AhlolBayt News Agency (ABNA)

source : parstoday
Sonntag

6 Juni 2021

14:30:16
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"Schlächter von Bosnien" steht vor endgültigem Urteil wegen Völkermord und Kriegsverbrechen

Über den ehemaligen bosnisch-serbischen Militärkommandant Ratko Mladic, bekannt als der "Schlächter von Bosnien", wird in Den Haag ein endgültiges Urteil wegen Völkermord und anderer Kriegsverbrechen gefällt, die er während des schlimmsten Konflikts in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg begangen hat.

Wie die Ahlulbayt Nachrichtenagentur ABNA berichtet, Mladic wird voraussichtlich am Dienstag vor dem UN-Kriegsverbrechergericht in den Niederlanden erscheinen, um die endgültige Entscheidung bezüglich seiner Berufung gegen seine Verurteilung wegen des Massakers von Srebrenica von 1995 zu hören.

Er wurde 2017 von einem Den Haager Tribunal zu lebenslanger Haft verurteilt, hat jedoch Berufung gegen das Urteil eingelegt.

Mladic, der vor seiner Festnahme im Jahr 2011 ein Jahrzehnt auf der Flucht verbrachte, wurde 1995 wegen des Massakers an etwa 8.000 muslimischen Männern und Jungen wegen Völkermords verurteilt.

Staatsanwalt Serge Brammertz sagte, er sei „vorsichtig optimistisch“ in Bezug auf das Urteil und sagte Reportern diese Woche, er könne sich „kein anderes Ergebnis als eine Bestätigung vorstellen“.

Familienangehörige einiger der in Srebrenica massakrierten Männer und Jungen sagten, dass sie am Dienstag vor dem Gericht stehen werden.

„Dieses Urteil ist nicht nur für die Opfer und Überlebenden wichtig. Es ist sehr wichtig für die Zukunft unserer Kinder, von uns allen“, sagte Subasic, der mit rund einem Dutzend Unterstützern vor Gericht stehen wollte.

Auch Munira Subasic, Präsidentin einer der Vereinigungen der „Mütter von Srebrenica“, sagte: „Wir werden nach Den Haag fahren, um dem Henker noch einmal in die Augen zu sehen, wenn er endlich verurteilt wird“, fast drei Jahrzehnte nach dem Bosnienkrieg

Staatsanwalt Brammertz warnte jedoch, dass das Urteil die Spaltungen auf dem Balkan nicht beenden würde und sagte, es sei nur „das Ende eines Kapitels“.

„Die Leugnung des Völkermords ist die letzte Phase des Völkermords“, sagte er.

Die Anwälte von Mladic haben jedoch einen Freispruch beantragt, unter anderem bezüglich Klagen wegen der Organisierung des Völkermords in Srebrenica und der Beteiligung an zahlreichen anderen Gräueltaten, darunter der Belagerung von Sarajevo.

Am 11. Juli 1995 überfielen die serbischen Truppen unter dem Kommando von Mladic Srebrenica, das von den Vereinten Nationen zur „sicheren Zone“ erklärt und von leicht bewaffneten niederländischen Friedenstruppen geschützt wurde.

Mladics Truppen schickten Frauen und Kinder weg und nahmen Männer und Jungen gefangen und exekutierten sie.

In weniger als zwei Wochen ermordeten die serbischen Streitkräfte systematisch mehr als 8.000 bosnisch-muslimische Männer und Jungen und begruben ihre Leichen in zahlreichen Massengräbern, um ihre Verbrechen zu verbergen.

Fast 7.000 der Getöteten wurden gefunden und identifiziert, aber etwa 1.000 weitere werden noch vermisst.

Das Massaker ereignete sich, während UN-Friedenstruppen untätig daneben standen und die NATO sich weigerte, einzugreifen.

Der Krieg von 1992-1995 hat mehr als 100.000 Menschen getötet und Millionen obdachlos gemacht, die meisten von ihnen Muslime.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft beaufsichtigte Mladic persönlich die Gräueltaten im Rahmen einer ethnischen Säuberungskampagne zur Vertreibung der Muslime.

Während der zweitägigen Berufungsverhandlung im August 2020 bestand der 78-jährige ehemalige General, „in den Krieg gedrängt“ worden zu sein und wies das Gericht als „Kind der Westmächte“ ab.

Die Staatsanwälte waren jedoch unzufrieden damit, dass der ehemalige Kommandant nur in Srebrenica und nicht auch in anderen Gebieten wegen Völkermords verurteilt wurde, wo bosnisch-serbische Truppen unter seinem Kommando Nicht-Serben folterten, inhaftierten, töteten und vertrieben.

Eine Forscherin des TMC Asser Institute in Den Haag, Sofia Stolk, sagte, das endgültige Urteil sei wichtig, weil es den letzten Schlüsselfall des Tribunals beendet und weil es um Völkermord geht, die vorsätzliche Tötung von Menschen einer bestimmten Nation oder ethnischen Gruppe mit dem Ziel, ihrer Vernichtung.

Fast drei Jahrzehnte nachdem der Krieg mit einem von den USA vermittelten Friedensabkommen beendet wurde, ist Bosnien immer noch von tiefen ethnischen Spaltungen geplagt.

Bosnische Serben loben noch immer Mladic und den ehemaligen bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic.

In der serbisch dominierten Hälfte Bosniens, der Republika Srpska, sind noch heute Plakate, Denkmäler und gemalte Bilder des ehemaligen Kommandanten zu sehen.

Der serbische Kriegsveteran Milije Radovic aus der ostbosnischen Stadt Foca sagte, er könne „keine Verurteilung akzeptieren. Für mich ist er eine Ikone. Und für das serbische Volk ist er eine Ikone.“

Mladics Sohn Darko Mladic behauptete in einem Interview, sein Vater sei unschuldig und seine Rechte seien während des Prozesses verletzt worden.

Mladic selbst sagte während seiner Berufungsverhandlung im Oktober 2020 vor Gericht, der Zusammenbruch Jugoslawiens sei das Ergebnis eines westlichen Komplotts.

Die anhaltende Leugnung der Gräueltaten aus Kriegszeiten ist zu einem großen Hindernis auf dem Weg zur Aussöhnung im Land geworden.

Auch Politisch ist das Land in zwei Einheiten geteilt – die muslimisch-kroatische Föderation und die Republika Srpska.

Bosnische Muslime setzen sich seit langem dafür ein, dass die Leugnung des Völkermords und der Kriegsverbrechen verboten werden. Aber die serbischen Gesetzgeber im Zentralparlament haben alle Versuche, diese Maßnahme zu verabschieden, blockiert.

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