AhlolBayt News Agency (ABNA)

source : iqna
Mittwoch

12 August 2020

11:18:39
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Welche Reformen braucht der Libanon und will der Westen wirklich helfen?

Wer in der heutigen Zeit immer noch glaubt, die Westliche Welt würde sich für Frieden, Freiheit und Menschenrechte irgendwo in der Welt einsetzen, der gehört offensichtlich zu denjenigen, die ihre eigene Seele freiwillig versklaven und mithelfen, andere Menschen zu unterdrücken...

Wie die Ahlulbayt Nachrichtenagentur ABNA berichtet, Ein Beitrag von Yavuz Özoguz

Nach der Explosionskatastrophe im Libanon vor wenigen Tagen, hören wir durch die eingebetteten und gleichgeschalteten Medien der Westlichen Welt immer wieder eine Forderung an den Libanon: Reformen! Das klingt dann so: „(Bundesaußenminister) Maas mahnte Reformen im Libanon an. Das Land habe bereits vor der Katastrophe „vor überwältigenden Herausforderungen" gestanden. „Ohne dringend benötigte Reformen kann es weder nachhaltigen Wandel noch Stabilität geben." Die libanesische Bevölkerung fordere zu Recht, dass „Einzelinteressen und alte Konfliktlinien" überwunden würden und das Wohl der gesamten Bevölkerung vorangestellt werde. (FAZ)“ [1] „Die Unterstützung werde aber mit Reformen kommen, teilten die Staats- und Regierungschefs, andere Regierungsvertreter und internationale Organisationen mit. (Tagesschau)“ [2]. „(Der franzöische Präsident) Macron forderte die libanesische Regierung zu Reformen, zum Kampf gegen Korruption und insgesamt zu einem Systemwechsel auf.“ (Zeit) [3]

Ein Presstituierter nach dem anderen schreibt stakkatoartig das Mantra der westlichen Reformforderung ab, ohne konkret darauf hinzuweisen, worin die Reformen denn eigentlich bestehen sollen? Wie wäre es z.B. mit einer Reform zu mehr Demokratie? Ist es das, was die Westliche Welt fordert? Schließlich waren es die Franzosen, die 1943 eine Art undemokratisches Proporzsystem eingeführt haben, das als unantastbar galt. Demnach sollte das Land nach dem Motto „teile und herrsche“ stets aufgeteilt sein in die Macht unter den Konfessionen: Der Präsident müsse immer ein Christ sein, der Regierungschef immer ein Sunnit, der Parlamentspräsident immer ein Schiit. Ist es dieses jegliche Reformen verhindernde von der Westlichen Welt dem Libanon aufgezwungene System, dessen Reform jetzt ausgerechnet die Franzosen und die anderen westlichen Länder fordern? Warum gibt es nicht einen einzigen westlichen Presstituierten, der hier nachhakt? Tatsächlich ist solch eine Reformforderung nirgends in der westlichen Welt existent. Kein einziger westlicher Politiker mahnt demokratische Reformen an! Mit keinem Wort hören wir vom deutschen Außenminister oder gar der Kanzlerin, dass sie demokratische Reformen des politischen Systems im Libanon verlangen würden. Denn Demokratie war für westliche Politiker stets nur ein Mittel, um ihre Demokratur [4] der restlichen Welt aufzuzwingen.

Warum kein westlicher Machtpolitiker echte Demokratie im Libanon wünscht, erklärt ausgerechnet die Bildzeitung – wenn auch verklausuliert: „Die Hisbollah gehört auch der Regierung an – gegen sie und ihren Anführer Hassan Nasrallah kann keine Politik gemacht werden.“ [5] Was die Bildzeitung als Schreckensszenario seiner Leserschaft zu verkaufen versucht, ist eine Realität im Libanon, die auch den westlichen Geheimdiensten bekannt sein dürfte. Bereits jetzt unter dem westliche aufgezwungenen Proporzsystem ist die Hizbullah die stärkste Partei im Libanon [6]. Das liegt – anders als von der westlichen Propaganda verbreitet – nicht daran, dass Schiiten auch nur annähernd eine Mehrheit im Libanon bilden könnten. Nur ca. 1,5 Millionen der 6 Millionen Libanesen sind nach westlichen Vorstellungen Schiiten. Vielmehr liegt es daran, dass sowohl Sunniten als auch viele christliche Konfessionen die Hizbullah als einzige wahrhaftige und nicht korrupte Partei des Libanon unterstützen. Zudem traut man der Hizbullah zu, dass sie in der Lage sind, die Souveränität des Landes gegen westliche Interessen und Israels Expansionsgelüste zu schützen. Dementsprechend handelt es sich bei den Reformforderungen der Westlichen Welt nicht um demokratische Reformen.

Lediglich die Neue Züricher Zeitung (NZZ) konkretisiert jene Reformforderungen, welche die Leserschaft der Mainstream-Blätter ohnehin kaum verstehen würde: „Nun ist rasche Nothilfe geboten, aber auch Unterstützung bei der Reform des Banken- und Währungssystems.“ [7] Die westliche Welt verspicht also Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und all die anderen Lügen, mit denen ganze Kontinente ausgebeutet werden, gegen die Reform des Banken- und Währungssystems! Noch deutlicher kann man den Zerfall des westlichen Imperialsystems kaum verdeutlichen. Was früher versteckt durchgesetzt wurde, wird jetzt ganz offen gefordert, wenn auch nur für eine elitäre Leserschaft, denn welcher Bildzeitungsleser würde zwei Sätze in der NZZ verstehen?

