In dem Interview kündigte der russische Außenminister die Pläne der BRICS an, unabhängige Finanz- und Zahlungssysteme zu schaffen und globale Institutionen wie den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Welthandelsorganisation (WTO) zu reformieren. Laut ParsToday sagte Laworow: „In Bezug auf das internationale Währungs- und Finanzsystem gibt es zwei Hauptschlussfolgerungen, die allgemein anerkannt werden. Die erste besteht in der Forderung, dass die Entwicklungsländer, insbesondere die BRICS-Staaten als die am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften, in den Exekutivdirektorien des IWF und der Weltbank eine Stimmenzahl erhalten, die ihrem tatsächlichen Gewicht in der Weltwirtschaft und ihrem Anteil am weltweiten Bruttoinlandsprodukt entspricht. Diese Stimmenzahl ist derzeit deutlich unterbewertet, da sich die USA hartnäckig weigern, Quoten neu zu verteilen und auf Stimmen zu verzichten. Im Moment haben die USA im IWF ein Paket, mit dem sie jede Entscheidung blockieren können. Das ist nicht richtig."
Nach Ansicht des russischen Außenministers verhindern die USA mit ihrem Vetorecht notwendige Veränderungen und behindern eine faire Rolle der Entwicklungsländer.
„Die Stimmen der BRICS-Staaten und anderer Entwicklungsländer im Internationalen Währungsfonds sind ungerechterweise geringer als ihr tatsächlicher Beitrag zur Weltwirtschaft“, fügte Lawrow hinzu.
Lawrow wies auch auf die Rolle der USA bei der Störung der WTO-Funktionen hin und fügte hinzu: „Seit Jahren (mindestens einem Jahrzehnt) blockieren die USA das Streitschlichtungsgremium. Genau dafür wurde die WTO gegründet. Die unvermeidlichen Widersprüche zwischen Marktteilnehmern, die Vorwürfe des Dumpings, der Überteuerung, der ungerechtfertigten Zollerhöhungen - all das sollte vom Streitbeilegungsgremium untersucht werden. Es ist blockiert, es ist nicht beschlussfähig. Die USA werden diese Situation nicht bereinigen“.
Deshalb versuchen die BRICS-Staaten, alternative Finanzsysteme zu schaffen und die Abhängigkeit vom Dollar zu verringern. Lawrow erklärte, dass der US-Dollar zu einer Waffe zur Kontrolle der Weltwirtschaft geworden sei und die BRICS die bestehenden Risiken durch die Schaffung von Zahlungsmechanismen auf Basis nationaler Währungen vermeiden wollen.
„Der instrumentelle Gebrauch des Dollars stellt eine Bedrohung für die globale Stabilität dar und wir suchen nach parallelen Systemen, die die Abhängigkeit vom Dollar verringern“, sagte er.
Ein weiteres Wirtschaftsprogramm der BRICS-Staaten ist die Schaffung neuer Plattformen für wirtschaftliche Interaktionen. Lawrow verwies auf den Vorschlag Russlands, eine Getreidebörse und Investitionsplattformen einzurichten, und fügte hinzu, dass diese Pläne von den afrikanischen BRICS-Staaten begrüßt würden. „Die Schaffung dieser Plattformen ist eine Chance für Entwicklungsländer, ihre wirtschaftlichen Kapazitäten besser zu nutzen“, sagte er.
Lawrow verwies auch auf die jüngste Erweiterung der BRICS und den Beitritt von Ländern wie Iran, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten und sagte: „Diese neuen Mitglieder mit internationaler Glaubwürdigkeit haben den Status der BRICS gestärkt“. Über Iran sagte er: „Die Islamische Republik Iran ist ein potentiell wirtschaftlich starker Staat. Sie verfügt über die drittgrößten Ölreserven der Welt.“
Der russische Außenminister verwies auf den kulturellen Einfluss der BRICS und kündigte für diesen Sommer die ersten BRICS-Sportspiele an, an denen mehr als 80 Länder teilnehmen werden. Er fügte hinzu: „Diese Spiele sind eine gute Gelegenheit, die kulturellen Verbindungen und die Solidarität zwischen den Mitgliedsländern zu stärken“.
Abschließend erwähnte Lawrow die Notwendigkeit einer Reform des UN-Sicherheitsrates und sagte: „Wir unterstützen nur eine stärkere Vertretung Asiens, Afrikas und Lateinamerikas. Der Westen ist dort bereits ungerecht stark vertreten: Von den 15 Mitgliedern des Sicherheitsrates repräsentieren sechs den Westen. Das stimmt mit keiner Statistik über Bevölkerung, Industrieproduktion und Größe der Länder überein. Konkret unterstützen wir Indien, Brasilien und die kollektive Initiative der Afrikanischen Union zur Reform des Sicherheitsrates“.
"Eine gerechtere Vertretung des globalen Südens und Ostens in den Mechanismen der Global Governance setzt eine Reform der UNO und ihres Sicherheitsrates voraus", erklärte er.
Jedes neue Mitglied, so der russische Chefdiplomat, stärkt den Status des Wirtschaftsblocks.
Russland war am 23. und 24. Oktober Gastgeber des BRICS-Gipfels in Kasan. 35 Staats- und Regierungschefs nahmen am BRICS-Gipfel der Schwellenländer teil. Unter den Gästen waren der chinesische Staatspräsident Xi Jinping, der indische Premierminister Narendra Modi und der iranische Präsident Masoud Pezeshkian.
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