AhlolBayt News Agency (ABNA)

source : parstoday
Mittwoch

16 September 2020

16:03:56
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Folgen der Vereinbarung Abu Dhabis mit Tel Aviv (2)

Sind die Auswirkungen des so genannten Abraham-Abkommens zwischen Tel Aviv und Abu Dhabi strategisch ausschlaggebend oder nur vorübergehender Natur? Im ersten Teil haben wir schon einige Folgen des Abkommens betrachtet. Weitere Folgen werden wir in einem zweiten Teil näher unter die Lupe nehmen.

Wie die Ahlulbayt Nachrichtenagentur ABNA berichtet, Die Herausbildung von zwei politischen Lagern und Machtblöcken in Westasien

Einige glauben durch das so genannte Abraham-Abkommen würden die Palästinenser gegenüber  dem zionistischen Regime in einer schwächere Position gedrängt. Hier fällt die Frage an, welchen Platz denn die Palästinafrage bislang in der Außenpolitik der Vereinigten Arabischen Emirate eingenommen hat.  Was hat Abu Dhabi bislang zur Unterstützung Palästinas getan?

Husain Amir Abdullahiyan, Sachverständiger in internationalen Fragen ist der Meinung, dass die Emirate bislang keinen einzigen Schritt für Palästina unternommen haben und daher das Abraham-Abkommen die Position der  Palästinenser gegenüber dem zionistischen Regime nicht beeinträchtigen wird. Während geografisch gesehen Palästina immer kleiner wurde, haben ja die meisten arabischen Staaten, insbesondere die Emirate und Saudi Arabien bis auf ein paar Ablehnungserklärungen  praktisch nichts zu seiner Verteidigung getan.

Das Abraham-Abkommen wird dennoch strategisch gesehen eine wichtige Folge haben: Es macht die Teilung   der westasiatischen Region in zwei politische Lager  und Macht-Blöcke deutlicher und fördert diese Blockbildung.   Dieses Abkommen verdeutlicht den Palästinensern und der Achse des Widerstandes in der Region, wer nach Kompromissen mit dem Besatzerregime sucht. Auch jene palästinensischen Gruppen, die noch an Friedensgespräche glauben, werden einsehen, dass sie sich zur Verteidigung ihrer Sicherheit und der territorialen Integrität Palästinas auf die eigenen Kräfte verlassen und Widerstand leisten müssen. Zum Beispiel hat die palästinensische Autonomiebehörde das Abraham-Abkommen einen Verrat genannt und den Botschafter Palästinas in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Emirate, zurückbeordert. Widerstandsgruppen in Westasien wie die Ansarullah in Jemen, und die libanesische Hisbollah und Widerstandsgruppen im Irak, haben ebenso  den Schritt der Emirate verurteilt und die Solidarität mit Palästina gegenüber dem zionistischen Regime  unterstrichen.

 In der Erklärung des Außenministeriums der Islamischen Republik Iran hieß es zudem:

„Die Geschichte wird zeigen wie dieser strategische Fehler seitens des zionistischen Regimes und dieser Dolch, den die Emirate in den Rücken des palästinensischen Volkes wenn nicht aller Muslime gestoßen haben, im Gegenteil dazu führen wird, dass die Achse des Widerstandes und die Solidarität gegenüber dem zionistischen Regime und den reaktionären Kräften um ein Vielfaches erstarkt.“   

 jhon Pack, Gründer des Instituts Libya-Analysis und ehemaliger Exekutivleiter der –amerikanisch- lybischen  Handelsgemeinschaft, schrieb in der Zeitschrift Foreign Policy:

„Einige Jahrzehnte lang galt der arabisch-israelische Krieg als wichtigste geopolitische Verwerfung im Nahen Osten, aber in den letzten Jahren trifft dies angesichts der stillen Annäherung der arabischen Länder am Persischen Golf an Israel nicht mehr zu. Das jüngste Abkommen über die Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und den Emiraten hat diesen  Strategiewechsel lediglich offiziell werden lassen. Zwar wird dieses Abkommen möglicherweise wenig zur Lösung des israelisch-palästinensischen Konfliktes beitragen und hat ihn generell ignoriert, aber es wird tiefe Auswirkungen in anderen Bereichen haben und den derzeitigen Kalten Krieg verschärfen, in den die Region  seit dem „Arabischen Frühling“ verwickelt ist.“

Wie auch immer, die Blockbildung in Westasien ist jedenfalls eine der strategisch wichtigen Folgen des Abkommens zwischen den Emiraten und dem zionistischen Regime.

