AhlolBayt News Agency (ABNA)

source : tagesschau.de
Montag

15 Juni 2009

19:30:00
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Deutschland

Studie des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge

In Deutschland leben deutlich mehr Muslime als bisher geschätzt. Nach einer neuen Studie wohnen zwischen 3,8 Millionen und 4,3 Millionen in der Bundesrepublik, was einem Anteil an der Gesamtbevölkerung von rund fünf Prozent entspricht.

Dies ist eines der zentralen Ergebnisse der repräsentativen Studie "Muslimisches Leben in Deutschland", die das Nürnberger Bundesamt für Migration und Flüchtlinge im Auftrag der Deutschen Islamkonferenz erstellt hat. Bisher waren die Behörden von 3 bis 3,5 Millionen Menschen muslimischen Glaubens ausgegangen. Laut der Studie haben 45 Prozent der in der Bundesrepublik lebenden Muslime ausländischer Herkunft einen deutschen Pass. Die Integration der Muslime in die Gesellschaft ist nach den Erkenntnissen der Studie besser als vielfach angenommen. So sind zum Beispiel mehr als die Hälfte der Muslime Mitglied in einem deutschen Verein. Die Untersuchung bestätigt aber auch Defizite bei der sprachlichen Integration. Generell weisen Muslime niedrigere Integrationswerte auf als Angehörige anderer Religionen aus denselben Herkunftsländern. Die Autoren der Studie schlagen deshalb vor, vorschulische, schulische und außerschulische Förderung der muslimischen Migranten konsequent voranzutreiben. Deutliche Integrationsdefizite gibt es auch bei der großen Gruppe der türkischen Migranten, die bei der Schulbildung schlecht abschneiden. Dies ist teilweise auf die extrem schlechten Werte der türkischen Frauen der ersten Zuwanderergeneration zurückzuführen. In Deutschland geborene Muslime (die sogenannte zweite Generation) sind insgesamt deutlich besser integriert als ihre Eltern, die häufig aus bildungsfernen Schichten stammen. Die Mehrheit der Muslime bezeichnet sich selbst als gläubig. Ein gutes Drittel stuft sich als "stark gläubig", die Hälfte als "eher gläubig" ein. Knapp 14 Prozent gaben an, "eher nicht" oder "gar nicht" zu glauben. In religiösen Vereinigungen oder Gemeinden ist allerdings nur eine Minderheit aktiv. Religiöse Veranstaltungen besucht nur ein gutes Drittel "häufig", die Mehrheit "selten oder nie", wobei Frauen häufiger als Männer fernbleiben. Der Wunsch nach einem islamischen Religionsunterricht ist indes stark. 76 Prozent sprechen sich dafür aus. Das in der Öffentlichkeit besonders umstrittene Kopftuch tragen 70 Prozent der muslimischen Frauen nie. Der Unterschied zwischen der ersten und zweiten Generation ist hier gering, wobei ein Viertel der zuerst zugewanderten Musliminnen immer ein Kopftuch umbindet. Diese erste repräsentative Studie belegt in den Augen der Autoren die Vielfältigkeit des muslimischen Lebens in Deutschland. Es wurden 6004 Personen ab 16 Jahren aus 49 muslimisch geprägten Herkunftsländern zu Religion und Integration befragt. Mit den Angaben über Haushaltsmitglieder stützt sich die Auswertung auf fast 17.000 Personen. Fast alle Muslime (98 Prozent) leben in den alten Bundesländern einschließlich des Ostens Berlins.