IQNA: Der Politologe Palästinas Ahmed Abdel Rahman in einem Artikel in Al-Mayadeen über die Gründe, warum das zionistische Regime gezwungen war, den Waffenstillstand zu akzeptieren: Endlich, nach langem Warten, gaben Netanjahu und seine extremistische Regierung die Sturheit und Arroganz auf, die sie verfolgt. Und angesichts der äußerst komplexen Bedingungen mit denen dieses Regime konfrontiert war waren sie gezwungen, den gerechten und rechtmäßigen Forderungen des Widerstands nachzugeben, die sie wiederholt ablehnten. Sie betonten in den vergangenen Monaten immer wieder, dass die Voraussetzung für die Beendigung des Gaza-Krieges das Erreichen aller zu Beginn der Aggression am Abend des 7. Oktober 2023 angekündigten Ziele sei.
Meiner Meinung nach gibt es vier Hauptgründe für diesen Positionswechsel, der informierten Quellen zufolge dazu führte, dass Netanjahu nach einer langen Phase der Sturheit kapitulierte und einen Deal akzeptierte, der fast dieselben Merkmale wie frühere Vorschläge aufweist.
Zunächst zur Position des neuen US-Präsidenten:
Seit der Wahl Donald Trumps zum neuen Präsidenten der USA ist klar, dass er trotz seiner erklärten Unterstützung für Israel und seiner wiederholten Beteuerungen, er sei Israels bester Freund eine andere Ansicht vertritt als sein Vorgänger Joe Biden. Jemand, der aus vielen Gründen – darunter die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen und der Druck einiger seiner engen Berater und Mitarbeiter, die für ihre breite Unterstützung Israels bekannt sind – nicht in der Lage war den Israelis seine Ansichten aufzuzwingen.
Nachdem Trump an die Macht kam war klar, dass er seine Zeit wichtigeren Themen widmen wollte als dem Konflikt im Nahen Osten (insbesondere dem globalen Wirtschaftskonflikt mit China und dem Wunsch, den Krieg zwischen Russland und der Ukraine zu lösen). Denn es ist Netanjahu nicht möglich den Krieg im Gazastreifen fortzusetzen und in diesem Fall würde er Krisen mit dem neuen US-Präsidenten bekommen, die negative Auswirkungen auf seine politische Zukunft hätten. Dies geschieht zu einem Zeitpunkt, an dem Netanjahu auch mit zahlreichen Rechtsstreitigkeiten (IGH ud Isarel selbst) zu kämpfen hat.
Zweitens: Position des israelischen Militärestablishments:
Obwohl das israelische Militär (IDF) im Wesentlichen eine Exekutivinstitution ist und vollständig den Anweisungen der vom Premierminister angeführten politischen Parteien untergeordnet ist, wird diese Institution, die seit der Errichtung des Regimes den größten Teil des Staatshaushalts übernahm als Angriffsarm der Regierung nicht nur für den Schutz der Einwohner Israels, sondern aller jüdischen Bürger auf der ganzen Welt verantwortlich ist. Der Wunsch des israelischen Militärs den Krieg zu beenden und mit den vermeintlichen „Erfolgen“ zufrieden zu sein ist ein Faktor, der Druck auf die israelischen politischen Gruppen ausübt. Der ehemalige Kriegsminister Yoav Galant und Generalstabschef Herzi Halevi übten in vorderster Front Druck auf die Politiker aus, damit diese die Verantwortung für die Niederlage vom 7. Oktober von sich weisen und einen Waffenstillstand vereinbaren, der die Stärke und Glaubwürdigkeit des israelischen Militärs retten würde. Zu diesem Zeitpunkt endete auch der Mythos der Unbesiegbarkeit Israels. (Anmerkung des Übersetzers: Dieser Mythos ging schon im Libanon-Krieg 2006 verloren)
Drittens: Operative Stagnation auf dem Schlachtfeld:
Nach dem neunten Monat der israelischen Bodenoperation im Gazastreifen und insbesondere zwei Monate nach Beginn des Bodenangriffs auf die Stadt Rafah, die der Feind damals als „Mutter aller Schlachten“ bezeichnete, doe Operationen stagnierten und keine nennenswerten Erfolge mehr vorweisen konnte, denn die Bemühungen aller militärischen Divisionen, Brigaden und Bataillone waren einzig und allein auf die Zerstörung weiterer Häuser und Einrichtungen Palästinas gerichtet und es wurden keinerlei Maßnahmen ergriffen, um die Fähigkeiten des Widerstands zu untergraben. Dies geschah, während der Widerstand Palästinas seine Angriffe fortsetzte und sogar zionistische Städte und Dörfer in der Nähe und in der Ferne mit Raketen bombardierte, was bei den Zionisten ein Gefühl der Hilflosigkeit und Niederlage hervorrief.
Viertens: Starker Anstieg der Schäden und Opfer:
Obwohl der Schaden, der Israel im ersten Jahr der Aggression gegen den Gazastreifen zugefügt wurde, der größte in seiner Geschichte ist und eine Quelle großen Drucks auf die Behörden und die öffentliche Meinung darstellt, sind die Ereignisse der letzten drei Monate und insbesondere in im Norden des Gazastreifens ein Rückschlag. Es war ein schwerer Schlag für die israelische Besatzungsarmee und wie die Medien des Regimes berichteten, war die Zahl der Toten und Verletzten unter den Elitetruppen des Regimes im Norden des Gazastreifens in den letzten Monaten stark angestiegen. Dies übte großen Druck auf die politischen Autoritäten dieses Regimes aus. Insbesondere waren die meisten der in den Schlachten von Jabalia, Beit Lahia und Beit Hanoun Gefallenen Offiziere und nach Angaben der Besatzungsarmee wurden in diesen Gebieten etwa fünfzig zionistische Offiziere und Soldaten getötet. Der Widerstand Palästinas betont jedoch, dass die Zahl der israelischen Todesopfer weitaus höher als offiziell von Israel angegeben ist. Andererseits kam es zu diesen schweren Schäden in einem Gebiet, wo die meisten Einwohner ihre Häuser verlassen mussten und es zu umfangreichen Luftangriffen kam.
Wenn die Kämpfe im Gazastreifen zu Ende sind und der Lärm der Kanonen und das Dröhnen der Panzer und Flugzeuge verstummt, wird die Zukunft des zionistischen Regimes weit entfernt von einem vorherbestimmten Urteil, in keiner Weise mehr dieselbe sein wie seine Vergangenheit und seine Zukunft wird nicht besser sein als die Vergangenheit sein. Die Führer dieses rebellischen Regimes prophezeien eine vielversprechende und strahlende Zukunft, doch mit der Zeit werden sie von Katastrophen und Misserfolgen geprägt sein, die selbst durch US-Unterstützung, regionaler und arabischen Absprachen und Passivität nicht zu verhindern sein.
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