 Frieden ohne Gegenleistung

 Auch hat die Art des Abraham-Abkommens einen wichtigen Effekt. Als das zionistische Regime mit Ägypten und Jordanien ein Friedensabkommen schloss, willigte Tel Aviv in den Rückzug aus einem Teil der besetzten Gebiete ein.  Ein ähnliches Eingeständnis hat das zionistische Regime gegenüber den Emiraten nicht gemacht. Zwar behauptete Abu Dhabi, dass das Besatzerregime im Gegenzug für das Abraham-Abkommen  auf die Annexion  des Jordanlandes verzichten werde, aber Netanjahu hat ganz offen erklärt der Annexionsplan sei nicht aufgehoben sondern nur für eine gewisse Zeit aufgeschoben.  

Die Abkommen Jordaniens und Ägyptens mit dem  Besatzerregime wurden  gewissermaßen noch der Forderung „Frieden im Gegenzug zu Boden“ gerecht,  aber das Abkommen mit den Emiraten  folgt dem Motto „Frieden gegenüber Frieden“ ebenso wie das  Abkommen, das jüngst auch Bahrain mit dem Besatzerregime schloss. Auch noch andere arabische Länder wie Oman könnten sich mit Tel Aviv auf ein solches Friedensabkommen  einigen. In Wirklichkeit wird das zionistische Regime durch solche Abkommen zu weiteren Verbrechen angespornt und das ist eine strategisch zum Tragen kommende Auswirkung des Abraham-Abkommens.

 Das Image der Emirate leidet unter dem Abkommen und Abu Dhabi drohen Gefahren

Eine weitere strategisch wirksame Folge des Abkommen zwischen den  Emiraten und dem zionistischen Regime besteht darin, dass sich die Regierung der Emirate damit einen schlechten Ruf gemacht hat, was ernsthafte Schäden und Gefahren für dieses Land mit sich bringt. Die Emirate sind in den letzten Jahren zu einem Akteur geworden, der sich in die internen Angelegenheiten arabischer Ländern einmischt. In diesem Zusammenhang sei an die Interventionen in Libyen, Jemen, Libanon, Syrien und sogar in Ägypten erinnert. Die Emirate haben aber nicht von diesen Einmischungen profitiert sondern dadurch die Spannungen in ihren Beziehungen zu  regionalen Mächten wie die Türkei und die Islamische Republik Iran verstärkt. Außerdem haben sich ihre Beziehungen zum  Nachbarstaat Katar getrübt bis sie schließlich im Jahre 2017 gänzlich abgebrochen wurden.

Die Spannungen zwischen Abu Dhabi und Ankara nahmen wegen der  Außenpolitik der Emirate in den letzten Monaten deutlich zu und sogar die Wahrscheinlichkeit eines Konfliktes ist gestiegen.  Die  Emirate haben außerdem diplomatische Beziehungen zu der Islamischen Republik Iran abgelehnt.

Die Eröffnung der Botschaft des zionistischen Regimes in Abu Dhabi, welches  eine Verletzung der Rechte der Palästinenser und einen Verrat an dem palästinensischen Ideal darstellt,  schadet dem Ansehen der Emirate wegen Ignorierung seiner Identität als  muslimischer und arabischer Staat  und dieser Staat wird in der Region einem größeren Druck ausgesetzt sein. 

