AhlolBayt News Agency (ABNA)

source : IRIB
Donnerstag

14 Oktober 2010

20:30:00
209036

Türkei

Türkei auf dem Weg zur Aufhebung des Kopftuchverbots

Die regierende islamisch-konservative Gerechtigkeitspartei will die Zulassung des Kopftuches an den Universitäten in der Türkei auch gesetzlich verankern.

  Anfang Oktober ordnete die Hochschulbehörde (YÖK) an, dass Studentinnen, die ein Kopftuch tragen, nicht mehr der Zutritt zu den Universitätsgebäuden verweigert werden darf. Das Kopftuchverbot, das 1980 unter der damaligen Militärdiktatur erlassen wurde, besteht zwar formal weiter, wird damit aber in der Praxis nicht mehr durchgesetzt. Jetzt will die regierende islamisch-konservative Gerechtigkeits- und Entwicklungspartei (AKP) die Zulassung des Kopftuches an den Unis auch gesetzlich verankern.

Schon bei seinem Amtsantritt vor über sieben Jahren hatte Ministerpräsident Tayyip Erdogan seinen Anhängern eine Aufhebung des Kopftuchverbotes versprochen. Für Erdogan eine Frage der Religionsfreiheit, aber auch ein persönliches Anliegen - seine Frau Emine trägt das Kopftuch ebenso wie seine beiden Töchter, die deshalb nicht in der Türkei studieren konnten sondern Universitäten in den USA besuchten. Erdogan scheiterte mit seinen Kopftuchplänen aber immer wieder. Die mächtigen Militärs und die kemalistische Opposition sah darin einen Angriff auf die vom Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk festgeschriebene säkulare Ausrichtung des Staates.

Während die Parteien über derlei streiten, will Staatspräsident Abdullah Gül ein Zeichen setzen. Auch für ihn ist das Kopftuch eine Herzenssache: Seiner Frau Hayrünissa wurde in den 90er Jahren die Immatrikulation an der Uni Ankara verweigert, weil sie ein Kopftuch trägt. Aus Rücksicht auf die mächtigen Militärs gab Gül in den vergangenen Jahren zum Nationalfeiertag am 29. Oktober zwei Empfänge: einen, an dem seine kopftuchtragende Gattin und auch andere Kopftuchträgerinnen teilnahmen, und einen zweiten, ohne First Lady und Kopftücher, zu dem die Spitzenmilitärs eingeladen wurden. In diesem Jahr soll laut der Zeitung „Hürriyet“ nur einen Empfang geben - mit Kopftüchern.