Ajatollah Makarem-e Schirasi hat bei seinem Treffen mit einer deutschen Bundestagsdelegation, die für einen Tag nach Qom gereist war, gesagt: „Ich bin der Überzeugung, dass solche Begegnungen in der heutigen Welt, die unter vielen Problemen leidet, eine Notwendigkeit darstellen. Wenn wir voneinander entfernt bleiben und das Wort den Medien überlassen, welche in der Hauptsache politisch arbeiten, kann es sein, dass sie uns voneinander trennen.“
Laut Bericht der Nachrichtenagentur Isna fuhr er fort: „Viele, die aus westlichen Ländern nach Iran kommen, sagen danach: `Der Iran, welchen wir kennen gelernt haben, ist sehr verschieden von dem Iran, den uns unsere Medien vorstellen.` Daher müssen solche Begegnungen kontinuierlich fortgesetzt werden.“
Er sagte mit Hinweis auf die Frage eines der Mitglieder dieser Gruppe über die Trennung zwischen Ost und West: „Wir sind bereit auf die Fragen, die Sie gestellt haben zu antworten, und werden keine ihrer Fragen unbeantwortet lassen. Was jedoch die Frage anbetrifft, die sie hinsichtlich der Trennung zwischen Ost und West gestellt haben, so sind wir überhaupt nicht der Ansicht, dass Ost und West voneinander getrennt sein müssen. Wir sehen in allen Menschen Brüder und Schwestern und wir betrachten selbst die Trennung von Ländern durch ein politisches Lineal nicht als eine natürliche und wahre Trennung.“
Ajatollah Schirasi, dieses rechtliche Vorbild der Nachahmung, sagte weiter: „Wir teilen sehr viele Grundsätze miteinander und verfolgen aufrichtig deren Verwirklichung. Wir können friedlich zusammen leben vorausgesetzt, dass wir uns gegenseitig Respekt entgegenbringen und die Interessen unseres jeweiligen Gegenübers achten. Wenn dies der Fall ist, werden wir keine Probleme miteinander haben
In Fortsetzung dieser Sitzung stellte Frau Claudia Roth, Vorsitzende der Grünen Partei und Mitglied im Unterausschuss für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik eine Frage im Zusammenhang mit dem Verhältnis der Menschen zur Umwelt und deren falschen Nutzung durch sie und fügte ebenso eine Frage hinsichtlich der Ereignisse nach den Wahlen und hinsichtlich der Art der Hervorrufung von Einheit unter den Menschen hinzu. Ajatollah Makarem-e Schirasi erwiderte diese Fragen wie folgt:„Wir empfinden die gleichen Gefühle wie Sie für die Umwelt, zumal der Islam uns vor über 1400 Jahren zahlreiche Anweisungen für den Schutz der Umwelt und hinsichtlich deren Nichtzerstörung mitgegeben hat. Diese würden zusammengefasst ein interessantes Buch ergeben.“
Er fuhr fort: „Die Zerstörung der Umwelt durch den heutigen Menschen hat mit zwei Dingen zu tun: Erstens glauben sie, dass die gesamte Umwelt von heute ihnen gehört und deshalb achten sie nicht auf die kommenden Generationen und zweitens meinen sie, was es in der Umwelt auf der Erde gibt, sei unerschöpflich und sie wissen nicht, dass es beschränkt ist und dass sie diese Dinge wohlüberlegt nutzen müssen.“
Dieser Dozent für islamisches Recht am Theologischen Seminar in Qom fuhr fort: „Wenn sie diese beiden Ursachen beachten und sich bewusst werden, dass es sich um begrenztes Kapital handelt, mit dem man sparsam umgehen muss und, dass dieses Kapital nicht nur der heutigen Generation gehört, dann wird sich ihre Denkweise über die Umwelt ändern. Auch wir haben als religiöse Führer stets die Bevölkerung aufgerufen, die Umwelt zu schützen, und fordern sie weiter dazu auf.“
Ajatollah Makarem-e Schirasi fuhr fort: „Aber hinsichtlich Ihrer zweiten Frage, dazu muss ich auf zwei Punkte hinweisen: Erstens: Die Nachrichten werden in der heutigen Zeit nicht richtig und realistisch weiter gegeben. Manchmal wird eine unbedeutende Nachricht groß aufgebauscht und manchmal eine wichtige Nachricht wegen politischer Tendenzen geringfügig dargestellt. Wenn wir wissen wollen, was auf der Welt passiert, müssen wir daher gegensätzliche Medien anhören, damit wir aus der Summe die Tatsachen entnehmen.“
Er sagte weiter: „Daher ist in Bezug auf Fragen des Irans darauf zu achten, dass wir politische Konflikte mit einigen westlichen Ländern haben, was dazu führt, dass Nachrichten nicht richtig übermittelt werden. Dazu gehört zum Beispiel, dass in den westlichen Medien laufend der Iran als ein Land, welches den Terrorismus unterstützt, vorgestellt wird, obwohl wir sehen, dass unser Land selber Opfer des Terrorismus ist, wir Terrorismus verabscheuen und überall, wo wir auf Terrorismus stoßen, ihn bekämpfen.“
Ajatollah Makarem-e Schirasi erklärte weiter: „Wir sind ständig in den Kampf mit fanatischen Wahhabiten verwickelt, damit sie den Islam nicht in Verruf bringen und den Islam nicht durch ihr Verhalten als eine Religion des Terrors und der Gewalt darstellen. Wir bekämpfen diese Minderheit ständig."
