Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat sich angesichts der dramatischen Entwicklung in Libyen offenbar von seinem langjährigen Verbündeten Muammar al-Gaddafi abgewandt. "Es sieht so aus, als ob Gaddafi die Situation in Libyen nicht mehr unter Kontrolle hat", sagte Berlusconi am Samstag auf einer Parteiveranstaltung in Rom. "Wenn wir uns alle einig sind, können wir dieses Blutbad beenden und das libysche Volk unterstützen." Italien hatte sich trotz des gewaltsamen Vorgehens der libyschen Sicherheitskräfte gegen Demonstranten mit Kritik an Gaddafi zunächst auffällig zurückgehalten. Die Regierung in Rom zeigte sich lediglich besorgt über mögliche illegale Einwanderer aus Libyen, falls Gaddafi stürzen sollte.
Dieses Freundschaftsabkommen sei de facto suspendiert worden, erklärte der italienische Verteidigungsminister Ignazio La Russa. Einzige Priorität der Regierung in Rom sei jetzt, die circa 1000 italienische Staatsbürger, die sich noch in Libyen befinden, unversehrt nach Italien zurückzuholen, sagte der Minister. Italien sei zudem bereit, einen NATO-Gipfel in Neapel zu organisieren. Sollte die EU Sanktionen beschließen, würde sich Italien anschließen, versicherte La Russa.