Im Mai 2003, nach Beginn des von Bush und Blair herbeigezwungenen Kriegs gegen den Irak, hatte der BBC-Korrespondent Andrew Gilligan berichtet, ein Waffenexperte mit Zugang zu Geheimdienstinformationen habe ihm gesagt, dass die von der britischen Regierung verbreiteten Informationen aufgebauscht worden seien. Besonders ging es um die schon damals eigentlich allen rational denkenden und einigermaßen informierten Menschen grotesk klingende Behauptung in einem Bericht aus dem Jahr 2002, Saddam Hussein könne innerhalb von 45 Minuten Massenvernichtungswaffen zum Einsatz bringen. Noch schlimmer wurde es allerdings bei dem eilig zusammengeschusterten Bericht vom Februar 2003.
Während heute den Menschen klar ist, wie Bush und Blair die Weltöffentlichkeit belogen haben, um den Irakkrieg in Folge der Anschläge vom 11.9. und über den Umweg des Afghanistan-Kriegs zu legitimieren, hatte diese Information kurz nach Beginn des Krieges für erhebliche Unruhe gesorgt. Das Lügenkonstrukt war zwar deutlich sichtbar sichtbar, aber viele Regierungen kuschten vor der Supermacht und spielten mit. Der britische Verteidigungsministerium übte Druck auf die BBC aus, den Informanten zu nennen, was der Sender auch machte. Kelly wurde vor einem Untersuchungsausschuss zitiert, kurz danach wurde der Mikrobiologe David Kelly, der als UN-Waffeninspektor nach dem ersten Irak-Krieg tätig war, tot aufgefunden – mit einer durchschnittenen Arterie und einer leeren Schachtel von Schmerzmitteln.
Umstritten war, ob Kelly tatsächlich an dem Blutverlust gestorben sein konnte, die von ihm eingenommene Menge an Schmerzmitteln war keine tödliche Dosis. Daher wurde am Selbstmord gezweifelt und vermutet, Kelly könne umgebracht worden sein. Die britische Regierung sah sich genötigt, eine Untersuchung einzuleiten. Die endete mit dem sogenannten Hutton-Bericht, der im Januar 2004 veröffentlicht wurde. Lordrichter Hutton war regierungstreu und entlastete Blair und Co., indem er bestätigte, Kelly habe Selbstmord begangen. Allerdings wies er auf Unstimmigkeiten hinsichtlich der umstrittenen Behauptung hin. Die Rede war von einem Weißwaschen der Regierung. Wie sich herausstellte, wurde das Gerücht gerne aufgenommen, obgleich es aus unglaubwürdigen Quellen stammte.
Schön ist nun, dass Lordrichter Hutton der Blair-Regierung noch weiter zu Diensten war. Wie die Daily Mail berichtet, kam jetzt heraus, dass die medizinischen Informationen, die den Tod von Kelly betreffen, und Fotos seines Leichnams für 70 Jahre, also bis 2080, unter Verschluss bleiben sollen. Blair kann also weiterhin viel Geld scheffeln und vom Krieg profitieren. Michael Powers, einer der 6 britischen Ärzte, die eine erneute Untersuchung des Todesfalls verlangen und die Selbstmordthese bezweifeln, fragt sich natürlich, warum die Dokumente so lange unter Verschluss bleiben sollen, wenn es sich tatsächlich um einen Selbstmord gehandelt hat. Das Misstrauen wird verstärkt, weil auch die Aufzeichnungen von Hutton, die nicht in seinen Bericht eingingen, für 30 Jahre unter Verschluss bleiben soll.
Herauskommen wird wohl nie, was tatsächlich geschehen ist. Seit dem 11.9. wurde extrem viel Nebel verbreitet. Dass dies möglich ist, dass es auch möglich ist, mit erkennbar falschen und gefälschten Informationen, mithin mit einer staatlichen Verschwörung, im Internetzeitalter der Transparenz durchzukommen, ist auch weiterhin erstaunlich. Allerdings könnten die Lügengeschichten der Labour-Regierung den jetzigen Premier Brown zumindest noch schaden. Das Problem ist allerdings ähnlich wie hierzulande bei der FDP und ihren Steuerreduzierungen: Wenn jedem klar ist, dass es sich um einen Schwindel handelt, kann eigentlich nichts mehr aufgedeckt werden. Der Ärger verraucht, die Information ist uninteressant und alles geht so weiter.