Wer sich hingegen mit der Materie auskennt, weiß, dass eine von der Westlichen Welt geforderte „Reform“ des Banken- und Währungssystems eine Aufforderung zur Unterwerfung und Versklavung des Landes bedeutet. Die Forderung beinhaltet unter anderem die Abwertung des eigenen Geldes, damit ausländische „Investoren“ das Land kaufen können. Wer das Geldsystem beherrscht, der kann auch die Politik drangsalieren nach seinen Forderungen zu agieren, wie wir es im kapitalistischen Westen tagtäglich sehen.

Tatsächlich braucht der Libanon Forderungen, wie es der Generalsekretär der Hizbullah Nasrallah wenige Tage nach der Explosionskatastrophe gefordert hat [8]. Dazu gehören unter anderem die Überwindung der Korruption, demokratische Reformen und vieles andere mehr. Aber anders als alle westlichen Politiker hat er in der Zeit der Krise nicht die Spaltung gefördert, sondern mit versöhnlichen Tönen den Zusammenhalt bestärkt. Der Politiker, der in der Lage wäre die Macht im Libanon unblutig und innerhalb weniger Stunden zu übernehmen und dabei die Mehrheit des Volkes hinter sich wüsste, hat den Zusammenhalt gefördert, während diejenigen, die die als Vorkämpfer des imperialistischen Kapitalismus den Libanon westlichen Interessen unterwerfen wollen, die Spaltung herbeizureden versuchen. All das sind Zeichen für die gesamte Menschheit, Wahrheit von Falschheit unterscheiden zu lernen.

Deutsche US-hörige Politiker haben Deutschland bezüglich Libanon ohnehin bereits ins Abseits befördert. Daran können auch mutige deutsche Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks wenig verändern, die jetzt aufopferungsvoll unter schwersten Bedingungen mitgeholfen haben, Verschüttete zu suchen. Dass sie dieses Mal – im Gegensatz zu sonst – keinen einzigen Verschütteten gefunden haben, liegt zwar vor allem daran, dass die Libanesen selbst (darunter die Hizbullah) zuvor intensiv gesucht haben, aber das Ergebnis könnte auch ein Schicksalswink sein. Wer die aktuell stärkste Partei des Libanon und zukünftig sicherlich nach Reformen allein regierende und von den meisten Christen auch unterstützte Partei in Deutschland zur Terrororganisation erklärt und deren Anhänger mit Polizeihundertschaften überfallen lässt [9], darf sich nicht wundern, wenn sein Einfluss in der Region sinkt. Das arrogante Überlegenheitsgefühl stets die besten Kühlschränke, Autos und Flugzeuge exportieren zu können, wird schon bald durch die Chinesen überholt werden, die den Kapitalismus mit seinen eigenen Waffen schlägt.

Ja, es wird Reformen im Libanon geben, früher oder später. Derweil hat Syriens Präsident Assad seine Grenzen zum Libanon geöffnet und die wohl mit Abstand größten Hilfen geleistet, worüber von den westlichen Propaganda-Presstituierten kein Wort verloren wurde. Eines Tages wird es wahre Demokratie im Libanon und auch Syrien geben, die dann die westliche Unterdrückungswelt noch mehr in die Schranken weisen wird, als es heute bereits der Fall ist. Möglicherweise werden Syrien und Libanon wieder vereint werden zu Bundesstaaten. Auch in Palästina wird es früher oder später demokratische Reformen geben und dann wird sich Palästina möglicherweise jener Einheit anschließen. Kein Apartheidssystem hat ewig Bestand! Ob es der Westlichen Welt passt oder nicht, die Menschen werden Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit anstreben und erlangen. Wer weiß, vielleicht werden dann eines Tages einige Deutsche diese befreiten Länder um Hilfe rufen, da sie unter den Faschisten im eigenen Land dazu genötigt werden ihren eigenen nicht abgetriebenen Kindern Grausamkeiten anzutun [10]. Wer sich immer wieder gefragt hat, wie die Nazi-Zeit im Land der Dichter und Denker jemals möglich war, sieht sich heute tagtäglich vermeintlichen Machtmenschen gegenüber, die ihre Machtstellung äußerst unmenschlich missbrauchen, und das in einer Zeit, in der zumindest offiziell noch Demokratie herrscht.

Während der Geist der wahren Freiheit über den Ländern des Orients immer deutlicher zu erkennen ist, schwebt der Geist des Faschismus immer deutlicher über den Ländern des Westlichen Welt, von den USA über Deutschland bis hin nach Israel. Aus dem Jahr 1898 hängen heute noch deutschen Tafeln im libanesischen Baalbek, die an Sultan Abd ul-Hamid II. (Kaiser der Ottomanen) und „Seinem Erlauchten Freunde Wilhelm II. (Deutscher Kaiser, König von Preußen) und der Kaiserin Augusta Victoria zur Erinnerung an die gegenseitige unwandelbare Freundschaft“ [11] erinnern. Ich freue mich auf den Tag, an dem ein wahrer vom Volk getragener libanesischer Präsident (wahrscheinlich Mitglied der Hizbullah) zusammen mit einem von US-Besatzung befreiten deutschen Präsidenten eine vergleichbare Tafel in Deutschland anbringen wird. Ich wüsste da eine ähnlich kleine Ortschaft wie Baalbek es damals war, in Deutschland namens Delmenhorst. Für Libanon sehe ich die Befreiung nicht fern. Aber bei Deutschland müsste schon ein Wunder geschehen, dass ich es miterlebe. Doch als Mensch, der Gottesehrfurcht anstrebt, glaube ich an Wunder!

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