Dies zeigen die Demonstrationen in den arabischen Ländern gegen die Emirate bei denen Bilder des Kronprinzen dieses Landes, Muhammad bin Zayid, verbrannt wurden.  Husain Amir Abdullahiyan, Sachverständiger in internationalen Fragen schrieb hierzu auf seinem persönlichen Twitter-Account: „Die Emirate haben, indem sie das illegale israelische Regime in die Region des Persischen Golfes einlassen, unklug die rote Linie  für die kollektive Sicherheit der Region überschritten.  Wenn ab heute irgendetwas in der Region des Persischen Golfes vorfallen sollte, bei dem im Hintergrund oder offen die Hände der Zionisten mit ihm Spiel sind, wird es nicht nur für die Zionisten sondern auch für Abu Dhabi  unweigerlich schwere Folgen nach sich ziehen.“

 Stärkung der islamischen Identität der Palästinafrage und Kluft innerhalb arabischer Länder

Das Abraham-Abkommen wirkt sich auch insoweit auf die Palästinafrage aus, dass ihr arabischer Charakter verblasst, und ihr islamischer Charakter erstarkt. Abgesehen von dem neulich erfolgten Abkommen Bahrains mit Tel Aviv sind die Emirate nach Ägypten und Jordanien das dritte arabische Land gewesen, welches offiziell diplomatische Beziehungen mit dem zionistischen Regime aufnehmen  wird. Dies ist gleichbedeutend mit einem Rückgang der Unterstützung arabischer Länder für Palästina. Zugleich befreit es die Palästinafrage vom bisherigen arabisch geprägten Ethnozentrismus und verhilft ihr auf die Stufe einer Frage der Islamischen Welt, die über das Anliegen  einer bestimmten Ethnie nämlich des arabischen Volkes hinausgeht.   Dies könnte zu einer verstärkten Annäherung Palästinas zu Ländern wie die Islamische Republik Iran und die Türkei führen.

Die Maßnahme Abu Dhabis hat außerdem die Kluft innerhalb der arabischen Staaten vergrößert, weil die Bevölkerung und viele politische Gruppen in den arabischen Staaten diesen Schritt nicht nur verurteilt haben sondern auch die Unterstützung ihrer eigenen Regierung für diesen Schritt ablehnen. Bürger und politische Gruppen in Bahrain, Kuwait, Irak, Jemen , Ägypten, Marokko, Tunesien, Algerien, Libanon und Jordanien haben gegen das Abkommen der Emirate mit dem zionistischen Regime demonstriert und gefordert, dass ihre Regierungen dieses Abkommen verurteilen. Wenn die Regierungen dieser Länder nicht auf die Forderungen der Bevölkerung eingehen, wird sich die Kluft zwischen ihnen und ihrer  Bevölkerung verbreitern. 

 Arabische Organisationen geraten in eine schwächere Position.

Die arabischen Organisationen darunter die Arabische Liga und der Kooperationsrat Arabischer Anrainerstaaten des Persischen Golfes sind in den letzten zehn Jahren zu erfolglosen instrumentalisierten Einrichtungen geworden. Sie haben in dieser Zeit den Interessen von Ländern wie Saudi Arabien gedient und nicht zur Lösung von Krisen in der arabischen Welt beigetragen. Dies, obwohl gerade in den letzten 10 Jahren die westasiatische Region mehr als alle anderen Regionen der Welt  Zeuge von gefährlichen Entwicklungen war.  Das Abkommen der Emirate mit dem zionistischen Regime hat erneut und mehr denn je die Unfähigkeit dieser Organisationen gezeigt. Ungeachtet dessen, das Palästina mit seiner arabischsprachigen Bevölkerung zu den arabischen Ländern gehört und Mitglied der Arabischen Liga ist,  hat diese Union keine Sitzung hinsichtlich des Abkommens der Emirate mit dem zionistischen Regime einberufen und sogar den diesbezüglichen Antrag der palästinensischen Autonomiebehörde abgelehnt.  Grund dafür ist die Tatsache, dass die arabische Welt hinsichtlich dieses Abkommens gespalten ist.  Unterdessen haben Ägypten, Oman und Bahrain offen das Abkommen befürwortet und Bahrain hat vor ein paar Tagen sogar selber ein Abkommen mit Tel Aviv geschlossen. Es lässt sich sagen, dass strategisch gesehen die Position der arabischen Einrichtungen gegenüber Fragen der arabischen Welt durch solche Abkommen beeinträchtigt wird.

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