Nach Angaben der Website der Organisation für Islamische Kultur und Kommunikation lautet der vollständige Text der Botschaft von Papst Franziskus, dem Oberhaupt der Katholiken der Welt, die im Beisein der an diesem Treffen teilnehmenden Mitglieder verlesen wurde:
Geehrte Damen und Herren, liebe Brüder und Schwestern!
Ich freue mich sehr Sie auf dieser 12. gemeinsamen Konferenz zu treffen. Wie wir alle wissen war diese langfristige Form der Zusammenarbeit für uns alle sehr befriedigend, da sie eine Kultur des Dialogs fördert, die ich für sehr wichtig halte und sehr pflege. Wie Sie wissen, beabsichtige ich den Erzbischof von Teheran-Isfahan, Dominique Joseph Mathieu, zum Kardinal zu befördern. Diese Entscheidung bringt meine enge Beziehung und Absicht für die Kirche im Iran zum Ausdruck und macht wiederum das ganze Land stolz. Ich grüße den chaldäischen Erzbischof von Teheran, der heute bei unserer Versammlung anwesend ist, aufrichtig.
Das Leben der katholischen Kirche im Iran hat einen wichtigen Platz in meinem Herzen. Ich bin mir der Situation und der Herausforderungen bewusst vor denen es steht und weiß, dass wir uns langsam und deutlich für das Wohl der Gesellschaft als Ganzes einsetzen indem wir jede religiöse, ethnische oder politische Diskriminierung ablehnen.
Ich bewundere besonders das Thema, das Sie für diese Konferenz wählten: „Bildung der Jugend, insbesondere in der Familie: Herausforderung für Christen und Muslime.“ Was für ein schönes Thema! Die Familie ist die Wiege des Lebens und der wichtigste Ort der Bildung.
In der Familie machen wir unsere ersten Schritte und lernen anderen zuzuhören, sie anzuerkennen und zu respektieren, ihnen zu helfen und in Harmonie miteinander zu leben.
Eines der gemeinsamen Elemente unserer verschiedenen religiösen Traditionen ist die Rolle der Ältesten bei der Erziehung der Jugend. Mit ihrer Weisheit spielen die Großeltern eine wesentliche Rolle bei der religiösen Erziehung ihrer Enkelkinder und fungieren als wichtiges Bindeglied in den Familienbeziehungen über Generationen hinweg (vgl. Nachsynodales Apostolisches Schreiben an die Jugend: Christos Vivit, 262).
Ihre Religiosität, die durch die Beobachtung ihrer Lebensweise informell vermittelt wird, hat einen sehr wertvollen Einfluss auf die Entwicklung junger Menschen.
Eine der gemeinsamen pädagogischen Herausforderungen der Christen und Muslime ist die zunehmende Komplexität interreligiöser Ehen. Es ist leicht zu erkennen, dass solches familiäres Umfeld ein privilegierter Ort für den interreligiösen Dialog ist. (Vgl. Nachsynodaler Apostolischer Rat an die Jugend: Amoris Laetitia, 248).
Die Schwächung des Glaubens und religiösen Praktiken in manchen Gesellschaften hat direkte Auswirkungen auf die Familie. Wir wissen vor welchen großen Herausforderungen die Familie in einer Welt steht, die sich schnell verändert – und das nicht immer in die richtige Richtung. Daher benötigen Familien eine umfassende Unterstützung seitens der Regierung, Schule, Religionsgemeinschaft und anderer Institutionen, um ihren Auftrag junge Menschen zu erziehen erfüllen zu können.
Eine der wichtigen Aufgaben von Familien besteht darin ihnen beizubringen sich auch außerhalb der Hausmauern „zu Hause“ zu fühlen. Der Dialog zwischen Gläubigen verschiedener Religionen bewirkt genau dies und ermöglicht es uns über die nur uns bekannten Muster und Rahmen hinaus zu denken und zu handeln und bereit zu sein uns der größeren Menschheitsfamilie zu stellen.
Damit der Dialog jedoch fruchtbar ist muss er bestimmte Bedingungen erfüllen und frei, aufrichtig, respektvoll, freundlich und solide sein. Dieser Ansatz macht uns in den Augen unserer eigenen Gemeinschaft, derer mit denen wir kommunizieren und ihrer Gemeinschaften vertrauenswürdig und erinnert uns gleichzeitig ständig daran, dass wir Gott gegenüber für alles verantwortlich sind, was wir denken, sagen oder tun.
Die Bildung der jungen Generation erfolgt durch brüderliche Zusammenarbeit auf der Suche nach dem allmächtigen Gott. Auf diese Weise sollten wir nie müde werden für die Würde aller Einzelnen, Gemeinschaften und Menschen zu sprechen und uns dafür einzusetzen.
Tatsächlich ist die Gewissens- und Religionsfreiheit eine wichtige Grundlage der Menschenrechte. Auch die Freiheit in Religion und Religiosität beschränkt sich nicht nur auf die Ausübung von Gottesdiensten sondern erfordert völlige Freiheit hinsichtlich der eigenen religiösen Überzeugungen und Praktiken (vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Erklärung der Menschenwürde, 3-4).
Unsere Welt leidet unter Hass, Feindseligkeit, Krieg und der Gefahr eines Atomkriegs und ist nicht mehr einig. Diese Situation veranlasst uns als Gläubige an den Gott des Friedens, zu beten und durch Dialog für Versöhnung, Frieden, Sicherheit und umfassende Entwicklung in der menschlichen Gesellschaft zu kämpfen. Es ist dieses Bekenntnis zum Frieden und zur gemeinsamen Zusammenarbeit auf diesem Gebiet, das uns in den Augen der Menschen auf der Welt und aller künftigen Generationen vertrauenswürdig machen wird.
Liebe Freunde, ich danke Ihnen für Ihre Anwesenheit (bei dieser Konferenz) und möge Gott, der Allmächtige, unsere Gemeinschaften und die Welt beschützen und segnen und Sie in jeder Phase der Dialogreise begleiten.
Die zwölfte Runde des Religionsdialogs des Religions- und Kulturdialogzentrums der Islamischen Kultur- und Kommunikationsorganisation und der Vatikanischen Religionsdialoginstitution mit dem Titel „Jugendbildung in der Familie als Herausforderung für Islam und Christentum“ fand am 19. und 20. November dieses Jahres im in Rom statt und der Gastgeber war Kardinal Miguel Angel Ayoso Giso, Leiter des interreligiösen Dialogs des Vatikan.
Die Redner äußerten ihre Meinung und präsentierten in ihren Artikeln Standpunkte in drei Achsen: „Konzept der Familienbildung im Islam und Christentum“, „Chancen und Herausforderungen der Bildung in der heutigen Zeit: aus der Perspektive von Islam und Christentum“ und „Bildung der Jugend: Raum für Dialog und Zusammenarbeit zwischen Islam und Christentum".
Auch die Botschaft des Präsidenten unseres Landes an Papst Franziskus wurde ihm von Hojjatul Islam wal Muslimeen Mohammad Mahdi Imanipour überbracht.
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