Als Antwort auf die Frage über Jamshid Shrmahd sagte Araghchi: "Die Deutschen ignorieren offenbar die Tatsache, dass Jamshid Sharmahd für die Explosion in einer Moschee in Shiraz im Jahr 2008 verantwortlich war, bei der 14 Menschen starben und über 200 weitere verletzt wurden. Als er in den USA lebte, sprach er in Fernsehinterviews stolz über seine Taten. Er sagte: 'Wir haben einen Krieg mit der Islamischen Republik begonnen und wir töten sie'. Das ist ein Verbrechen. Herr Sharmahd wurde als Iraner verhaftet, weil die Islamische Republik Iran die doppelte Staatsbürgerschaft nicht anerkennt. Er erhielt vor Gericht einen fairen Prozess. Er wurde nach dem iranischen Recht als Terrorist verurteilt und zum Tode verurteilt".
Westliche Medien behaupteten, dass Sharmahd auf einer Reise in Dubai entführt und gefoltert worden sei. Araghchi sagte in diesem Zusammenhang: "Folter ist in der Islamischen Republik Iran verboten und macht auch keinen Sinn, da Herr Sharmahd seine Taten öffentlich gestanden hat. Er wollte keinen selbstgewählten Anwalt, die genannten Beweise liegen vor. Jamshid Sharmahd war ein Terrorist und es wäre schön, wenn die deutsche Gesellschaft und die deutschen Behörden davon Kenntnis nehmen würden. Ich kann den Lärm, den Aufruhr und die politische Propaganda rund um diesen Fall nicht verstehen".
Mit Hinweis auf die Verbrechen des israelischen Regimes in Gaza sowie die Doppelmoral westlicher Länder, darunter Deutschland, gegenüber dem Völkermord in diesem Gebiet sagte der iranische Außenminister: "20 Minuten lang stellen Sie Fragen zum Tod eines Terroristen, aber für den Tod von 50.000 Menschen in Gaza gibt es keine Verurteilung durch die deutsche Regierung, keine Unterstützung für eine Resolution im UN-Menschenrechtsrat in Genf und keine Sanktionen. Die israelische Botschaft und die israelischen Konsulate wurden nicht geschlossen. Der Mord an dem palästinensischen Volk durch Israel ist Ihnen nicht wichtig? Es ist diese Arroganz Europas, die zum gegenwärtigen Konflikt geführt hat. Legen Sie Ihre Doppelmoral einmal beiseite, dann haben wir vielleicht eine Chance auf Verständnis! "
Auf die Frage über die Operation der Widerstandsfront "Al-Aqsa-Strum" gegen das israelische Regime antwortete Araghchi: "Das war eine Entscheidung der Hamas. Sie haben uns diesbezüglich nicht kontaktiert. De Geschichte wird zeigen, ob diese Entscheidung richtig war. In jedem Fall ist diese Operation das Ergebnis von 80 Jahren Besatzung des palästinensischen Landes, seiner Vertreibung und Ermordung. Zwei Millionen Menschen wurden ihrer Selbstbestimmung beraubt und in ein großes Gefängnis namens „Gaza“ gesteckt".
Der iranische Außenminister sagte dazu weiter: "Das palästinensische Volk sollte nicht für das bestraft werden, was die Deutschen den Juden angetan haben".
Als Antwort auf eine Frage über Politik der Islamischen Republik Iran in der Region und die Unterstützung Irans für Widerstandsgruppen in der Region sagte Araghchi: "Ich muss wohl akzeptieren, dass Sie und die westliche Welt die Islamische Revolution in Iran und unsere Ideale nie verstanden haben. Die iranische Revolution kämpfte gegen eine Diktatur und ein despotisches Regime, das von den USA abhängig war. Das Motto der Revolution in Iran war 'Unabhängigkeit – Freiheit'. Deshalb unterstützen wir seither alle, die diese Ideale teilen. Anders als Sie bezeichne ich Hamas, Hisbollah und andere nicht als 'Stellvertreterorganisationen'. Ich nenne sie Freiheitsbewegungen. Sie zu unterstützen, bringt Iran keinen Nutzen".
Er sagte weiter: "Sie nennen jeden, der gegen die westliche Politik handelt, einen Terroristen, und jeden, der im Einklang mit der westlichen Politik handelt, einen der Guten. Das nennt man die westliche Doppelmoral. Das ist eine fehlgeleitete Politik".
Araghchi wies erneut westliche Vorwürfe über die Lieferung ballistischer Raketen an Russland zum Einsatz im Ukraine-Krieg zurück und betonte: "Wir haben den Angriff Russlands auf die Ukraine nie gebilligt. Bis heute unterstützen und verteidigen wir die territoriale Integrität der Ukraine".
Der iranische Außenminister erklärte: "Wir leben seit Jahrzehnten unter der Politik des maximalen Drucks der USA, unterstützt von Europa. Sie sind nicht in der Position, uns vorzuschreiben, was wir an wen verkaufen dürfen, oder was wir nicht verkaufen dürfen! Trotz allem hat der Iran keine ballistischen Raketen an Russland verkauft, wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor wenigen Tagen bestätigte".
Er sagte weiter: "Wir haben Europa Gespräche über die Ukraine vorgeschlagen. Aber wenn die Europäer mehr Interesse daran haben, die Ukraine zum Gegenstand von Konfrontation statt Kooperation zu machen, dann ist das ihre Entscheidung, nicht unsere. Ich hoffe, Ihnen ist bewusst, dass die russisch-iranischen Beziehungen nur als Reaktion auf das Verhalten Deutschlands zustande kamen? Die iranische Atomindustrie begann mit deutscher Hilfe. Wären die Deutschen geblieben, würde das iranische Atomprogramm heute vielleicht anders verlaufen. Die deutsche Regierung hat in der Geschichte schon oft Fehler gemacht. Passen Sie auf, dass Sie jetzt keine weiteren Fehler machen! "
Über den Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen mit Iran sagte Araghchi: "Zweieinhalb Jahre lang haben wir in gutem Glauben mit drei europäischen Ländern, darunter Deutschland, sowie mit Russland, den USA und China verhandelt. Ich habe diese Verhandlungen geleitet. Wir haben einen Kompromiss erzielt, den die Welt als Ergebnis diplomatischer Arbeit feierte. Wir haben alle Vereinbarungen eingehalten. Dann sind die USA plötzlich aus dem Vertrag ausgestiegen, um ihre Sanktionen wieder in Kraft zu setzen. Die drei europäischen Länder haben versprochen, das wiedergutzumachen, was sie aber nicht konnten. Vielleicht wollten sie es auch nicht. Wir haben uns wohlwollend gezeigt. Auf Ihrer Seite war dieser Wille nicht zu sehen".
In Bezug auf die Möglichkeit neuer Verhandlungen über das iranische Atomprogramm sagte er: "Es stünden uns große Herausforderungen bevor, denn der Vertrag läuft am 25. Oktober 2025 aus, und wir brauchen ein neues Abkommen. Wir sind jedenfalls bereit, uns zu engagieren und mit den Ländern in Verhandlungen einzutreten. Lasst uns in den Dialog treten und Sanktionen vermeiden".