"Aber bezüglich ihrer zweiten Frage, welche sich offensichtlich auf die Ereignisse nach den Wahlen bezieht: Realistisch gesehen haben wir es dabei mit Ereignissen zu tun, die den Uneinigkeiten ähneln, die in vielen Ländern bei Wahlen vorkommen. Außerdem haben wir jetzt eine positive und ruhige Lage im Land.“
Er fuhr fort: „Wenn sie über das Fernsehen Zeuge waren, wie das Oberhaupt der Revolution in Qom empfangen wurde, werden sie festgestellt haben, dass ohne Unterschied alle gekommen sind, um ihn willkommen zu heißen und dass das Gefühl herrscht, dass alle miteinander vereint sind.“
Danach sprach Peter Gauweiler von der CSU, der den Unterausschuss für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik leitete: „Wir haben das Gefühl, dass das, was wir aus nächster Nähe sehen unterschiedlich ist zu dem, was wir gehört haben.“ Er sagte weiter: „In unserem Land wird öfter etwas geschrieben, bei dem wir merken, dass es sich um Vorurteile handelt. Es war sehr gut und nützlich, dass wir die Möglichkeit hatten, mit den religiösen Minderheiten im Iran zu sprechen und zu sehen, ob diese frei ihre religiösen Sitten ausüben können.“
Er sagte weiter: „Wir haben hier beobachtet, wer in den wissenschaftlichen Institutionen tätig ist und welche religiösen Führer hierher kommen und sprechen. Die Frage ist , ob dieses Modell des Dialoges, der für religiöse Dinge besteht, auch bei politischen Fragen möglich ist und zu einem Frieden im Nahen Osten und auf der Welt führen wird?“
Auf diese Frage antwortete Ajatollah Makarem-e Schirasi wie folgt: „Als die Verfassung der Islamischen Republik aufgestellt werden sollte, gab es verschiedene Ausschüsse und ich habe dem Ausschuss angehört, der das Thema Religion und islamische Regierung erörtert hat. Ich werde nie vergessen, dass wir zusammen mit unseren Freunden in Bezug auf die Religion in der Verfassung zugrunde gelegt haben, dass die religiösen Minderheiten in den Genuss voller Freiheiten kommen müssen und es ein friedliches Zusammenleben zwischen ihnen und der Mehrheit geben soll. In der Praxis versuchen wir, dass wir uns an das, was wir im Grundgesetz über die Minderheiten festgelegt haben, halten.“
Ajatollah Makarem-e Schirasi fuhr fort: „Ich selber stehe mit den Führern der Minderheiten im Kontakt und wir beglückwünschen uns gegenseitig zu Festen, treffen uns hin und wieder und sprechen in einer freundschaftlichen Atmosphäre über verschiedene Fragen. Wir können also auch dieses religiöse Zusammenleben auf ein friedliches Zusammenleben in politischen Fragen ausdehnen.“
Er sagte auch: „Es gibt keinen Grund für Konflikte zwischen den Menschen im Nahen Osten oder auf der Welt. Der Konflikt beginnt erst, wenn eine Gruppe für sich einen größeren Anteil beansprucht und die Dinge doppelwertig betrachtet.“
Ajatollah Makarem-e Schirasi sagte weiter: „Wir sehen im Nahen Osten Beispiele dafür, dass wirklich den Problemen mit Doppelmoral begegnet wird. Wenn das nicht der Fall wäre und Gerechtigkeit und gegenseitiger Respekt herrschen würden, gäbe es keinen Grund für Konflikte zwischen uns. Ich hoffe, dass Sie und Ihre Freunde im Westen die Botschaft dieser Lösung von Konflikten übermitteln werden.“
Ajatollah Makarem-e Schirasi sagte abschließend: „Ich möchte erneut hervorheben, dass solche Begegnungen wirksame Schritte auf dem Weg zur Lösung von Konflikten sein können.“