Wie die Ahlulbayt Nachrichtenagentur ABNA berichtet, In Zeiten des Corona-Virus gilt das regelmäßige und gründliche Händewaschen als wichtigste Maßnahme, um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen. Deswegen ist es aktuell auch wieder ein brisantes Thema. Doch nicht nur aus hygienischer Sicht lohnt sich ein Blick auf die richtige Technik des Händewaschens. Wie in der islamischen Praxis, als auch in anderen Religionen, hat es als ritueller Akt einen hohen Stellenwert.
Für den Propheten Muhammad (s) hatte die Reinigung einen hohen Stellenwert. Denn neben der spirituellen Reinigung findet auch die materielle Reinheit seinen Platz. Im Islam ist die rituelle Waschung vor den fünf täglichen Pflichtgebeten zwingend. Der Koran schreibt als Gebetswaschung „kleine Waschung“, das Säubern der Hände vor, ebenso wie des Gesichts, des Kopfes und der Arme bis zu den Ellenbogen sowie der Füße bis zu den Knöcheln. Die Gelehrten fügten aufgrund vieler Prophetenüberlieferungen sogar weitere Körperteile wie Mund, Nase und Ohren hinzu. Die Gebetswaschung tilgt die „kleine“ rituelle Unreinheit, die durch Schlaf oder die Verrichtung der Notdurft entsteht. Daneben erfordert die „große“ Unreinheit, etwa nach dem Geschlechtsverkehr, die „große Waschung“ des ganzen Körpers, genannt. Diese Vorschrift trug maßgeblich zur weiten Verbreitung öffentlicher Bäder in der islamischen Welt bei. Wasserstellen oder Brunnen wurden so ein zentraler Bestandteil jeder Moschee.
Die Reinheit ist die Hälfte des Glaubens
In einem Hadith hießt es, dass die Gabe der „Gesundheit“ vom Wert her stets unterschätzt wird und die bei Verlust, teils nur sehr schwer wiedererlangt werden kann. Ein Gottgefälliges Leben zu führen bedeutet, auf einen gesunden Körper und Geist zu bauen. Die göttliche Gabe der Gesundheit zu bewahren ist demnach eine wichtige religiöse Praktik.
Im Islam hat die Reinheit (auch Hygiene) einen so hohen Stellenwert, dass sie der Prophet (s) als die „Hälfte des Îmâns“ bezeichnete. Sich nach dem Aufstehen, sowie vor und nach dem Essen die Hände zu waschen, sich die Fingernägel zu schneiden, sie sauber zu halten und sich nach dem Gang zur Toilette zu reinigen, gehört zur Sunna des Propheten (s). Im Koran wird die Hygiene an vielen Stellen thematisiert. Neben der Körperhygiene ist aber auch die Sauberkeit Zuhause und am Arbeitsplatz ebenso wichtig.
Reinheit im Judentum
Im Judentum hat das Händewaschen ursprünglich eine rituelle Bedeutung. So sollten Hände etwa vor Gebeten, Gottesdiensten und anderen rituellen Handlungen gesäubert werden, aber auch vor dem Essen. Zudem waschen sich Besucher in Synagogen und an Friedhöfen in Becken mit Hilfe eines speziellen Gefäßes die Hände. Man müsse beim Händewaschen zwischen Ritualen und Hygiene unterscheiden. Denn letztere sei nicht der ursprüngliche Hintergrund des Händewaschens – hierbei gehe es eigentlich um den Aspekt der spirituellen Reinheit. Das Ritual des häufigen Händewaschens habe aber eben zusätzlich die „praktische Seite“ der Hygiene. Auf diese Weise hätten sich Juden bereits in der Vergangenheit vor schweren Krankheiten mitunter schützen können.
Das Händewaschen im Christentum
Im Christentum hat die Händewaschung hingegen in erster Linie nur für den Geistlichen eine besondere Bedeutung. Priester mussten den Leib Christi mit reinen Händen berühren. In früheren Zeiten habe es deswegen mehrere Handwaschungen gegeben, etwa schon vor dem Anlegen der Gewänder und beim Betreten des Altarraums. Seit der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) ist davon allerdings nur noch die Waschung nach der Gabenbereitung vorgesehen.
Doch warum ist die Handwaschung für die christlichen Gläubigen weniger wichtig als für die Priester? Die Bibel liefere eine Erklärung, warum die Händewaschung im Christentum einen niedrigeren Stellenwert habe. „Als Jesus von einer blutflüssigen Frau an seinem Gewand berührt wurde, hat er damit nach den jüdischen Gesetzen seine rituelle Reinheit verloren“, erläutert Bonner Liturgiewissenschaftler Andreas Odenthal. „Anstatt sich aber abzuwenden oder waschen zu wollen, hat er mit der Frau Beziehung aufgenommen und sie geheilt.“ Odenthal sieht darin eine Schlüsselszene für das christliche Reinheitsverständnis. „Jesus teilt die damals verbreitete Vorstellung der kultischen Reinheit nicht. Was uns Christen letztendlich rein macht, ist deshalb nicht eine Waschung, sondern die Feier der Eucharistie.“
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