Kurz vor dem Amtsende der Präsidentschaft von US-Präsident George W. Bush gesteht die US-Regierung zunehmend offen die Anwendung von Foltermethoden bei Guantánamo-Häftlingen ein. Die für Anklagen gegen Häftlinge im US-Gefangenenlager Guantánamo verantwortliche Susan Crawford räumte gegenüber der «Washington Post» ein, dass es in dem Lager auf Kuba lebensgefährliche Verhörpraktiken gegeben habe. US-Vizepräsident Dick Cheney hatte am Sonntag in einem CNN-Interview zugegeben, dass in drei Fällen das berüchtigte «Waterboarding» angewandt worden sei.Crawford sagte in dem Zeitungsinterview, dass sie sich gegen eine Anklage des saudischen Häftlings Mohammed Al-Ghahtani entschieden habe, weil bei seinen Vernehmungen die Grenze zur Folter überschritten worden sei. Al-Ghahtani, dem eine Beteiligung an der Vorbereitung der Anschläge vom 11. September 2001 zur Last gelegt wird, sei unter anderem mit langer Isolation und Schlafentzug in «eine lebensbedrohliche Lage» gebracht worden. Auch sei er längere Zeit nackt gezielt der Kälte ausgesetzt worden. Zudem sei er gezwungen worden, sich nackt vor eine weibliche Ermittlerin zu stellen. Al-Ghahtani soll auch mit einem Militärhund attackiert worden sein.«Die Techniken, die angewandt wurden, waren alle genehmigt, aber die Art und Weise, wie sie umgesetzt wurden, waren übermäßig aggressiv und zu langanhaltend», sagte Crawford. Die Vorgänge seien in die Amtszeit von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld gefallen. «Ein Großteil davon passierte unter seiner Aufsicht.» Es seien die gesundheitlichen Auswirkungen gewesen, die sie veranlasst hätten, in diesem Fall von Folter zu sprechen. Die 61 Jahre alte ehemalige Richterin Crawford hatte im Mai 2007 ohne Angabe von Gründen entschieden, dass Al- Ghahtani nicht angeklagt wird. Nun erläuterte sie erstmals ihre Beweggründe dafür.Auf seine Behandlung trifft die juristische Definition der Folter zu», sagte Crawford weiter. Deshalb habe sie Ghahtanis Fall auch strafrechtlich nicht weiter verfolgen lassen.Das berüchtigte Gefängnis Guantánamo wurde einige Monate nach den Anschlägen vom 11. September zum Verhör derjenigen errichtet, welche in Afghanistan oder anderen Ländern unter Beschuldigung terroristischer Aktionen festgenommen worden waren. Den Häftlingen in diesem Gefangenenlager sind die elementarsten Rechte entzogen worden. Sie sind verschiedensten Methoden der Folter und Misshandlung ausgesetzt, so dass mehrere von ihnen Selbstmord begangen haben. Präsident Bush nannte das Gefangenenlager auf Kuba als Teil des so genannten Anti-Terror-Kampfes und lehnte die wiederholten Forderungen der Opposition im Inland sowie die der internationalen Organisationen ab. Auch Barack Obama äußerte sich vor kurzem zurückhaltend zu seinem Wahlversprechen, das umstrittene Gefangenenlager Guantanamo zu schließen. Im Fernsehen ABC antwortete er auf die Frage, ob ihm die Schließung binnen seiner ersten 100 Tage im Amt gelingen werde: "Das ist eine Herausforderung." Er gehe davon aus, dass die Schließung Zeit brauche.
source : IRIB
Montag
15 Juni 2009
19:30:00
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