soll zeitlich parallel zur evangelischen und katholischen Religionsstunde stattfinden. "Daher benötigen wir auch keine zusätzlichen Räume", erklärte Rektor Gerd Schaaf. Außerdem sei die THS mit derzeit insgesamt rund 860 Schülern – davon rund 250 Schülern mit islamischem Glauben – für dieses Modellprojekt geradezu prädestiniert. "Unsere Schule hat sich schon vor vielen Jahren ausdrücklich der Integration von Schülern mit Migrationshintergrund verschrieben", so Schaaf weiter.
Der Unterricht werde von einer deutschen Lehrerin mit Zusatzstudium in deutscher Sprache abgehalten. Der Unterrichtsplan wird vom Ministerium vorgegeben, beschrieb der THS-Chef das Modell. Die Besonderheit in Sinsheim ist, dass neben türkischen Muslimen unter dem aktuellen Imam auch Muslime aus Pakistan, dem Irak und anderen Staaten erreicht werden. Entsprechend gibt es die Freitagspredigt seit kurzem in deutscher, türkischer und arabischer Sprache. "Auch die Kinder des Imam besuchen die Theodor-Heuss-Schule", begründete die Schule ihren Antrag an Stadt und Gemeinderat unter anderem.
Von einem islamischen Religionsunterricht verspricht sich Rektor Schaaf einen insgesamt verbesserten und objektiveren Informationsstand der muslimischen Schüler über ihre eigene Religion. Der Imam und der türkische Lehrer seien auf Zeit entsandt und so wechselten alle vier Jahre diese wichtigen Multiplikatoren der islamischen Gemeinde. "Eine wirkliche Kontinuität in der Vermittlung von Inhalten ist somit sehr erschwert", heißt es im Antrag der Schule weiter. Unterstützung erhielt der Antrag auf Aufnahme ins Modellprojekt von Grünen-Stadträtin und Lehrerin Inge Holder: "Wir haben 436 Grundschüler, wovon 117 dem Islam angehören. Daher sind wir ideal geeignet für den Modellversuch". Diese Kinder hätten das gleiche Recht wie evangelische und katholische Schüler, so Frau Holder. Auch die Gesamtlehrerkonferenz der THS sieht den islamischen Religionsunterricht parallel zur evangelischen und katholischen Religionsstunde als eine geeignete Möglichkeit, den Anspruch der Integration der islamischen Religion zu fördern.